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# taz.de -- Die Tyrannei der Beschäftigung: Wiederbelebung einer Debatte
> Die Attac-Reihe zum Grundeinkommen verbindet die alte Forderung mit
> aktuellen Problemen. Zum Auftakt übte Robert Zion grüne Selbstkritik.
Bild: Einer der wenigen Grünen, die für ein Grundeinkommen streiten: Robert Z…
Bremen taz |Sie wirkt zunächst etwas aus der Zeit gefallen: Die soeben
angelaufene [1][Attac-Veranstaltungsreihe] für ein bedingungsloses
Grundeinkommen (BGE). Gerade in Bremen, das hoffnungslos gegen seine
Zinszahlungen anspart. Schon die rudimentärste Versorgung von Geflüchteten
treibt das Sozialsystem hier an seine Grenzen. Und oben drauf jetzt Geld
für alle?
„Gerade jetzt”, sagt [2][Robert Zion] (Grüne), Referent am vergangenen
Freitag. Aus Sicht des Parteirebellen aus Gelsenkirchen ist die
gegenwärtige europäische Krise ein deutsches Projekt und untrennbar mit der
Geschichte seiner eigenen Partei verbunden. Denn die rot-grüne Agenda 2010
und Hartz IV zwängen nicht nur die Betroffenen unter ein „autoritäres
Regime”, sondern hätten auch Deutschlands Konkurrenzfähigkeit gesteigert
und den innereuropäischen Wettbewerb entfesselt.
Und bei geringen Unternehmenssteuern und deregulierten Finanzmärkten kann
das laut Zion nur in die Krise führen: „Unser Reichtum sind die Schulden
der anderen”, sagt er. Da brauche es ein neues Europa, das nach Frieden und
Währungsunion nun die soziale Einheit nachhole. Sonst drohe die
Katastrophe: Ohne die Synchronisierung der ökonomischen Interessen wäre
auch der Frieden nach dem zweiten Weltkrieg nicht denkbar gewesen, so Zion.
Für eine neue soziale Ordnung steht das BGE auch als Symbol. In den
kommenden Veranstaltungen wird das Grundeinkommen als mögliche Lösung sehr
verschiedener gesellschaftlicher Konflikte diskutiert: Am Donnerstag mit
der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie als Ausweg aus der
krankmachenden Gesellschaft und ihres auf Profit ausgerichteten
Gesundheitssystems. Und am 16. November aus feministischer und
theologischer Perspektive.
Die Attac-AG zum Grundeinkommen organisiert die Vortragsreihe in Bremen
bereits zum achten Mal. Doch die Debatte scheint ein wenig eingeschlafen.
Viele Internetseiten von BGE-Initiativen sind verwaist und an der Idee
hagelt es Kritik von allen Seiten: Lohnsubventionierung für Unternehmen sei
das, heißt es von links - Menschen mit BGE würden faul und antriebslos,
vermutet man rechts. Dennoch: Rund 30 BesucherInnen sind gekommen, um Zions
Vortrag zu hören.
Viele Grüne sind nicht darunter. Dabei hat gerade diese Partei die Debatte
energisch geführt. In den 1980ern schon und dann nochmal: 2007 in der
Aufarbeitung der rot-grünen Bundesregierungszeit, die Zion und andere als
Katastrophe erlebt haben – Stichwort Afghanistan-Einsatz und Hartz IV. Auf
dem Parteitag konnten sich die Landesverbände, die für das BGE standen,
nicht durchsetzen. Bremen war einer davon.
Es sei an der Zeit für ein internationales „politisches Erwachen”, sagt
Zion und hält sein Smartphone in die Luft. Für ihn und viele BesucherInnen
steht das BGE für eine grundsätzlich andere Gesellschaft. „Die Arbeit von
der Tyrannei der Beschäftigung befreien”, nennt Zion das – und bekommt
großen Applaus. Dass ein bisschen Geld vom Staat die Ausgebeuteten noch
weiter vereinzle, heißt es hingegen von BGE-Kritikern. Die Gesellschaft,
entgegnet Zion, sei doch längst individualisiert. Das Grundeinkommen solle
helfen, die Einzelnen mal auf die Füße zu stellen - statt sie dem Hartz IV
- Regime auszusetzen
27 Sep 2015
## LINKS
[1] http://www.grundeinkommen-attac-bremen.de
[2] http://robert-zion.de/
## AUTOREN
Jan-Paul Koopmann
## TAGS
Bedingungsloses Grundeinkommen
Bündnis 90/Die Grünen
Attac
Robert Zion
Robert Zion
Schweiß
Bedingungsloses Grundeinkommen
Psychiatrie
Schwerpunkt Afghanistan
Katharina Nocun
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