Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kampf um Kundus: US-Kampfjets greifen ein
> Die Taliban haben Montag Kundus erobert, nun setzt die afghanische
> Regierung zum Gegenschlag an. Unterstützt werden sie von
> US-Streitkräften.
Bild: Afghanische Polizisten bereiten sich auf den Einsatz in Kundus vor.
Berlin taz | Afghanistans Regierungstruppen haben am Dienstag damit
begonnen, sich in das von den Taliban am Vortag eroberte Kundus
zurückzukämpfen. Die afghanischen Islamisten hatten die nordöstliche
Provinzhauptstadt, ein wichtiges regionales Zentrum und ein
Verkehrsknotenpunkt mit normalerweise 300.000 Einwohnern, am Montag
vollständig unter ihre Kontrolle gebracht. Die Regierung in Kabul war von
dem Angriff überrumpelt worden, mit dem es den Taliban erstmals seit ihrem
Sturz Ende 2001 gelungen war, eine Großstadt zu erobern.
Vom acht Kilometer südwestlich der Stadt gelegenen Flughafen, zu dem sich
die Regierungsarmee am Montag zurückgezogen hatte, startete sie nun,
verstärkt um 300 inzwischen eingeflogene Soldaten, ihre Gegenoffensive.
Unterstützt wurden sie dabei nach amerikanischen Angaben auch von einem
US-Luftangriff. Bis zum Dienstagabend hielten die Taliban den Großteil der
Stadt jedoch weiter unter Kontrolle.
Das afghanische Verteidigungsministerium spielte den Verlust von Kundus am
Dienstag herunter: „Die Einnahme der Stadt ist nur ein Propagandasieg der
Rebellen“, hieß es in einer Erklärung, in der sich die Regierung
siegesgewiss gab. Sie verkündete, dass sie bereits das Polizeihauptquartier
und das Gefängnis der Stadt zurückerobert habe. Aus dem Gefängnis hatten
die Taliban zuvor rund 600 Gefangene, darunter 144 Taliban, befreit, von
denen sich Letztere wieder den Aufständischen anschlossen.
Die Taliban erbeuteten auch zahlreiche Waffen, Fahrzeuge und Geld. Ihre
Kämpfer wurden in Fahrzeugen von Hilfswerken wie dem Roten Halbmond und der
deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) gesehen.
In einer Bank sprengten die Taliban nach Berichten aus Kabul den Safe auf.
Geschäfte seien geplündert worden. Das Verteidigungsministerium versprach,
die Regierungstruppen würden bei ihrer Gegenoffensive alles tun, um das
Leben von Zivilisten zu schonen.
Taliban-Führer Mullah Achtar Mohammad Mansur seinerseits versicherte, die
Kämpfer würden niemanden hinrichten und Privateigentum achten. Die
Bevölkerung könne ihr Leben „in absoluter Sicherheit“ weiterführen.
Tausende Einwohner waren nach Ausbruch der Kämpfe Richtung Flughafen
geflohen, dort aber von den Regierungstruppen wieder weggeschickt worden.
## Es droht die Zerstörung der Stadt
Verlässliche Informationen über die Zahl der Opfer fehlen bislang. Das
Verteidigungsministerium sprach Montagabend von 35 getöteten Taliban. Die
Taliban wiederum erklärten, beim Angriff auf die Stadt seien 15 Soldaten
getötet worden. Krankenhäuser und die Organisation Ärzte ohne Grenzen
sprachen von mehreren Hundert Verletzten und einigen Dutzend Toten.
Sollten die Taliban die Stadt ernsthaft militärisch verteidigen, droht
deren Zerstörung. Dann dürften die Opferzahlen in die Höhe schnellen, vor
allem beim Einsatz von Artillerie und Luftangriffen.
Das Militär erwartet Verstärkung und Nachschub aus Kabul und den
Nachbarprovinzen. Doch Hinterhalte und Sprengfallen verzögern deren
Eintreffen. Die Regierungstruppen haben ohnehin das Problem, dass die
Taliban schon seit Längerem einen Großteil des Umlandes kontrollieren.
29 Sep 2015
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Schwerpunkt Afghanistan
Kundus
Taliban
Bundeswehr
GIZ
Schwerpunkt Afghanistan
Schwerpunkt Afghanistan
Taliban
Schwerpunkt Afghanistan
Eritrea
Schwerpunkt Afghanistan
Bedingungsloses Grundeinkommen
Pakistan
Schwerpunkt Afghanistan
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kommentar Neuer Afghanistan-Einsatz: Beruhigungspille für Kundus
Dass die Bundesregierung über eine neue Mission in Afghanistan nachdenkt,
ist das Eingeständnis des Scheiterns – und hilft niemandem.
Taliban-Offensive in Kundus: Nato-Soldaten greifen ein
Die Gegenoffensive der afghanischen Armee stockt. Sie wird vielmehr am
Flughafen in Kundus von den Taliban angegriffen.
Kommentar Taliban in Kundus: Stärker denn je
Besonders für die Deutschen ist Kundus ein bitteres Signal. Neun Monate
nach dem Nato-Abzug steht es schlecht um die Stabilität in Afghanistan.
Taliban-Angriff auf Kundus: „Die Lage ist besorgniserregend“
Deutschlands Verteidigungsministerin will den Zeitplan des Abzugs der
restlichen Soldaten in Afghanistan überdenken. Die Linke ist dagegen.
Militärdienst in Eritrea: Das Land ist ein großes Gefängnis
Eritreas Regierung betrachtet seine Bürger als permanente Kriegsreserve.
Die Ausreise ist der Weg, dem Dienst zu entgehen.
Offensive in Afghanistan: Taliban im Zentrum von Kundus
Jahrelang galt die Region um Kundus als vergleichsweise ruhig. Nun ist die
nordafghanische Stadt Brennpunkt des Machtkampfs mit den Taliban.
Die Tyrannei der Beschäftigung: Wiederbelebung einer Debatte
Die Attac-Reihe zum Grundeinkommen verbindet die alte Forderung mit
aktuellen Problemen. Zum Auftakt übte Robert Zion grüne Selbstkritik.
Gewalt in Pakistan: Taliban greifen Militärbasis an
Die Armee hat einen Angriff der Extremisten auf eine Luftwaffenbasis
abgewehrt. Acht Taliban-Kämpfer wurden dabei getötet, zehn Soldaten
verletzt.
Angriff auf Gefängnis in Afghanistan: Taliban befreien Häftlinge
Die Taliban haben ein Gefängnis in Ghasni angegriffen und einen Großteil
der Insassen befreit. Unter ihnen befanden sich 148 ihrer Anhänger.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.