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# taz.de -- Öffentlich-rechtlicher Rundfunk: Kein Sendeplatz für Kritik an RWE
> Ein Beitrag über hetzende RWE-Mitarbeiter läuft im WDR nicht. Der Sender
> bestreitet jede Einflussnahme des Konzerns.
Bild: Zum Fürchten.
Es ist eine spannende und exklusive Geschichte, die WDR-Redakteur Jürgen
Döschner recherchiert hat: Auf Facebook hetzten Mitarbeiter des
Energiekonzerns RWE gegen Klimaaktivisten, die bei verschiedenen Aktionen
den klimaschädlichen Braunkohle-Tagebau des Unternehmens behindert hatten.
Selbst vor Todesdrohungen und Aufrufen zur Gewalt schreckten sie dabei
nicht zurück: „Ab in die Grube und zuschütten die Affen“, hieß es etwa.
Oder: „Wenn die sich festketten, einfach mal den Bagger unter Strom
setzen.“ Und zu einer Schienenblockade schrieb ein User: „Augen zu und
durch! Voll rein in die Menge! Wer auf Gleisen spielt, ist selbst schuld.“
Die Recherche blieb nicht ohne Konsequenzen: RWE reagierte und drängte
darauf, dass die aggressiven Posts gelöscht wurden. Die größte
nordrhein-westfälische Zeitung, die WAZ, [1][griff Döschners Geschichte
auf]. Selbst das bundesweite Deutschlandradio [2][brachte seinen Beitrag].
Nur in seinem Heimatsender war nichts davon zu hören: Der WDR berichtete
[3][zwar online], aber keine der fünf WDR-Radiowellen sendete das fertig
geschnittene Stück.
Bemerkenswert ist diese Entscheidung vor dem Hintergrund, dass sowohl RWE
als auch SPD- und CDU-Politiker zuvor massiven Druck auf den WDR ausgeübt
hatten. [4][Vor allem ein Kommentar Döschners], in dem er die
Massenbesetzung des Braunkohle-Tagebaus Garzweiler im August als „legitim“
bezeichnet und den Aktivisten „Hochachtung“ gezollt hatte, sorgte beim
Unternehmen und seinen politischen Freunden für Empörung. So hatte der
SPD-Landtagsabgeordnete Guido van den Berg erklärt, Döschner Kommentar
hebele das Prinzip der „Rechtsstaatlichkeit“ aus, und den WDR zu einer
Distanzierung aufgefordert.
## Nachträglich entschäft
Döschner selbst äußerte sich auf taz-Anfrage nicht zur Entscheidung des
WDR, seinen Beitrag nicht zu senden. Der Sender selbst bestreitet, dass der
Druck des Energiekonzerns Wirkung gezeigt hat. „Ich kann Ihnen versichern,
dass die Kritik von RWE an der Berichterstattung über die
Braunkohle-Proteste in keinem Zusammenhang zur redaktionellen Entscheidung
steht, den Beitrag nicht zu senden“, erklärte WDR-Sprecher Uwe-Jens
Lindner.
Es gehöre zum „Redaktionsalltag“, dass „Angebote nicht von allen Program…
gesendet werden“. Entschieden werde „nach journalistischen Kriterien“, zu
denen „neben der Tagesaktualität auch die Relevanz“ gehöre. Inwieweit die…
nicht gegeben war, wird nicht erläutert.
Als Beleg dafür, dass die Haltung von RWE die Berichterstattung nicht
beeinflusst habe, nennt der Sender auch die Tatsache, dass Döschners
Beitrag in schriftlicher Form im Onlineangebot des WDR erschienen sei.
Allerdings ist auch dieser nachträglich entschärft worden: Lautete die
Überschrift zunächst „RWE-Mitarbeiter hetzen gegen Klimaaktivisten“, steht
dort mittlerweile nur noch „RWE-Mitarbeiter gegen Klimaaktivisten“. Die
Hetze als Hetze zu bezeichnen, wollte man dem Unternehmen offenbar auch
online nicht zumuten.
29 Oct 2015
## LINKS
[1] http://www.derwesten.de/wirtschaft/digital/rwe-mitarbeiter-hetzen-auf-faceb…
[2] http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2015/10/23/dlf_20151023_1145_62d8…
[3] http://www1.wdr.de/themen/aktuell/hasspostings-gegen-klimaaktivisten-100.ht…
[4] http://www.tagesschau.de/kommentar/kommentar-braunkohle-proteste-101.html
## AUTOREN
Malte Kreutzfeldt
## TAGS
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Demonstrationen
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