| # taz.de -- EU-Kommission will Abgaben für alle: Schock fürs Big Business | |
| > Brüssel geht endlich gegen unfaire Steuerdeals vor. Nach Starbucks und | |
| > Fiat müssen müssen auch Apple und Amazon zittern. | |
| Bild: Die steuerfreien Zeiten in der EU dürften für Apple bald vorbei sein | |
| Brüssel taz | In den Chefetagen großer europäische Konzerne geht die Angst | |
| um. Wer ist der nächste und wie weit wird sie gehen? | |
| Das fragen sich Topmanager und Finanzberater, nachdem Europas mächtigste | |
| Wettbewerbshüterin, die EU-Kommissarin Margrethe Vestager, | |
| Steuererleichterungen für Starbucks und Fiat für illegal erklärt hat. | |
| „Nationale Steuerbehörden können keinem Unternehmen, ob groß oder klein, | |
| einen unfairen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen geben“, erklärte | |
| Vestager – und verdonnerte die Niederlande und Luxemburg, von den Konzernen | |
| jeweils bis zu 30 Millionen Euro Steuern nachzufordern. Seither steht Big | |
| Business unter Schock. | |
| „Die Multis suchen Schutz in der beginnenden Schlacht um die | |
| Steuervermeidung“, meldete die britische „Financial Times“ am Donnerstag. | |
| In den Konzernzentralen in den USA, aber auch in Europa bereite man sich | |
| jetzt auf neue Attacken der resoluten Dänin gegen die so genannten „tax | |
| rulings“ und „comfort letter“ vor. | |
| ## Es könnte um Milliarden gehen | |
| Mit diesen Bescheiden gewährten Staaten wie Luxemburg und die Niederlande, | |
| aber auch Irland und Belgien den Großunternehmen milliardenschwere | |
| Steuervorteile - in der Hoffnung, so Arbeitsplätze im eigenen Land zu | |
| sichern. Damit soll nun Schluss sein. | |
| Vestager hat weitere Firmen im Visier: Gegen die US-Konzerne Apple und | |
| Amazon sind die Ermittlungen bereits weit fortgeschritten. Irland und | |
| Luxemburg sollen beiden Multis unfaire Vorteile eingeräumt haben. Anders | |
| als bei Fiat und Starbucks könnte es diesmal nicht nur um Millionen, | |
| sondern um Milliarden gehen. | |
| Aber auch Belgien und Deutschland müssen sich auf unangenehme Fragen | |
| gefasst machen. Vestager hat nämlich bereits klar gemacht, dass sie | |
| Steuerdeals in allen EU-Ländern prüfen lassen will. | |
| Starbucks hat bereits angekündigt, die Entscheidung der EU-Kommission | |
| anfechten zu wollen. Auch die Niederlande kündigten Widerspruch an, ohne | |
| sich jedoch auf eine Klage festzulegen. Der Fall Niederlande-Starbucks ist | |
| besonders pikant, weil dafür Finanzminister Jeroen Dijsselbloem zuständig | |
| ist - und der ist auch Chef der Eurogruppe. | |
| ## Unterstützung aus dem EU-Parlament | |
| Die EU-Kommission muss sich also nicht nur auf Widerstand der Konzerne und | |
| Proteste aus den USA einstellen, die bereits eine EU-Kampagne gegen | |
| US-Interessen wittern. Sie muss ihre neue, härtere Linie auch gegen die | |
| EU-Staaten durchsetzen. Die nun begonnene „Schlacht um die | |
| Steuervermeidung“ könnte daher lang und hart werden. | |
| Immerhin kann Vestager dabei auf Unterstützung aus dem Europaparlament | |
| setzen. Alle Fraktionen begrüßten die Entscheidung im Fall Fiat und | |
| Starbucks, forderten aber weitere Schritte. „Es kann nicht sein, dass nur | |
| die Unternehmen zur Rechenschaft gezogen werden“, kritisierte der | |
| CSU-Politiker Markus Ferber. Auch die beteiligten Staaten dürften nicht | |
| ungestraft davonkommen. | |
| Ähnlich äußerten sich die Grünen im Europaparlament. Deren | |
| finanzpolitischer Sprecher Bas Eickhout sagte, die von Brüssel | |
| nachgeforderten Millionenbeträge dürften nicht einfach Luxemburg und den | |
| Niederlande erstattet werden, sondern müssten „Steuerzahlern in ganz | |
| Europa“ zugute kommen, die unter Sparzwang litten. | |
| 22 Oct 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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