# taz.de -- Folge ungarischer Grenzpolitik: Flucht über Kroatien und Slowenien | |
> Die Flüchtlingsroute nach Mitteleuropa führt nach der Schließung der | |
> ungarischen Grenze über Kroatien und Slowenien. Beide Länder gewähren die | |
> Durchreise. | |
Bild: 17.10.2015: Flüchtlinge in Središče ob Dravi an der slowenisch-kroatis… | |
PETISOVCI afp | Nach der Schließung der ungarisch-kroatischen Grenze sind | |
in Slowenien am Wochenende die ersten Busse und Züge mit Flüchtlingen aus | |
Kroatien eingetroffen. Am Samstag überquerten nach Angaben der slowenischen | |
Regierung fast 3.000 Flüchtlinge die Grenze, am Sonntagmorgen wurden | |
tausend Flüchtlinge mit einem Sonderzug zur Grenze gebracht. Kroatien und | |
Slowenien wollen die Flüchtlinge durchreisen lassen, solange Österreich und | |
Deutschland sie aufnehmen. | |
Kroatien hatte angekündigt, die Flüchtlinge künftig nach Slowenien | |
umzuleiten, nachdem Ungarn seine Grenze zu Kroatien in der Nacht zum | |
Samstag komplett abgeriegelt hatte. In den letzten Stunden vor der | |
Schließung liefen rund 1.500 Flüchtlinge zu Fuß durch den Schlamm an der | |
Grenzöffnung Zakany. Gegen 01.00 Uhr Ortszeit riegelten ungarische | |
Polizisten dort die Grenze mit Stacheldraht ab. | |
Am Samstagmorgen begann Kroatien damit, die Flüchtlinge mit Bussen zur | |
slowenischen Grenze zu transportieren. Slowenien werde seine Grenze nicht | |
schließen, solange Deutschland seine Grenze nicht schließe, versicherte die | |
kroatische Außenministerin Vesna Pusic. | |
„Ich gehe in jedes beliebige Land, wenn es dort nur ruhig ist“, sagte der | |
40-jährige Said, der mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern am | |
Grenzübergang Petisovci eintraf. Am Samstag kamen vor allem junge Männer in | |
Petisovci an, die meisten stammten aus Syrien, Irak und Afghanistan. In | |
Petisovci werden die Flüchtlinge in einem Zelt registriert und durchsucht | |
und dann in das Flüchtlingslager Sentilj nahe der österreichischen Grenze | |
gebracht. | |
## 8.000 Übernachtungsplätze | |
Die slowenische Regierung teilte mit, sie habe 8.000 Übernachtungsplätze | |
geschaffen. Zur Unterstützung der Polizei wurden auch Soldaten an die | |
Grenze geschickt. Der Einsatz des Militärs bedeute jedoch nicht, dass sich | |
Slowenien in einem Ausnahmezustand befinde, erklärte Regierungschef Miro | |
Cerar. Es gehe lediglich darum, der Polizei mit „Logistik und Ausrüstung“ | |
zu helfen. | |
Die Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Caroline van Buren, | |
sagte, bis jetzt gehe in Slowenien „alles gut vonstatten“. Ungarn hatte | |
seine Grenze dicht gemacht, nachdem innerhalb eines Monats rund 170.000 | |
Flüchtlinge dort angekommen waren. Sie hatten ihre Reise allerdings fast | |
ausnahmslos Richtung Österreich, Deutschland und Westeuropa fortgesetzt. | |
Ein ungarischer Regierungssprecher sagte am Samstag, die Schließung der | |
Grenze zu Kroatien sei am ersten Tag „eindeutig“ erfolgreich gewesen. Die | |
Zahl der in Ungarn eintreffenden Flüchtlinge sank nach offiziellen Angaben | |
am Samstag auf 870, nachdem es am Freitag noch mehr als 6.300 gewesen | |
waren. | |
## Flüchtlinge ertrinken in der Ägäis | |
In der Ägäis ertranken am Wochenende mehr als 20 Flüchtlinge. Zwölf | |
Menschen seien am Samstag ums Leben gekommen, als ihr Boot auf dem Weg zur | |
griechischen Insel Lesbos gesunken sei, meldete die türkische | |
Nachrichtenagentur Anadolu. Eine Frau und drei Kinder kamen nach Angaben | |
der Küstenwache beim Kentern ihres Bootes vor der Insel Kalymnos ums Leben. | |
Am Sonntag holten ein Schiff der Küstenwache und ein Segelboot vor der | |
Insel Kastellorizo vier Leichen aus dem Wasser, darunter zwei Kinder und | |
ein Baby. Ein achtjähriger Junge aus dem Irak, der bei der Überfahrt ins | |
Wasser gefallen war, wurde auf Farmakonissi für tot erklärt. | |
In diesem Jahr ertranken nach Angaben der Internationalen Organisation für | |
Migration (IOM) bereits fast 300 Flüchtlinge in der Ägäis. Tödliche | |
Bootsunglücke ereignen sich dort fast jeden Tag. | |
18 Oct 2015 | |
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