# taz.de -- Konzerne in Europa: EU erlaubt Steuerschummelei weiter | |
> Die Finanzminister wollen über Konzernrabatte informieren. Doch ein | |
> Verbot der für Unternehmen vorteilhaften Praktiken ist nicht geplant. | |
Bild: Auch der Kaffee-Konzern Starbucks soll sich mit vielen Tricks die Steuerl… | |
BRÜSSEL taz | Die 28 EU-Staaten wollen etwas mehr Transparenz in der | |
Steuerpolitik wagen. Künftig möchten sie sich gegenseitig mitteilen, welche | |
Steuerschlupflöcher sie großen Konzernen gewähren. Massive | |
Steuervergünstigungen, wie sie in der LuxLeaks-Affäre im Herbst 2014 | |
aufgedeckt worden waren, sollen so künftig erschwert werden. | |
Die neuen Regeln sollen ab Januar 2017 gelten, beschlossen die | |
EU-Finanzminister am Dienstag in Luxemburg. Die Reform bleibt jedoch weit | |
hinter den Forderungen des Europaparlaments und den Plänen der OECD, des | |
Pariser Clubs der großen Industrieländer, zurück. Die OECD hatte am Montag | |
einen 15-Punkte-Plan zum Kampf gegen Steuerflucht vorgelegt. Er will es | |
Konzernen wie Amazon oder Google künftig unmöglich machen, sich vor den | |
Behörden ganz legal armzurechnen. Genau das bleibt nach der nun | |
beschlossenen Reform erlaubt. | |
Die in Luxemburg aufgedeckten „Tax Rulings“ – also die für Konzerne | |
besonders vorteilhaften Steuervorbescheide – werden nämlich nicht etwa | |
verboten. Sie sollen nur etwas transparenter gemacht werden. Und: Mit der | |
Transparenz nehmen es die Minister auch nicht so genau. | |
Denn anders als die EU-Kommission vorgeschlagen hatte, werden die „Tax | |
Rulings“ nun nicht zentral in Brüssel erfasst und ausgewertet. Die | |
Kommission soll nur abgespeckte Datensätze erhalten – schwer, damit | |
Steuerschummelei aufzudecken. Zudem werden nicht alle Steuerprivilegien | |
aufgedeckt. Die Neuregelung gilt nur für die Vorbescheide, die in den | |
vergangenen fünf Jahren erteilt wurden und noch immer gültig seien, sagte | |
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). | |
## Scharfe Kritik aus dem Europaparlament | |
Aus dem Europaparlament kam scharfe Kritik – ausnahmsweise sogar | |
fraktionsübergreifend. „Der faule Kompromiss der Mitgliedstaaten schneidet | |
die EU-Kommission von den entscheidenden Informationen ab“, klagt Sven | |
Giegold von den Grünen. | |
Eine zentrale Datenbank hätte einen Abschreckungseffekt auf Unternehmen | |
erzeugt, so der Finanzexperte. Ohne dieses Zentralregister könnten die | |
Staaten weiter mit Konzernen Regeln aushandeln, die den Steuerzahlern in | |
der gesamten EU schaden. | |
Ganz ähnlich äußerte sich der CSU-Politiker Markus Ferber: „Wenn der Text | |
am Ende so angenommen wird, haben die Mitgliedstaaten eine große Chance | |
vertan, mehr Steuertransparenz in Europa zu schaffen. Den öffentlichen | |
Kassen werden weiterhin Milliardenbeträge verloren gehen.“ | |
6 Oct 2015 | |
## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
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