| # taz.de -- Sondersitzung des Bundestags: Griechenland-Hilfe beschlossen | |
| > Der Bundestag hat weitere Hilfen für Griechenland beschlossen. Bei der | |
| > Union stieg die Zahl der Abweichler. Noch am Mittwoch soll die erste Rate | |
| > raus. | |
| Bild: „Unverantwortlich“ – im Bundestag warnte Wolfgang Schäuble davor, … | |
| Berlin dpa | Der Bundestag hat die umstrittenen neuen Milliardenhilfen für | |
| Griechenland beschlossen. In einer Sondersitzung des Parlaments gaben am | |
| Mittwoch 453 Abgeordnete grünes Licht für neue Finanzhilfen. Es gab 113 | |
| Gegenstimmen und 18 Enthaltungen. | |
| Damit ist der Weg für die Auszahlung von bis zu 86 Milliarden Euro aus dem | |
| dauerhaften Euro-Rettungsschirm ESM frei. Das dritte Hilfsprogramm läuft | |
| bis August 2018. Noch am Mittwoch wollen die Euro-Finanzminister die | |
| Auszahlung der ersten Rate von 26 Milliarden Euro freigeben. | |
| „Es wäre unverantwortlich, die Chance für einen neuen Anfang in | |
| Griechenland jetzt nicht zu nutzen“, sagte Bundesfinanzminister Wolfgang | |
| Schäuble zuvor in einer Regierungserklärung. | |
| Unter den 311 Abgeordneten der Unionsfraktion von Kanzlerin Angela Merkel | |
| (CDU) gab es jedoch erheblichen Widerstand. Bei einer Probeabstimmung am | |
| Dienstagabend stimmten 56 Abgeordnete von CDU und CSU mit Nein. Zudem gab | |
| es 4 Enthaltungen. Im Bundestag verweigerten dann 66 Unionspolitiker die | |
| Zustimmung, 63 stimmten mit nein, 3 enthielten sich. Bereits beim letzten | |
| Griechenland-Votum im Bundestag hatten vor einem Monat 60 Unionsleute der | |
| Kanzlerin die Gefolgschaft verweigert. | |
| Unionsfraktionschef Volker Kauder räumte ein, dass es „schwierige | |
| Diskussionen auch gerade in meiner Fraktion“ gebe. Kauder hatte Abweichlern | |
| in der Sommerpause mit der Abberufung aus wichtigen Bundestagsausschüssen | |
| gedroht und war dafür massiv kritisiert worden. | |
| Schäuble hatte in seiner Erklärung gesagt, die Entscheidung falle auch ihm | |
| nicht leicht. „Natürlich gibt es keine Garantie, dass das alles | |
| funktionieren wird. Und Zweifel sind immer erlaubt.“ Innerhalb der | |
| griechischen Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras sei jedoch ein | |
| „Wandel“ festzustellen. „Jetzt muss er das Gegenteil von dem machen, was … | |
| versprochen hatte“, meinte er. | |
| Einen Schuldenschnitt schloss Schäuble abermals aus. Erst im Herbst wird | |
| sich zeigen, ob der IWF, der eine massive Umschuldung verlangt, sich weiter | |
| mit beteiligt. „Für die Bundesregierung ist unabdingbar, dass der | |
| Internationale Währungsfonds mit seiner besonderen Expertise in | |
| Staatsschuldenkrisen an Bord bleibt“, erklärte Schäuble. | |
| ## Auch Linke will mit „Nein“ stimmen | |
| Die Linksfraktion wollte größtenteils Nein zu den Hilfen sagen, obwohl ihre | |
| Schwesterpartei Syriza in Athen regiert. Für Fraktionschef Gregor Gysi ist | |
| das kein Widerspruch. Auch mit dem neuen Programm würden Sozial- und | |
| Rentenleistungen abgebaut und damit die Kaufkraft der griechischen Bürger | |
| weiter geschwächt. | |
| SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann warf Gysi anschließend Scheinheiligkeit | |
| vor. „Wenn sie heute mit Nein stimmen, fallen sie ihrer Schwesterpartei | |
| Syriza in Griechenland in den Rücken.“ Die SPD will so gut wie geschlossen | |
| die Griechenland-Rettung mittragen, obwohl es auch bei den Genossen | |
| Bauchschmerzen darüber gibt, ob Athen dauerhaft seine Schuldenlast tragen | |
| kann. „Finanzhilfen gibt es nur Zug um Zug gegen Reformen“, unterstrich | |
| Oppermann. | |
| Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter warf Merkel vor, dem Zusammenhalt in | |
| Europa zu schaden. Die Regierung habe „populistisch und uneuropäisch“ | |
| gehandelt, auch antideutsche Klischees bedient. Merkel sei zu feige, den | |
| Bürgern ehrlich zu sagen, dass Athen nie alle Schulden zurückzahlen könne. | |
| Die Grünen wollen bei den Hilfen dennoch mitziehen – das sei jedoch ein „Ja | |
| zu Europa“, kein Ja zur Bundesregierung. | |
| In Athen wurde mit großem Interesse auf Berlin geschaut. Das staatliche | |
| Fernsehen (ERT1) und einige Nachrichtenportale übertrugen am Mittwochmorgen | |
| große Teile der Bundestagsdebatte live und mit griechischer | |
| Simultanübersetzung. | |
| 19 Aug 2015 | |
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