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# taz.de -- Hässliche Koalition in Niedersachsen: Rechts und rechts gesellt si…
> Im niedersächsischen Duderstadt geht der „Freundeskreis
> Thüringen/Niedersachsen“ gegen die Asylpolitik auf die Straße. Eine neue
> rechte Koalition.
Bild: Hooligans, Rocker und Rentner: Fließende Grenzen zwischen rechts und rec…
Duderstadt taz | Auf einem Mäuerchen flackern Grablichter im Wind. Sie
sollen vor der vermeintlich drohenden Gefahr warnen: das Ende der
Deutschen, der Niedergang der Kultur, das Verschwinden der Heimtat. Im
Halbkreis haben sich am frühen Sonntagabend die Anhänger des
„Freundeskreises Thüringen/Niedersachsen“ in Duderstadt davor aufgestellt.
„Unsere Frauen“ müssten sie selbst schützen, sagt Jens Wilke mit Mikrofon
und Notizzettel in der Hand. Zettel, auf die er nicht viel schaut, denn er
weiß was er sagen will: „Wir sind die Guten.“ Und er weiß, für wen er hi…
steht: „Für die Kinder und Kindeskinder.“
Am Westerturm in der schön herausgeputzten Altstadt mit ihren
Fachwerkhäusern ist der „Freundeskreis“ zusammen gekommen. 135 Personen,
behauptet nach einer Stunde Kundgebung der Anmelder Lars Steinke,
Vorsitzender der Jungen Alternative Hochschulgruppe Göttingen. Herren und
Damen in nicht billiger Winterbekleidung, aufgepumpte Männer und
aufgehübschte Frauen im Outdoorchic oder Hooligan-Style, Rocker und
Rentner.
„Wir stehen zusammen“, versichert Wilke. Es sei Zeit, von Sofa aufzustehen,
den Fernseher auszuschalten, den Stammtisch zu verlassen, um auf der Straße
Widerstand zu leisten. In Köln seien sie am Samstag zur Pegida-Demo wegen
der Übergriffe auf „unsere Frauen“ mit „drei, vier Autos“ gewesen,
berichtet er, und dass „die Antifa“ ihre Kundgebung angegriffen habe. „Die
Hooligans“ hätten nicht zuerst losgelegt. Doch die Polizei habe „von oben�…
die Anweisung gehabt, ihre Demonstration aufzulösen, berichtet er unter
starkem Applaus. Auch Steinke vermisst den Rechtsstaat. Sein Auto sei am
„helllichten Tag“ von „Linksfaschisten“ beschädigt worden, klagt er.
Steinke hat das wöchentlich stattfindende „Freiheitliche Bürgertreffen“ in
der Stadt bei Göttingen angemeldet. Auf Facebook erklärt der
„Freundeskreis“, man gehe aus Sorge um „wirtschaftliche, demographische,
soziale und kulturelle Vorgänge“ auf die Straße.
Entschieden wendet sich Jens Wilke gegen „Lügen und Diffamierungen“ über
die Gruppierung: Anders als immer wieder behauptet, seien sie keine Nazis.
Vor Wilke und Steinke stehen aber Anhänger der Partei Die Rechte und der
rechtsradikalen Kameradschaft AG Rhumetal.
In den vergangenen Monaten fand eine Entgrenzung der rechten Spektren bei
den Protesten gegen die Flüchtlings- und Asylpolitik statt. Ein neues
Projekt von Rechtsintellektuellen, und Mitgliedern vom rechten AfD-Flügel
soll das Zusammengehen verstärken: „Ein Prozent für unser Land“. Am 20.
Dezember berichtete die Initiative, dass sie die Aktion in Duderstadt
„tatkräftig“ unterstützt habe.
Die Betreiber von „Ein Prozent“ verheimlichen ihre Intention nicht: „Die
Flüchtlingsinvasion ist eine Katastrophe für Deutschland und Europa“, heißt
es in ihrer Selbstdarstellung. „Politik und Medien wollen uns vor
vollendete Tatsachen stellen? Wir machen nicht mit!“ Eine „Bürgerbewegung,
eine breite Lobby für Deutschland“ sei geboten, die „Unterstützung von
einem Prozent der Deutschen, nicht mehr“ würde die Gefahr abbiegen.
Am Westerturm steht auch die Grüne Landtagsabgeordnete Julia Hamburg. „Die
Scham scheint bei einigen vorbei, hier stehen Bürger, Rechtskonservative
und Nazis zusammen“, sagt sie. Ihr fällt auch auf: „Diese Szene warnt vor
sexuellen Übergriffen, strahlt aber selbst eine aggressive Maskulinität
aus.“
Längst begleiten Gegenproteste die „Bürgertreffen“. Am Sonntag
protestierten rund 200 Demonstranten am Rathaus, eine Straßenecke weiter.
12 Jan 2016
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Niedersachsen
Nazis
Rechts
Rechte Gewalt
Junge Alternative (AfD)
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Neue Rechte
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Flüchtlinge
Schwerpunkt Rassismus
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