# taz.de -- Teurer Nahverkehr: HVV um jeden Preis | |
> Die Anhebung der Fahrpreise zum Januar 2016 wird die Hamburger | |
> Bürgerschaft am Donnerstag beschließen. Ein echtes Sozialticket gibt es | |
> weiterhin nicht | |
Bild: Teurer Spaß: Der Preis für eine Fahrt mit der HVV-Fähre steigt im Janu… | |
Hamburg taz | Fahrten mit Bus und Bahn in Hamburg werden schon wieder | |
teurer. Eine Erhöhung der Tarife um durchschnittlich 1,9 Prozent zum | |
kommenden Jahr wird am Donnerstag die Hamburger Bürgerschaft mit ihrer | |
rot-grünen Mehrheit beschließen. CDU, FDP und Linke werden dagegen stimmen. | |
Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) hatte die Anhebung der Fahrpreise Mitte | |
August beim Senat beantragt. Die Erhöhung sei „sehr moderat“, erklärte | |
damals HVV-Geschäftsführer Lutz Aigner. Sie ergebe sich aus dem | |
HVV-Tarifindex, der die Erhöhungen bei Verbraucherpreisen, Lohnkosten und | |
Energiepreisen berechnet. | |
Zwar soll das Kurzstreckenticket mit 1,50 Euro stabil bleiben, alle anderen | |
Einzelkarten verteuern sich aber um bis zu 30 Cent, die Tageskarte um 20 | |
Cent (siehe Kasten). Bei den Abokarten fällt die Steigerung gemäßigter aus: | |
Die Monatskarte für den Großbereich verteuert sich lediglich von 84 auf 85 | |
Euro. Damit werden Pendler begünstigt, Gelegenheitsfahrer und vor allem | |
Touristen hingegen zur Kasse gebeten. Der HVV, dessen Kostendeckungsgrad | |
bei 72 Prozent liegt, erhofft sich dadurch Mehreinnahmen von 13,8 Millionen | |
Euro pro Jahr. Der Zuschuss Hamburgs betrug 2014 rund 164 Millionen Euro. | |
„Tariferhöhungen für den öffentlichen Personennahverkehr lösen bei uns | |
keine Jubelschreie aus“, sagte Martin Bill, Verkehrspolitiker der | |
Bürgerschaftsfraktion der Grünen. „Gleichwohl müssen auch die | |
Kostensteigerungen im Nahverkehr bezahlt werden.“ Bill weist aber darauf | |
hin, dass Rot-Grün bereits am 11. November eine Erhöhung der Zuschüsse für | |
Sozialkarten beschlossen hat. | |
Danach erhalten BezieherInnen von ALG II, Sozialhilfe oder Grundsicherung | |
auf Zeitkarten einen Rabatt von 20 Euro. Damit dieser in voller Höhe | |
erhalten bleibt, werden Tariferhöhungen künftig regelmäßig entsprechend | |
angepasst. Somit stiege der Nachlass ab Januar um zwei Prozent auf 20,40 | |
Euro. Die Sozialkarte wird zurzeit von rund 65.000 Menschen genutzt, 2014 | |
wendete die Stadt dafür rund 14,5 Millionen Euro auf. „Sozial Schwächeren | |
wird damit auch weiterhin Mobilität in der Großstadt ermöglicht“, sagt | |
Bill. Alle Begünstigten könnten „sich jetzt auf zeitgleiche Erhöhung ihres | |
Zuschusses verlassen“, ergänzt SPD-Verkehrspolitiker Ole Thorben | |
Buschhüter. | |
Das wiederum ficht die Linksfraktion in der Bürgerschaft nicht an: „Es ist | |
nicht Aufgabe des HVV und des Senats, den Fahrgästen jedes Jahr mehr Geld | |
aus den Taschen zu ziehen“, findet ihre Verkehrsexpertin Heike Sudmann. | |
Busse und Bahnen seien nicht „gewinnorientierte Unternehmen, sondern | |
öffentliche Daseinsvorsorge“. Im November hatte die Linkspartei statt der | |
Sozialkarte „ein echtes Sozialticket“ gefordert, dessen Preis dem | |
Mobilitätsanteil beim Arbeitslosengeld II in Höhe von 25,45 Euro monatlich | |
entsprechen solle. SPD und Grüne lehnen das als unbezahlbar ab. | |
Seit 2012 hat der HVV seine Tarife um insgesamt 11,5 Prozent erhöht und | |
liegt damit deutlich über der allgemeinen Teuerungsrate. Mit 735 Millionen | |
Fahrgästen im Jahr 2014 ist der HVV, der am 29. November 50 Jahre alt | |
wurde, Deutschlands ältester und aktuell zweitgrößter Verkehrsverbund. Ihm | |
gehören die Hochbahn, die Deutsche Bahn und deren S-Bahn-Tochter sowie die | |
AKN, der Metronom, die Hafen-Fähren der Hadag und zudem noch etwa ein | |
Dutzend kleinerer Verkehrsunternehmen an. | |
6 Dec 2015 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
## TAGS | |
Deutsche Bahn | |
Hamburgische Bürgerschaft | |
S-Bahn | |
Hamburger Bürgerschaft | |
Bus | |
U-Bahn | |
Öffentlicher Nahverkehr | |
ÖPNV | |
U-Bahn | |
U-Bahn | |
Autobahn | |
Flüchtlinge | |
Fußball | |
Bremen | |
Fahren ohne Fahrschein | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Freie Fahrt: HVV auf Expansionskurs | |
Hamburg und Schleswig-Holstein wollen Verkehrsverbund für den ganzen Norden | |
schaffen. Außerdem planen sie größtes deutsches LNG-Terminal | |
Neuer U-Bahn-Abschnitt in Düsseldorf: „Oberirdisch wäre viel günstiger“ | |
Düsseldorfs neuer U-Bahn-Tunnel hat 843 Millionen Euro gekostet. Schienen | |
in der Stadt hätten gereicht, sagt Iko Tönjes vom Verkehrsclub Deutschland. | |
Streit um geplante U5-Route: Osdorfer bleiben abgehängt | |
Hochbahn will Bau der Linie U5 im Osten beginnen – trotz Kritik der Grünen. | |
Dann müsste der Osdorfer Born noch 20 Jahre auf den Anschluss warten. | |
Kolumne Ich meld mich: Und wir fahrn, fahrn, fahrn … | |
Ronnys Traum: Über die deutsche Autobahn brettern. Freiheit ohne | |
Tempolimit, grenzenlose Weite, das Gaspedal bis zum Anschlag durchdrücken. | |
Nutzung von Bus und Bahn: Flüchtlinge müssen Ticket kaufen | |
In Hamburg registrierte Flüchtlinge müssen künftig eine Monatskarte für den | |
Nahverkehr erwerben. Die 25 Euro werden vom Taschengeld abgezogen. | |
Kriminologe über Stadionverbote für Fans: „Viele sind nicht dauerhaft krimi… | |
Kriminologe Feltes fand heraus, dass 70 Prozent der mit einem Stadionverbot | |
belegten Fans vorbestraft sind. Er warnt vor pauschalen Verurteilungen | |
ganzer Gruppen. | |
Festnahme in Bremen: Knast fürs Schwarzfahren | |
Jemand bittet die Polizei um Hilfe bei der Lebensführung und wird fürs | |
Schwarzfahren 145 Tage eingesperrt. Kriminologen protestieren öffentlich | |
dagegen. | |
Debatte übers Schwarzfahren: Ohne Ticket – ist das unsozial? | |
Wer sich ohne Fahrschein im Nahverkehr erwischen lässt, muss mittlerweile | |
in vielen Städten 60 Euro zahlen. Ist das falsch und unverhältnismäßig? |