| # taz.de -- Taliban-Angriff auf Kundus: „Die Lage ist besorgniserregend“ | |
| > Deutschlands Verteidigungsministerin will den Zeitplan des Abzugs der | |
| > restlichen Soldaten in Afghanistan überdenken. Die Linke ist dagegen. | |
| Bild: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ist gegen einen starren Zeit… | |
| Berlin t |az | Die Bundeswehr hat keine Zeit verloren: Nach dem | |
| [1][Einmarsch der Taliban in Kundus] schickte sie noch am Dienstag eine | |
| Delegation in die Provinzhauptstadt. Am Flughafen, der sich noch in | |
| Regierungshand befindet, berieten die deutschen Soldaten mit afghanischen | |
| Kollegen über die Lage in der Stadt. Dann flog die Abordnung zurück in ihr | |
| Feldlager, das eine Stunde entfernt in Masar-i-Sharif liegt. | |
| Ihre Oberbefehlshaberin trat kurz darauf in Berlin vor die Kameras. „Die | |
| Lage in Kundus ist besorgniserregend“, sagte Verteidigungsministerin Ursula | |
| von der Leyen (CDU). Die Nato müsse die Lage genau analysieren – und dann | |
| darüber entscheiden, wie es mit ihrem Afghanistan-Einsatz weitergeht. | |
| Schon Ende 2014 beendete das Bündnis seinen Einsatz mit der International | |
| Security Assistance Force (Isaf) und zog bis dahin die meisten seiner | |
| Truppen ab. Seitdem konzentriert sich die Nato darauf, afghanische | |
| Sicherheitskräfte auszubilden. Bis zu 850 deutsche Soldaten sind dafür noch | |
| vor Ort. In den kommenden Monaten sollen sie zum Teil nach Kabul verlegt | |
| oder nach Hause geholt werden, Ende 2016 läuft die Mission dann endgültig | |
| aus. | |
| ## Gegen „starre Zeitlinien“ | |
| Dass die Bundeswehr Afghanistan bald verlässt, ist nach dem Warnsignal aus | |
| Kundus aber fraglich. Von der Leyen sprach sich am Dienstag gegen „starre | |
| Zeitlinien“ aus, einzelne SPD-Abgeordnete hatten sich zuvor ähnlich | |
| geäußert. Die Koalition sorgt sich, dass nach einem Truppenabzug weitere | |
| Teile Afghanistans an die Taliban zurückfallen könnten und früher oder | |
| später der gesamte Einsatz sich als fruchtlos herausstellt. | |
| Zur Erinnerung: Die Bundesrepublik hat seit 2001 knapp 15 Milliarden Euro | |
| nach Afghanistan gepumpt, 54 Bundeswehrsoldaten starben am Hindukusch. | |
| Ausgerechnet in Kundus lag der Schwerpunkt des deutschen Engagements. Die | |
| Linkspartei sieht sich durch die jüngste Taliban-Offensive bereits in ihrer | |
| Kritik am Afghanistan-Einsatz bestätigt. „Der Versuch, mit militärischen | |
| Mitteln von außen die Demokratie einzuführen, ist gescheitert. | |
| Die Situation in Kundus ist ein Beleg dafür“, sagte der Außenpolitiker | |
| Stefan Liebich (Die Linke) am Dienstag der taz. Er halte auch nichts davon, | |
| die Ausbildungsmission der Bundeswehr zu verlängern. „Wir haben keine | |
| Garantie dafür, dass die ausgebildeten Soldaten am Ende wirklich für die | |
| afghanische Regierung kämpfen. Wenn es schlecht läuft, schließen sie sich | |
| Warlords oder den Taliban an“, sagte er. | |
| ## Fragiler Frieden | |
| In der Linkspartei ist diese Haltung Konsens. Innerhalb der Opposition | |
| stößt sie aber auf Widerspruch. „Was wir jetzt in Kundus als | |
| Ausnahmesituation erleben, war in Afghanistan vor 2001 Alltag. Die | |
| Rechthaberei der Linkspartei ist fehl am Platz“, sagte der grüne | |
| Außenpolitiker Omid Nouripour. | |
| Ähnlich argumentierte die Regierung seit Wochen: Der Frieden in Afghanistan | |
| sei zwar fragil, die Situation der meisten Afghanen aber besser als einst | |
| unter den Taliban, heißt es aus den zuständigen Ministerien. | |
| Komplett auf Regierungslinie sind die Grünen allerdings nicht. „Nach dem | |
| Einmarsch hat sich die internationale Gemeinschaft zu wenig um die Menschen | |
| außerhalb Kabuls gekümmert“, sagte Nouripour. Und er kritisiert: Um die | |
| Ausbildung afghanischer Soldaten habe sich auch Berlin viel zu spät | |
| gekümmert. | |
| 29 Sep 2015 | |
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| ## AUTOREN | |
| Tobias Schulze | |
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