# taz.de -- Flüchtlingskrise in der EU: Ungarn macht Zaun zu Kroatien dicht | |
> Um Mitternacht schließt Ungarn die 300 Kilometer lange grüne Grenze zu | |
> Kroatien. Flüchtlinge sollen wegbleiben. Die suchen sich nun Wege über | |
> Slowenien. | |
Bild: Grenzzaun zwischen Ungarn und Kroatien bei Zakany (Ungarn). | |
Budapest/Zagreb dpa | Ungarn sperrt ab Samstag seine rund 300 Kilometer | |
lange Grenze zum EU-Nachbarland Kroatien, um die ungehinderte Einreise von | |
Flüchtlingen zu verhindern. Das gab Außenminister Peter Szijjarto am | |
Freitag bekannt. Damit wird der Flüchtlingsstrom über die Balkanroute | |
unterbrochen. Tausende dürften sich jetzt neue Wege über das Euroland | |
Slowenien im Norden Kroatiens suchen. | |
Der EU-Gipfel habe keine Entscheidung gebracht, die den Schutz der | |
EU-Außengrenzen möglich mache, obwohl dies die beste Lösung gewesen wäre, | |
sagte Außenminister Szijjarto nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts | |
mit Ministerpräsident Viktor Orban in Budapest. Zugleich werde weiter | |
erwartet, „dass wir (Ungarn) die Schengen-Regelungen einhalten“. Dies tue | |
Ungarn durch die Sperrung der kroatischen Grenze. Für Asylanträge würden an | |
der Grenze zwei Transitzonen eingerichtet. | |
Die Voraussetzungen zur Grenzschließung seien gegeben, sowohl die | |
physischen Sperren als auch die personellen Ressourcen, sagte Szijjarto. | |
Die regulären Grenzübergänge würden passierbar blieben, aber es werde | |
strengere Kontrollen geben. Man habe über die Grenzschließung den | |
kroatischen Botschafter in Budapest sowie die Außenminister Deutschlands, | |
der Slowakei, Tschechiens und Polens unterrichtet. | |
Bisher waren die vor allem aus Syrien, Afghanistan und Pakistan kommenden | |
Flüchtlinge von der Türkei über Griechenland, Mazedonien, Serbien und | |
Kroatien nach Ungarn gereist. Die ungarischen Behörden hatten sie weiter an | |
die Grenze zu Österreich transportiert, die sie zu Fuß überquerten. Von | |
dort ging die Reise meist weiter nach Deutschland. Allein am Donnerstag | |
waren so knapp 5000 Flüchtlinge über Kroatien nach Ungarn gekommen, wie die | |
Polizei mitteilte. | |
## Neue Transitroute über Slowenien | |
Während die Flüchtlingsroute bisher von Ungarn über das österreichische | |
Bundesland Burgenland und weiter nach Salzburg und München sowie Passau | |
verlief, ginge die neue Transitroute dann von Kroatien und Slowenien über | |
Kärnten und die Steiermark. | |
Einen Monat zuvor hatte Ungarn [1][die Grenze zu Serbien mit einem Zaun | |
abgeriegelt] und damit Zehntausenden Flüchtlingen und Migranten die | |
Weiterreise nach West- und Nordeuropa erschwert. Dann hatte Ungarn an der | |
Grenze zu Kroatien ebenfalls Zäune errichtet. Diese Grenze ist mehr als 300 | |
Kilometer lang, davon werden etwa zwei Drittel von den Flüssen Drau und Mur | |
markiert. Ob und wie die Fluss-Abschnitte gesperrt werden, war zunächst | |
unklar. | |
## Slowenien beruft Nationalen Sicherheitsrat ein | |
Der slowenische Regierungschef Miro Cerar reiste vorzeitig vom EU-Gipfel in | |
Brüssel ab und kehrte in seine Heimat zurück. Er berief für Samstag den | |
Nationalen Sicherheitsrat ein, meldete die Nachrichtenagentur STA in | |
Ljubljana. Slowenien, das zu Kroatien eine Schengen-Außengrenze besitzt, | |
will alle Flüchtlinge registrieren. Das kleine Alpen-Adria-Land besitzt | |
nach Behördenangaben derzeit 7.500 Plätze für die Erstaufnahme von | |
Flüchtlingen. | |
„Kroatien hat eine Lösung“, sagte der Regierungschef des EU-Landes, Zoran | |
Milanovic, nach Medienberichten ohne Nennung von Einzelheiten: „Ungarn ist | |
unwichtig. Ungarn kann tun, was es will“, sagte er weiter. Als „letzte | |
Variante hat auch Kroatien die Möglichkeit, einen Zaun (an der Grenze zu | |
Serbien) zu bauen, aber das wollen wir nicht“. Schon vor Tagen hatte | |
Milanovic versichert, für den Fall einer Grenzschließung durch Ungarn einen | |
gemeinsamen Plan mit dem Nachbarn Slowenien zu verfolgen. | |
Auch eine vom EU-Gipfel bestätigte [2][Vereinbarung mit der Türkei] soll | |
den Zustrom der Flüchtlinge bremsen. Der Bundesrat bestätigte am Freitag | |
die [3][Verschärfung des Asylrechts]. Unterdessen wurde ein Flüchtling | |
[4][an der Grenze zwischen Bulgarien und der Türkei getötet]. | |
16 Oct 2015 | |
## LINKS | |
[1] /Grenze-zwischen-Serbien-und-Ungarn/!5232209 | |
[2] /Kommentar-EU-Fluechtlingsgipfel/!5243772 | |
[3] /Verschaerfung-des-Asylrechts/!5239223 | |
[4] /Vorfall-bei-Grenzuebertritt/!5243770 | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Flucht | |
Kroatien | |
Ungarn | |
Grenzzaun | |
Grenze | |
Transitzonen | |
Schwerpunkt Flucht | |
Österreich | |
Schwerpunkt Flucht | |
Schwerpunkt Flucht | |
Schwerpunkt Flucht | |
Kroatien | |
Schwerpunkt Flucht | |
Schwerpunkt Flucht | |
Ungarn | |
Bulgarien | |
Recep Tayyip Erdoğan | |
Sinti und Roma | |
Schwerpunkt Flucht | |
Schwerpunkt Flucht | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Verteilung von Flüchtlingen nach Quoten: Slowakei verklagt EU | |
Die Regierung in Bratislava fordert den Europäischen Gerichtshof auf, die | |
Entscheidung des EU-Rats für ungültig zu erklären. Ungarn warnt vor einem | |
Deal mit Ankara. | |
Flüchtlingsdebatte in Österreich: Der Charme von Zäunen | |
Im österreichischen Spielfeld sorgen Gerüchte über Plünderungen für Panik | |
in der Bevölkerung. ÖVP-Politiker stimmen in die Hysterie ein. | |
Ergebnisse Sondergipfel Brüssel: EU will Flüchtlinge entmutigen | |
Die Teilnehmer eines Krisentreffens in Brüssel haben sich auf einen | |
17-Punkte-Plan geeinigt. Er soll in wenigen Tagen die Lage auf der | |
Balkanroute verbessern. | |
Flüchtlinge auf der Westbalkanroute: Militäreinsatz und Pläne für Zäune | |
Zuspitzung auf der Flüchtlingsroute: Slowenien will die Armee an die Grenze | |
schicken. Kroatien überlegt, den Weg aus Serbien zu sperren. | |
Stau auf der Westbalkanroute: Flüchtlinge im Regen stehen gelassen | |
Deutschland und Österreich versuchen, die Zahl der Grenzübertritte zu | |
verringern. Das sorgt für Chaos bei den südlichen Nachbarn. | |
Grenze zu Kroatien: Slowenische Polizei stoppt Flüchtlinge | |
Dramatische Szenen an der Grenze: Rund 2.000 Menschen versuchten, von | |
Kroatien nach Slowenien zu gelangen. Die Polizei hinderte sie daran. | |
Kommentar Ungarns Grenzschließung: Pragmatische Lösungen | |
Dass Ungarn seine Grenze schließt, hat gravierende Folgen für die | |
Nachbarländer. Am Schluss hat Griechenland den Schwarzen Peter. | |
Folge ungarischer Grenzpolitik: Flucht über Kroatien und Slowenien | |
Die Flüchtlingsroute nach Mitteleuropa führt nach der Schließung der | |
ungarischen Grenze über Kroatien und Slowenien. Beide Länder gewähren die | |
Durchreise. | |
Flüchtlinge in Kroatien und Slowenien: Die alternative Balkanroute | |
Mit einem massiven Polizeiaufgebot hat Ungarn die Grenze zu Kroatien | |
dichtgemacht. Für viele Flüchtlinge geht es nun weiter nach Slowenien. | |
Vorfall bei Grenzübertritt: Bulgaren erschießen Flüchtling | |
Wegen „illegaler“ Übertritte feuerten bulgarische Grenzer auf Flüchtlinge… | |
ein Mann starb. Ein Toter wurde auch im Eurotunnel gefunden. | |
Kommentar EU-Flüchtlingsgipfel: Erdogan, hilf! | |
Der dunkle Herrscher der Türkei soll für die EU die Flüchtlingsdrecksarbeit | |
machen. Dafür bekommt er Milliarden Euro und wird hofiert. | |
Verschärfung des Asylrechts: „Es ist ein Anti-Roma-Gesetz“ | |
Rudko Kawczynski vom „Rom und Cinti Union e.V.“ über die drei neuen | |
sicheren Herkunftsstaaten, eine mögliche Klage und deutsche | |
Vernebelungstaktiken. | |
Kommentar Asylrechtsverschärfung: Der kurze Sommer der Utopie | |
Die Union ist wieder ganz bei sich: bloß nichts Fremdes, erst recht keine | |
Fremden. Aber trotzdem – oder gerade deswegen – engagieren sich die | |
Menschen. | |
Verschärfung des Asylrechts: Westbalkanabschreckungsgesetz | |
Der Bundestag nickt Veränderungen des Asylrechtes ab. Häufiger | |
Sachleistungen als Geld heißt die Devise. Die Beschlüsse im Überblick. |