# taz.de -- Robert Zion tritt bei den Grünen aus: Abschied eines Hoffnungsträ… | |
> Der einst linkslibertäre Parteirebell Robert Zion kündigt seinen Austritt | |
> an. Zustände und Personen in der Partei seien für ihn untragbar. | |
Bild: Fremdelt mit den Grünen: Robert Zion hier bei der Bundesdelegiertenkonfe… | |
Berlin taz | Warum er ausgerechnet jetzt die Grünen verlassen will? Robert | |
Zion gibt sich zugeknöpft. Nein, eine mündliche Stellungnahme sei von ihm | |
nicht zu bekommen. Er werde sich dazu „nur schriftlich“ äußern, teilt er | |
der taz kurz angebunden mit. Nicht einmal die Frage, wann er genau | |
austreten wird, gibt der 50-jährige Linkslibertäre preis. Vor der | |
Versendung des formalen Abschiedsschreibens wolle er noch „eine Reihe von | |
Stellungnahmen und Artikeln verfassen, die die Entwicklung der Partei zu | |
den untragbaren Zuständen und Personen heute erläutern werden“, verrät Zion | |
aber auf Facebook. | |
Dabei wollte der gelernte Koch und diplomierte Sozialwissenschaftler vor | |
einem Jahr noch einmal ganz groß herauskommen. Vollmundig kündigte er | |
damals seine Bewerbung um die grüne Spitzenkandidatur zur Bundestagswahl | |
2017 an. Er wolle „großen Teilen der Grünen-Basis eine Stimme geben – und | |
auch vielen anderen Menschen außerhalb der Partei“, sagte der Parteirebell | |
selbstbewusst der taz. | |
Seine Kandidatur richte sich „gegen den Stillstand in Europa, der letztlich | |
auf einen Zerfall des sozialen Zusammenhalts, der Demokratie und der | |
Friedensordnung hinauslaufen wird“. Große Worte, denen allerdings keine | |
großen Taten folgten. Irgendwann beerdigte er nonchalant seine | |
hochtrabenden Pläne. | |
Zions Hochzeit bei den Grünen liegt schon länger zurück. Auf der Göttinger | |
Sonderbundesdelegiertenkonferenz im September 2007 hatte er seinen ganz | |
großen Auftritt. Damals lehrte der Hobbyphilosoph die grüne Nomenklatura | |
beinahe im Alleingang das Fürchten, als er die Mehrheit der Delegierten zu | |
einer Ablehnung des Afghanistan-Einsatzes bewegen konnte. | |
Zion avancierte zu einem kleinen Medienstar und Hoffnungsträger der | |
Parteilinken. Nicht wenige glaubten, in dem seinerzeitigen | |
Kreisschriftführer der Gelsenkirchener Grünen ein politisches Talent | |
entdeckt zu haben, dem eine große politische Karriere bevorstünde. Er | |
selbst sah das wohl auch so. Es kam anders. Seine Versuche, ein | |
Bundestagsmandat zu ergattern, scheiterten grandios. Zu mehr als einem | |
Beisitzerposten im Landesvorstand der NRW-Grünen reichte es nicht. | |
Zuletzt hatte Zion immer stärker an seiner Partei gezweifelt. „Die Grünen | |
fallen in Wirklichkeit für jegliche progressive Mehrheit aus“, schrieb er | |
Mitte Juni auf Facebook. Anfang August konstatierte er: „Die konservative | |
Wende bei den Grünen in ihrem Lauf, die halten weder Ochs und Esel auf.“ | |
Wohin es ihn wohl ziehen wird? | |
Der Landeschef der nordrhein-westfälischen Grünen, Sven Lehmann, bedauerte | |
die Entscheidung seines früheren Vorstandskollegen. „Es ist immer schade, | |
wenn kluge Menschen die Grünen verlassen“, sagte Lehmann der taz. „Das gilt | |
besonders für Robert Zion, den ich menschlich und politisch sehr schätze.“ | |
Dessen Behauptung, die Grünen seien keine soziale und emanzipatorische | |
Kraft mehr, teile er jedoch nicht. „Beim Kampf um unsere offene | |
Gesellschaft kommt es vielleicht mehr den je auf Grüne an“, so Lehmann. | |
23 Aug 2016 | |
## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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