# taz.de -- Neue TV-Serie „Supergirl“ auf CBS: Eine zeitgemäße Superheldin | |
> Selbstbewusst, modern und gendersensibel: US-Produzent Greg Berlanti | |
> zeigt in der neuen CBS-Serie „Supergirl“, dass er das Genre beherrscht. | |
Bild: 1984 flog Helen Slater noch durch die Gegend, um den Planeten Krypton zu … | |
Die Vorliebe des Publikums scheint ungebrochen: Kaum ein Monat, in dem | |
nicht ein neuer Superhelden-Film in die Kinos gelangt. Auch im Fernsehen | |
haben Comic-Figuren Konjunktur. Der Produzent Greg Berlanti ist derzeit | |
sogar dabei, ein eigenes kleines Universum zu erschaffen. | |
In den USA beherrschen zwei Verlagsriesen den Comic-Markt. Gruppen wie die | |
X-Men sowie Einzelfiguren wie Spider Man, Iron Man oder Hulk sorgen im | |
Marvel Universum für Gerechtigkeit. Das in Sachen Marktanteil beinahe | |
gleichrangige Unternehmen DC Comics verfügt über namhafte Rettungskräfte | |
wie Superman, Batman und Wonder Woman. Auch „Green „Arrow“ und „The Fla… | |
die in jüngster Zeit zu Fernsehhelden wurden, haben hier ihre Heimat. Beide | |
TV-Serien werden von Greg Berlanti produziert, der seinen wackeren Kämpfern | |
in diesem Herbst eine weitere Figur zur Seite stellt: Supergirl. | |
Die Adaptionen von DC-Comics sowie die Mystery-Serie „Blindspot“ und die | |
Krimikomödie „The Mysteries of Laura“ haben Greg Berlanti zu einem der | |
erfolgreichsten TV-Produzenten unserer Zeit gemacht. Für 2016 ist der Start | |
von „Legends of Tomorrow“ angekündigt. Ein beachtliches Portfolio, zumal | |
Berlanti bei beinahe jeder seiner Serien selbst kreativ beteiligt ist. In | |
einem Gespräch mit der Fachzeitschrift Variety verriet er: Er delegiert. An | |
Mitarbeiter, die ihn seit Langem begleiten und verlässlich in seinem Sinne | |
tätig werden. | |
In der Branche gilt er als Wunderkind, seit er als 26-jähriger Autor bei | |
der Teenager-Soap„Dawson’s Creek“ begann, dort zum verantwortlichen | |
Produzenten aufstieg und 2002 mit „Everwood“ die erste eigene Serie zur | |
Ausstrahlung brachte. Und er verfolgt gewisse Ansprüche. Er schickt seine | |
Superhelden nicht einfach von einem Kampf in den nächsten. Vielmehr dient | |
ihm als Maßstab, ob die Geschichten auch ohne den Reiz übermenschlicher | |
Eigenschaften funktionieren. | |
## Im selbst geschneiderten Kostüm | |
Der Pilotfilm zu „Supergirl“ gelangte bereits vor der TV-Premiere (26. | |
Oktober auf CBS) ins Netz. Möglicherweise eine Werbemaßnahme, denn mit „The | |
Flash“ passierte das Gleiche. Das bescherte dem Produzenten nicht nur eine | |
große Resonanz, sondern etwa der Auftaktepisode von „The Flash“ auch | |
außerordentlich hohe Zuschauerzahlen. | |
Der Pilot von „Supergirl“ beweist jetzt, dass man dem Thema noch originelle | |
Facetten abgewinnen kann. | |
Supergirl (Melissa Benoist) heißt eigentlich Kara Zor-El. Sie wird vom | |
Planeten Krypton ausgesandt, um ihren jüngeren Vetter Kal-El, auf Erden | |
bekannt als Superman, zu beschützen. Doch ihr Raumschiff gerät ins Trudeln | |
und bleibt in einem Sternennebel stecken. Als sie endlich auf der Erde | |
ankommt, ist Kal-El zu einem strammen Bürschchen herangewachsen und hat | |
keine Hilfe mehr nötig. Er bringt Kara bei der Familie Danvers unter, wo | |
sie wie ein normales Menschenkind aufwächst. | |
Als junge Erwachsene arbeitet sie in einer Redaktion, ein blasses | |
Mauerblümchen, das erst Selbstbewusstsein entwickelt, als sie spontan ihre | |
angeborenen Kräfte anwendet, um ein Flugzeug – an Bord befindet sich ihre | |
Pflegeschwester (Chyler Leigh) – vor dem Absturz zu bewahren. Sie findet | |
Gefallen an derlei Rettungsmissionen, schneidert sich ein Kostüm und hebt | |
ab. Ihre Aktionen erregen Aufmerksamkeit und es passiert, wovor ihre Eltern | |
sie bewahren wollten: Von Krypton stammende Schwerverbrecher beginnen einen | |
Rachefeldzug, denn Karas leibliche Mutter war Richterin und hatte viele von | |
ihnen hinter Gitter gebracht. | |
## Exzellente Girls | |
Die Serienschöpfer um Greg Berlanti lassen die Grundzüge der Comic-Vorlage | |
unangetastet. Aber ihre Erzählung, die derselben Mythologie wie „Arrow“ und | |
„The Flash“ angehört und wohl mit den beiden älteren Serien verschränkt | |
werden soll, ist auf der Höhe unserer Zeit. Die sanfte Modernisierung | |
betrifft etwa Supermans Wegbegleiter James Olson, der hier eine schwarze | |
Hautfarbe hat. Selbst der Geschlechterdiskurs wurde eingearbeitet. | |
Eigentlich ist die Bezeichnung Supergirl für eine erwachsene Frau | |
unangemessen; entsprechend wurde vorab Kritik laut. Die Autoren bauen dies | |
in die Handlung ein. Die frostige Verlegerin Cat Grant, in einer | |
180-Grad-Wendung gegen ihr „Ally McBeal“-Image gespielt von Calista | |
Flockhart, erfindet für die Berichterstattung in ihrem Sensationsblatt den | |
Namen Supergirl. Kara wagt zaghaften Widerspruch, doch Grant kontert: „Ich | |
bin ein Girl. Und Ihre Chefin. Und mächtig. Und reich. Und scharf. Und | |
klug. Also, wenn Sie ‚Supergirl‘ nicht mindestens mit ‚exzellent‘ | |
gleichsetzen – liegt das Problem dann nicht eher bei Ihnen?“ | |
Und nach Supergirls erster Heldentat kommentiert eine Imbissbedienung: „Ist | |
es zu glauben? Eine heldenhafte Frau! Jetzt gibt es auch für meine Tochter | |
jemanden, dem sie nacheifern kann.“ | |
In jeder Hinsicht verwenden die Produzenten erkennbar viel Liebe aufs | |
Detail. Ein pfiffiger Besetzungscoup gelang mit der Besetzung der Rollen | |
von Karas Pflegeeltern: Helen Slater verkörperte die Hauptfigur im | |
„Supergirl“-Kinofilm von 1984, Dean Cain spielte das kryptonische | |
Kraftpaket in der nostalgisch-heiteren Serie „Superman – Die Abenteuer von | |
Lois & Clark“. | |
26 Oct 2015 | |
## AUTOREN | |
Harald Keller | |
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