# taz.de -- Grüne Woche demaskieren!: „Bessere Tierhaltung ist keine Lösung… | |
> Sandra Franz, Aktivistin vom Bündnis „Grüne Woche demaskieren!“ über | |
> Massentierhaltung, getötete Kälber und Straßentheater. | |
Bild: Viele Menschen sehen nur das Schnitzel – nicht das Schwein | |
taz: Frau Franz, Sie fordern angesichts der Missstände in Landwirtschaft | |
und Ernährungsindustrie einen radikalen Wandel der Gesellschaft. Wie wollen | |
Sie diesen Umbruch bei der Übermacht von Konzernen und Lobbyisten | |
erreichen? | |
Sandra Franz: Wir versuchen einen Beitrag zu leisten für den | |
gesellschaftlichen Wandel, also dass mehr Menschen bewusst wird, was für | |
krasse Dinge abgehen, die einfach nicht hinnehmbar sind. Wenn da eine | |
Stimme immer lauter wird und mehr Leute dagegen aufstehen, dass die | |
Tierindustrie systematisch Gewalt anwendet, dass Landwirtschaft so, wie sie | |
heutzutage praktiziert wird, unsere Umwelt zerstört. Ich glaube schon, dass | |
das einen langfristigen Effekt auf die Politik hat. Protest ist die einzige | |
Möglichkeit, etwas zu verändern, das beinhaltet auch Aufklärung. | |
Ist Ihr Protest nur Veganern vorbehalten, oder dürfen auch Fleischesser | |
mitmachen? | |
Ehrlich gesagt gehe ich nicht davon aus, dass es Fleisch essende Menschen | |
gibt, die an unseren Protesten teilnehmen wollen würden. Das macht man ja | |
aus einer bestimmten Überzeugung heraus. Von daher weiß ich nicht, ob das | |
überhaupt ein realistisches Szenario ist. Wenn sich jemand an unseren | |
Protesten beteiligen möchte, sollte die Person keine Werbung für | |
„Biofleisch“ machen, weil das ganz klar gegen unsere Prinzipien geht. | |
Sie sind von Ihren Positionen sehr überzeugt. Ist das nicht ein Hindernis, | |
um Normalos wie zum Beispiel Biofleischesser zu erreichen? | |
Es ist sehr wichtig, einen klaren Standpunkt zu haben, nur so schafft man | |
es, die Menschen zum Nachdenken zu bringen. Auf manche mag das abschreckend | |
wirken, aber viele werden auch zum Nachdenken angeregt. Die einzelnen | |
Menschen, die Fleisch essen, sind nicht per se unsere Gegner, wir suchen | |
gezielt die Diskussion und machen Aufklärungsarbeit. Dafür braucht es schon | |
eine klare Position. | |
Was halten Sie vom am Donnerstag erfolgreich zu Ende gegangenen | |
Brandenburger Volksbegehren gegen Massentierhaltung? Ist das ein Schritt in | |
die richtige Richtung? | |
Das ist ein zweischneidiges Schwert. Zum einen ist es natürlich positiv, | |
dass Tierhaltung stärker thematisiert wird, mehr in den Medien zu finden | |
ist. Dass es auch ein breites Bündnis gibt, das politische Forderungen | |
aufstellt, ist wichtig. Die Gefahr besteht zum anderen darin, wenn | |
kommuniziert wird, dass bessere Tierhaltung die Lösung ist. Dass Menschen | |
nicht weiter denken und Leute mit besserem Gewissen in ihr Schnitzel beißen | |
– das sehen wir sehr kritisch. Doch ich freue mich, dass das Thema | |
überhaupt präsent ist. | |
Auf welche Aktionen Ihrerseits können sich die Besucher der Grünen Woche | |
einstellen? | |
Wir werden dieses Jahr selbst keine Infostände auf der Grünen Woche haben, | |
aber Animal Rights Watch wird wahrscheinlich an den beiden Messewochenenden | |
am Osteingang mit einem Infostand vertreten sein, und die Berliner | |
Tierbefreiungsaktion wird auch etwas unternehmen. Wir sind nicht die | |
Einzigen, die dort protestieren. Wir versuchen den Bündnischarakter in die | |
Tat umzusetzen und haben versucht, andere Gruppen mit ins Boot zu holen. | |
Auch Einzelpersonen unterstützen unsere Proteste. | |
Kein Infostand – aber es wird doch Proteste geben? | |
Na ja, etwas Kleines machen wir schon, wir veranstalten am 20. und 23. | |
Januar vor dem Messe-Osteingang Straßentheater. Es werden kurze Stücke | |
aufgeführt, die zum Beispiel die Tötung männlicher Kälber in der | |
Milchindustrie thematisieren. Damit sollen die Leute zum Nachdenken | |
angeregt werden, die in der Schlange am Eingang stehen. | |
Gab es Reaktionen des Veranstalters auf Ihre Aktionen? | |
Von der Grünen Woche selbst haben wir noch nichts gehört. Ich kann mir | |
schon vorstellen, dass wir die Veranstalter geärgert haben, gerade mit den | |
Aktionen auf dem Gelände. Wenn man es ganz realistisch betrachtet, muss man | |
sich im Klaren sein, dass es sich um eine riesige Messe handelt. Und wir | |
machen ein, zwei Aktionen, die schon bemerkt werden, aber das sind halt nur | |
kleine Nadelstiche, die wir setzen. | |
Was erhoffen Sie sich denn für die weitere Entwicklung Ihrer Initiative? | |
Es wäre natürlich gut für unsere Gruppe, wenn mehr Menschen dazustoßen, | |
aber der Hauptfokus liegt darin, das Thema Tierrechte zu verbreiten und | |
Besucher der Grünen Messe zum Umdenken zu bewegen. | |
15 Jan 2016 | |
## AUTOREN | |
Nadim Chahrour | |
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