# taz.de -- Streit um geplante U5-Route: Osdorfer bleiben abgehängt | |
> Hochbahn will Bau der Linie U5 im Osten beginnen – trotz Kritik der | |
> Grünen. Dann müsste der Osdorfer Born noch 20 Jahre auf den Anschluss | |
> warten. | |
Bild: Seit 1974 wartet der Osdorfer Born auf eine U-Bahn: Vor 2033 wird keine k… | |
Von einem Konflikt will niemand sprechen in der rot-grünen Koalition – noch | |
nicht. Die Pläne zum Bau einer U-Bahnlinie U5 vom Hamburger Osten in den | |
Westen der Stadt dürften in Bälde zu handfesten Disputen zwischen der | |
Wirtschafts- und Verkehrsbehörde, den Grünen und der Hamburger Hochbahn | |
(HHA) führen. Denn in diesem Jahr sollen die grundsätzlichen | |
Weichenstellungen für das auf zwei Jahrzehnte angelegte Projekt erfolgen. | |
Die Richtungsentscheidung aber ist hinter den Kulissen umstritten: | |
Knackpunkt ist die Erschließung der Großraumsiedlungen in Lurup und am | |
Osdorfer Born, deren Anbindung 1974 vom damaligen SPD-Bürgermeister | |
Hans-Ulrich Klose kurz vor Baubeginn gestoppt wurde. | |
Nach den internen Planungen der Hochbahn sollen diese Stadtteile als letzte | |
ans U-Bahnnetz angeschlossen werden, von frühestens 2033 ist die Rede. Die | |
mitregierenden Grünen indes drängen auf einen raschen Baubeginn am Osdorfer | |
Born: „Wir müssen klären, wie wir das hinkriegen, auch im Westen mit dem | |
Bau zu beginnen“, sagt der grüne Verkehrspolitiker Martin Bill unter | |
Verweis auf den Koalitionsvertrag. | |
Dort heißt es, die Bauarbeiten sollten „sowohl im Osten als auch im Westen | |
(....) möglichst parallel beginnen“. Die Hochbahn indes interessiert in | |
erster Linie „die Machbarkeit und die Netzwirkung“, sagt deren Sprecher | |
Christoph Kreienbaum. Die seien im Ostteil der Strecke und im Mittelstück | |
höher. | |
Die U5 soll eine fast 30 Kilometer lange Ost-West-Verbindung zwischen | |
Bramfeld und Osdorfer Born schaffen. Unstrittig ist der erste Bauabschnitt | |
von Bramfeld und Steilshoop zur City Nord, dessen Planung der scheidende | |
Hochbahn-Chef Günter Elste kurz vor Silvester vorstellte. Baubeginn soll in | |
fünf, Fertigstellung in zehn Jahren sein. Dann soll die Strecke durch den | |
Stadtpark, Uhlenhorst und St. Georg zum Hauptbahnhof folgen und weiter | |
durch Eimsbüttel nordwärts. Ab Hoheluftchaussee oder Siemersplatz soll | |
schließlich der dritte Abschnitt nach Westen zu den Arenen und zum Osdorfer | |
Born die vermutlich mehr als drei Milliarden Euro teure Linie vollenden. | |
Das aber dauert vor allem den Grünen zu lange. „Einen zweiten Startpunkt im | |
Westen“ wünscht sich deren Fraktionschef Anjes Tjarks. Reserviert äußert | |
sich indes die Wirtschafts- und Verkehrsbehörde. Niemand könne verlangen, | |
„dass wir im Osten so lange warten, bis wir im Westen die gleiche | |
Planungstiefe haben“, sagt Behördensprecherin Susanne Meinecke. Allerdings | |
müsse man im Westen „nicht warten, bis wir von Osten her am Hauptbahnhof | |
angekommen sind“. Das sei durchaus „parallel“. | |
Laut Kreienbaum könne die U-Bahn im Mittelteil vom Hauptbahnhof westlich | |
der Alster nach Norden den Verkehr besonders entlasten. Die dort fahrenden | |
Buslinien 5 und 6 müssten würden von sehr vielen Fahrgästen genutzt: „In | |
zehn bis 15 Jahren kommt die Kapazitätserweiterung durch das | |
Busbeschleunigungsprogramm an ihre Grenzen“, sagt Kreienbaum, „dann muss | |
Ersatz her.“ | |
Das Busprogramm für rund 250 Millionen Euro hatte sich Bürgermeister Olaf | |
Scholz (SPD) 2011 ausgedacht, um die von ihm ungeliebte Stadtbahn zu | |
verhindern. Wenn dieses Strohfeuer erloschen ist, muss die U-Bahn rollen. | |
Und Scholz darf als zweiter SPD-Bürgermeister den Osdorfern erklären, warum | |
es im Westen noch weitere 20 Jahre lang nicht Neues geben wird. | |
10 Jan 2016 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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