# taz.de -- Energiekonzerne in der Krise: Knallrote Zahlen bei Eon | |
> Fünf Milliarden Euro Verlust bei Eon: Die Quartalszahlen des | |
> Energiekonzerns fallen schlecht aus. Das liegt auch an AKW-Altlasten. | |
Bild: Bringt nicht mehr so richtig viel Geld: das Eon-Kohlekraftwerk „Staudin… | |
FREIBURG taz | Der Energiekonzern Eon muss für die ersten neun Monate des | |
Jahres offenbar einen Rekordverlust verbuchen. Das berichten die | |
Nachrichtenagentur Reuters und das Handelsblatt unter Berufung auf Insider. | |
Danach schließt der größte deutsche Energiekonzern die drei Quartale mit | |
einem Verlust von rund 5 Milliarden Euro ab, nachdem er bereits 2014 ein | |
Rekordminus von 3,16 Milliarden Euro eingefahren hatte. Der Konzern selbst | |
äußerte sich am Dienstag nicht, er wird seine Quartalszahlen am heutigen | |
Mittwoch vorstellen. | |
Ursache des Bilanzverlustes sind Wertberichtigungen auf Kohle- und | |
Gaskraftwerke in Höhe von mehr als 8 Milliarden Euro. In den | |
Sonderabschreibungen spiegelt sich die Entwicklung am Strommarkt wider: | |
Aufgrund üppiger Überkapazitäten in Mitteleuropa wirft der Stromverkauf | |
immer weniger Erträge ab. Grundlastkraftwerke erlösen mitunter keine 28 | |
Euro je Megawattstunde mehr; im Jahr 2011 waren es noch mehr als 60 Euro. | |
Trotz des Megaverlusts zahlte der Konzern 2014 eine Dividende von 50 Cent | |
je Aktie und stellt bislang auch für 2015 eine unveränderte Ausschüttung an | |
die Anteilseigner in Aussicht. Angesichts der Milliarden, die Eon und auch | |
die anderen Atomkonzerne für die Entsorgung ihres Strahlenmülls noch | |
aufbringen müssen, forderte Jochen Stay von der Anti-Atom-Organisation | |
.ausgestrahlt, die Auszahlungen müssten „so lange gestoppt werden, bis das | |
Geld für die Atom-Kosten gesichert ist“. | |
## Angst um Entsorgung von AKW-Altlasten | |
Zugleich verwies Stay darauf, dass die aktuellen Abschreibungen bei Eon | |
bereits das Ergebnis des sogenannten Stresstests vom Oktober wackeln | |
ließen. Die Gutachter hatten kalkuliert, dass das Reinvermögen aller | |
deutschen AKW-Betreiber zusammen 83 Milliarden Euro betrage und damit höher | |
liege als die Kosten der atomaren Altlasten, die bis zu 77 Milliarden Euro | |
betrügen. Mit der jetzigen Wertberichtigung von Eon seien die Stromkonzerne | |
zusammen nur noch 75 Milliarden Euro wert, so Stay. Und man wisse noch gar | |
nicht, wie denn die aktuellen Zahlen der anderen AKW-Betreiber aussehen. | |
Gehe der Wertverfall in diesem Stil weiter, dann sei „in absehbarer Zeit | |
nichts mehr übrig, um den Schaden, der mit der Nutzung der Atomkraft | |
angerichtet wird, in Grenzen zu halten“. | |
Auch die Atomkommission, die seit der vergangenen Woche im Auftrag der | |
Bundesregierung die Finanzierung der atomaren Ewigkeitslasten prüft, wird | |
den fortschreitenden Wertverfall der Konzerne kritisch beobachten. Denn die | |
neuen Zahlen lassen die Hoffnung schwinden, dass die Kosten der | |
Nuklearentsorgung aus den Erträgen der Kohlekraftwerke finanziert werden | |
können. | |
## „Schicksalswende“ auch auf internationaler Ebene | |
Dass auch international die Zeiten für Kohlekonzerne härter werden, belegt | |
unterdessen der ebenfalls am Dienstag von der Internationalen | |
Energieagentur (IEA) vorgelegte Welt-Energie-Ausblick 2015: Dem fossilen | |
Brennstoff stehe „eine Schicksalswende bevor“. Bis 2040 werde der | |
Kohleverbrauch in der EU „auf rund ein Drittel des aktuellen Stands | |
gesunken sein“, prognostiziert die in Paris ansässige Agentur. | |
Weltweit werde der Anteil der Kohle am globalen Strommix bis 2040 von 41 | |
auf 30 Prozent fallen, während erneuerbare Energien um einen ähnlichen | |
Betrag zunähmen. Bislang profitierten die fossilen Brennstoffe „von | |
umfassenden Subventionen“, 2014 hätten diese global fast 500 Milliarden | |
US-Dollar betragen. Die IEA empfiehlt eine „allmähliche Abschaffung“ der | |
Beihilfen bis 2030. | |
10 Nov 2015 | |
## AUTOREN | |
Bernward Janzing | |
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