# taz.de -- UN-Klimakonferenz in Paris: Klimadiplomatie ohne Gedöns | |
> Die Verhandlungen gegen die Erderwärmung werden zu sehr von Männern | |
> dominiert, kritisiert das Frauennetzwerk „Women for Climate Justice“. | |
Bild: Fast immer sind es Frauen, die das Wasser holen müssen | |
BERLIN taz | | Der verräterische Satz steht ganz am Anfang im | |
Weltklimaabkommen, das in Paris verabschiedet werden soll. In der Präambel | |
heißt es, dass die Bedürfnisse von „Frauen, Kindern und Personen mit | |
Behinderungen“ berücksichtigt werden müssen, wenn es um den Kampf gegen die | |
Erderwärmung geht. Viele Formulierungen stehen im aktuellen Vertragsentwurf | |
noch in Klammern. Diese nicht. | |
Männer und Frauen sind noch nicht gleichberechtigt, in der Klimapolitik | |
schon gar nicht. Darauf macht eine Woche vor Beginn des Pariser | |
Klimagipfels das internationale Frauennetzwerk „Gender CC – Women for | |
Climate Justice“ aufmerksam. „Das Abkommen muss die Basis bilden für die | |
Implementierung geschlechtergerechter Klimapolitik“, fordert Kate Cahoon, | |
Politikwissenschaftlerin und eine der Koordinatorinnen der Organisation. | |
Die Fakten seien längst erforscht, sagt Cahoons Kollegin Gotelind Alber, | |
eine Physikerin. Frauen essen weniger Fleisch als Männer. Sie fliegen | |
seltener auf Dienstreisen. Sie fahren weniger Auto und seltener protzige | |
Autos. Frauen tragen weniger zu den Treibhausgasen bei, spüren aber die | |
Folgen stärker. Überschwemmungen, Stürme, Extremwetterereignisse nehmen vor | |
allem im globalen Süden zu. Bei Naturkatastrophen sterben „wesentlich mehr | |
Frauen als Männer“, sagt Alber. Sie erfahren oft zu spät von den Warnungen. | |
Ihre Arbeit wird schwerer, etwa wenn durch Dürren die Wege zum Wasserholen | |
länger werden. | |
Die Lösungen seien bisher eher technisch: CO2-Minderungsziele werden | |
festgelegt, erneuerbare Energien ausgebaut. Die Verkehrswende – weg vom | |
Auto, hin zu Bussen und Bahnen – komme dagegen kaum voran. Dabei seien | |
hierzulande, aber auch in Lateinamerika Frauen oft mehr auf den | |
öffentlichen Nahverkehr angewiesen. | |
Mancher mag das für Geschlechterstereotype halten. Cahoon und Alber kämpfen | |
aber dafür, dass die Pläne, den Klimawandel zu bekämpfen, zumindest | |
daraufhin abgeklopft werden, wie Frauen und Männer von ihnen betroffen | |
sind, oder anders: profitieren. Auch in Deutschland. Alber: „Lässt die | |
Ökostromumlage die Energiepreise steigen, trifft das die ärmeren Haushalte, | |
und dies sind überproportional Frauen.“ | |
Die Erneuerbare-Energien-Branche schaffe Jobs, die bekämen aber vor allem | |
Männer. Zwar ist 2014 bei der Klimakonferenz in Lima ein Programm zu Gender | |
beschlossen worden. Bisher packe die Politik diese Frage aber nicht | |
wirklich an, sagte Cahoon. Ein saudischer Unterhändler habe diese in den | |
Vorverhandlungen zu Paris offen „Gender-Whatever“, zu deutsch: Gedöns, | |
genannt. Die anderem hätten dem nichts entgegengesetzt. | |
Frauen haben bei den internationalen Verhandlungen einfach noch zu wenig zu | |
sagen, monieren die Frauen von Gender CC. Daran ändere auch die | |
UN-Klimachefin Christiana Figueres nicht viel. Bei der Klimakonferenz | |
letztes Jahr habe der Anteil der Frauen, die eine Delegation leiteten, laut | |
UN-Statistik 26 Prozent ausgemacht. | |
22 Nov 2015 | |
## AUTOREN | |
Hanna Gersmann | |
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