# taz.de -- Energiekonzern wird zerlegt: Auch RWE spaltet sich auf | |
> Weil die Gewinne einbrechen, will RWE einen Teil des Konzerns als neue | |
> Tochtergesellschaft an die Börse bringen. Die AKW bleiben. | |
Bild: Dunkle Wolken über dem RWE-Braunkohlekraftwerk Niederaußen. | |
BERLIN taz | Eon hat es vorgemacht: Fast auf den Tag genau ein Jahr nach | |
dem Branchenprimus kündigte am Dienstag auch die Nummer zwei auf dem | |
deutschen Energiemarkt die Aufspaltung an. RWE-Chef Peter Terium sprach vom | |
„nächsten logischen Schritt“, allerdings vollzieht er den radikalen Schnitt | |
beim Essener Traditionskonzern vor allem unter dem Druck einbrechender | |
Gewinne. | |
Terium will deshalb das Geschäft mit Ökostrom, Stromnetzen und dem Vertrieb | |
abspalten und Ende kommenden Jahres 10 Prozent der neuen Gesellschaft bei | |
einer Kapitalerhöhung an die Börse bringen. RWE soll zunächst | |
Mehrheitsaktionär bleiben. | |
Der Mutterkonzern wird sich laut Terium auf die Stromerzeugung aus Gas und | |
Kohle und den Energiehandel konzentrieren. Die Atomkraftwerke – in | |
Deutschland sind das Emsland und Gundremmingen – bleiben ebenfalls bei RWE. | |
Mit der Konzernzerlegung wolle sich RWE nicht vor den Kosten für den Abriss | |
der Atommeiler und die Entsorgung des strahlenden Mülls drücken. RWE stehe | |
„weiterhin zu unserer Verantwortung für die neue Gesellschaft – die neue | |
Struktur ändert daran nichts“, sagte Terium. Mit den Aktien der neuen | |
Gesellschaft ließen sich die Kosten für die Atom-Altlasten sogar | |
gegebenenfalls besser bedienen. | |
An der Börse wurden die Pläne begrüßt: RWE-Papiere gingen am Dienstag | |
zeitweise um 12 Prozent in die Höhe, offenbar weil die Anteilseigner damit | |
rechneten, dass sich RWE mit dem Schnitt von großen Lasten befreit hat. Das | |
ahnt auch Robin Wood: „RWE handelt nach der Logik: Gewinne privatisieren, | |
Risiken vergesellschaften“, kritisierte die Umweltorganisation. | |
Mit der Aufspaltung würde RWE eine Art „Bad Bank“ schaffen, in die | |
finanziell riskante und unprofitable Geschäftsbereiche verlagert werden, um | |
sie von profitablen Teilen wie Erneuerbaren, Netzen und Vertrieb zu | |
trennen. So steige die Gefahr einer Insolvenz der unprofitablen Sparte. | |
Auch die Folgeschäden von RWEs Braunkohletagebau im Rheinland verursachten | |
„Kosten in Milliardenhöhe, die sichergestellt sein müssen“. | |
## Energiewende verpasst | |
RWE hat die Energiewende verschlafen und insbesondere unter Exchef Jürgen | |
Großmann lange auf Kohle und Atom gesetzt. 2014 erzeugte RWE die Hälfte | |
seines Stroms aus Stein- und Braunkohle. Der Ökostromanteil lag bei nur | |
knapp 5 Prozent. Allerdings: Die Strom-Großhandelspreise sind wegen des | |
Ausbaus des Ökostroms und der Überkapazitäten auf den tiefsten Stand seit | |
Jahren gefallen. Wie der RWE-Konzerngewinn. Er sank 2014 um ein Viertel auf | |
4 Milliarden Euro. | |
Die neue Gesellschaft soll knapp 40.000 der derzeit etwas unter 60.000 | |
Beschäftigten aufnehmen und einen Umsatz von mehr als 40 Milliarden Euro | |
erzielen. Im Jahr 2014 waren es für RWE insgesamt noch 48,5 Milliarden. | |
Über die Pläne des RWE-Vorstands soll am 11. Dezember der Aufsichtsrat | |
entscheiden. Eon hatte auf Druck der Politik seine Meiler ebenfalls im | |
Mutterkonzern belassen – anders als ursprünglich geplant. Im Gegensatz zu | |
RWE behält Eon jedoch das zukunftsträchtige Ökostromgeschäft. Auch der in | |
Deutschand aktive schwedische Vattenfall-Konzern treibt eine Art | |
Aufspaltung voran. Er will sich vom deutschen Braunkohlegeschäft mit 8.000 | |
Beschäftigten trennen. | |
1 Dec 2015 | |
## AUTOREN | |
Kai Schöneberg | |
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