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# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Die hohe Kunst der Steuervermeidung
> Uli Hoeneß, Lionel Messi, Neymar, Luiz Felipe Scolari: Ist
> Steuerhinterziehung im Profifußball ein systemisches Problem?
Bild: Lionel Messi: „Oh, da hab ich doch glatt vergessen, Steuern zu zahlen..…
Steuern müssen seit dem frühen Altertum gezahlt werden, etwa als Zehnt oder
Tribut. Schon damals soll es Leute gegeben haben, die meinten, ihnen werde
etwas weggenommen, gestohlen gar, und es sei nur rechtmäßig, die Dukaten
dem bösen Steuereintreiber vorzuenthalten. Das ist heute nicht anders. Vor
allem in jenen Kreisen, wo besonders viel verdient wird, ist man der
Meinung, man bekomme auch besonders viel weggenommen.
Es ist ein steuertechnisches Dilemma der großen Zahl. Millionäre gerieren
sich einerseits oft als gönnerhafte Spender an den Staat, andererseits ist
ihnen fast jedes Mittel Recht, ihre Steuerlast, die ja genau die selbe ist
wie bei einem Müllmann oder Journalisten, zu verringern. Hinzu kommt, dass
den Großverdienern ein Heer professioneller Steuervermeider (vulgo:
Anwälte, Bänker und Steuerberater) zu Diensten ist.
Da es im Profifußball sehr viele Millionäre gibt, ist hier auch die Gruppe
der Steuertrickser nicht gerade klein. Das beweisen zwei Meldungen, die
allein in dieser Woche über den Ticker gelaufen sind: Mit der Zahlung von
drei Millionen Euro an Steuerschulden ist Trainer Luiz Felipe Scolari einem
Strafverfahren in Portugal entkommen.
Der 66-Jährige hatte in seiner Zeit als portugiesischer Nationalcoach
Zahlungen für die Abtretung von Werberechten dem Fiskus verschwiegen.
Meldung zwei: Ein brasilianisches Gericht hat einen Teil des Vermögens von
Superstar Neymar eingefroren, 40 Millionen Euro. Dem Stürmer des FC
Barcelona wird Steuerhinterziehung vorgeworfen. Angeblich soll der 23 Jahre
alte Angreifer Steuern in Höhe von umgerechnet 13,6 Millionen Euro nicht
gezahlt haben.
Uli Hoeneß ist nur einer von vielen. Die Frage ist freilich immer, wie weit
die Grenze des Erlaubten überschritten wurde. Hat Lionel Messi zum Beispiel
die Grauzone verlassen? Der Dribbelkünstler zahlte ja 15 Millionen Euro
Steuern nach und scheint damit davonzukommen – wie viele englische Profis
auch. Die Sunday Times berichtete vor vier Jahren davon, dass 55 Spieler
der Premier League, unter ihnen Wayne Rooney, durchschnittlich nur 22
Prozent Steuern bezahlten – obwohl die Steuerquote bei 50 Prozent lag.
## Rechtskonstruktion für Filmschaffende
Wie haben sie das geschafft? Ganz einfach: Nur ein Teil des Gehalts wird
voll versteuert. Der andere Teil des fürstlichen Salärs geht an eine
Bildrechteagentur mit Sitz in einer Steueroase. Diese Rechtskonstruktion,
erklärte die Welt, wurde ursprünglich für Filmschaffende entwickelt, um die
Vermarktung der Bildrechte besser abwickeln zu können.
Später ist es zu einem Steuersparmodell für betuchte Kicker, Manager und
Trainer geworden. Im Januar dieses Jahres berichtete der englische Guardian
darüber, dass 100 aktive und ehemalige Spieler der Premier League in die
Geschäfte von so einer Agentur (Ingenious Media) verwickelt sind. Dem
britischen Staat sind dadurch wohl über 100 Millionen Pfund entgangen.
Die deutsche Bundesliga ist natürlich auch kein Hort der Steuerehrlichkeit.
Die Liste der Trickser reicht von Beckenbauer bis Yeboah, vom 1. FC
Kaiserslautern bis zu Borussia Dortmund. Aber wenn die Delinquenten nicht
hinter Gittern landen, ist die Sache recht schnell vergessen. Es gibt
schließlich wichtigeres im Fußball: das nächste Spiel.
3 Oct 2015
## AUTOREN
Markus Völker
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Steuern
Steuerhinterziehung
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