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# taz.de -- Kolumne Eben: Endlich wieder Opfer
> Die Deutschen sind erschüttert. Wegen dem, was in Köln passiert ist. Aber
> vor allem, weil sie sich selbst als Opfer fühlen.
Bild: Legida am 11.11.: rechter Humor
Nachrichten lesen ist gefährlich. Montags morgens allemal. Man erfährt,
dass David Bowie gestorben ist und der Tag ist ruiniert. Viele Ersterfahrer
kommentierten diese Nachricht auf Facebook und Twitter mit „Bowie?
Wirklich?“ und „Das ist nicht wahr, oder?“
Frage mich, warum diese Sätze nicht so oft geschrieben wurden als es um
Nachrichten aus Köln ging. Mindestens 80 Prozent dessen, was da als
Nachricht in die Welt gepustet wurde, stellte sich als falsch oder halbwahr
heraus.
Wer bis hierhin gelesen hat und jetzt schon weiß, dass hier nun nur noch
das übliche linksliberale Verharmlosungsgerede folgt, an dem der moralische
Niedergang des Schweigekartells sichtbar wird, weil es die
Willkommenskultur wichtiger findet als ein Vergewaltigungsopfer, kann ja
schon mal die Standardkommentartaste drücken.
Dann kann sich der Leser zwischen „Sie relativieren sexuelle Übergriffe“
oder „500 sexuelle Übergriffe sind ein schönes Gastgeschenk“ entscheiden
und ansonsten weiter die seriösen Statements von Heiko Maas lesen.
Der Justizminister ist nicht nur der Einzige, der von einer bundesweit
koordinierten Aktion spricht, sondern hat auch die Ereignisse von Köln als
„Zivilistationsbruch“ benannt, einer Kategorie, die in diesem Land
ansonsten fast ausschließlich für die Shoah reserviert ist. Und im
pseudo-adornitischen Duktus erklärt: Es müsse alles getan werden, dass sich
Köln nie wiederhole.
Wir dürfen sehr gespannt sein, wie dieses Tun aussehen wird. Nach
bisherigem Stand jedenfalls scheint Heiko Maas eher an Loswerden und
Dämonisierung als an Aufklärung zu denken.
Dass die in vielem falsch handelnde Kölner Polizei Recht behalten sollte,
dass hier allein der Verdacht, es könnten Flüchtlinge beteiligt gewesen
sein, zur Massenhysterie gegen sie wird, hat natürlich nicht nur der
Justizminister hinreichend bewiesen.
## Der Mob
Die Deutschen selbst haben mal wieder unter Beweis gestellt, dass sie jede
Gelegenheit nutzen, um sich als Opfer zu fühlen. Erst waren sie Opfer der
Juden, dann Opfer der Nazis. Nun sind sie Opfer der Flüchtlinge: „Der Mob
hat uns alle missbraucht“! Übertreibung einer Linksversüfften, die die
Wahrheit vertuschen will? Nein. Der Satz ist die Überschrift eines
[1][Textes aus der Zeitung Die Welt], in dem behauptet wird, dass sich der
feixende Mob „am guten Willen“ der toleranten Deutschen „vergriffen“ ha…
Von mir aus ist es linksversüfft, hält man nicht alle Maghrebiner für
Kiffer und Vergewaltiger, nur weil Leute aus der gleichen Gegend es sind.
Von mir aus ist es linksversüfft, wenn man denkt, dass mancher Araber mehr
Probleme mit Frauen und Alkohol hat als andere, deswegen aber nicht denkt,
dass alle Muslime Probleme mit Frauen und Alkohol haben.
Von mir aus ist es linksversüfft, wenn ich weiterhin daran glaube, dass es
normal ist, dass nicht jeder Flüchtling Arzt und braver Schwiegersohn wird,
sondern mancher Flüchtling sich betrinken und einen Riesenscheiß bauen
wird. Und dass es unter einer Millionen Flüchtlingen Rassisten,
Vergewaltiger und Rackets gibt wie unter Deutschen Rassisten, Vergewaltiger
und Rackets.
Die Besonderheit des Kölner Gewaltexzesses herauszuarbeiten, daran sollte
dieser Glauben freilich nichts ändern. Dem deutschen Mob ist das egal. Dem
ist Differenzierung fremd und er schickt sich nun an, die Sache selbst in
die Hand zu nehmen.
Nicht der Flüchtling nutzt die Deutschen aus. Der rechte Mob ist es, der
die Stimmung in Deutschland ausnutzt.
13 Jan 2016
## LINKS
[1] http://www.welt.de/debatte/kolumnen/made-in-germany/article150742666/Der-Mo…
## AUTOREN
Doris Akrap
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