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# taz.de -- Aktionen gegen Braunkohle: Bereit für die Baggerblockade
> 1.200 Menschen sind schon im Klimacamp Garzweiler angekommen. Die Polizei
> und RWE warnen die Aktivisten vor illegalen Aktionen.
Bild: Noch ist alles ruhig am Grund des Tagebaus.
Erkelenz/Berlin taz | Es dürfte die größte Aktion zivilen Ungehorsams
werden, die es im Umweltbereich seit den Castor-Transporten nach Gorleben
gegeben hat: Rund 1.200 Menschen aus 45 Ländern sind nach Angaben der
Veranstalter bereits im Klimacamp bei Erkelenz zwischen Köln und Aachen
eingetroffen, viele weitere werden an diesem Freitag noch mit Bussen, Zügen
und Fahrgemeinschaften erwartet.
Gemeinsam wollen viele von ihnen im Rahmen der Kampagne „Ende Gelände“ am
Samstag und Sonntag die nahe gelegene Braunkohlegrube Garzweiler besetzen,
um dort den Braunkohletagebau zu behindern und ein Zeichen gegen den
Klimawandel zu setzen.
Am Donnerstag herrscht im Camp beim Dorf Lützerath rege Betriebsamkeit.
Während auf der einen Seite das Mittagessen in riesigen Töpfen brodelt, ist
von der anderen Seite das Gebrüll von gut 150 Menschen zu hören, die auf
einer Wiese aufeinander zu stürmen, um sich schließlich ineinander verzahnt
zu Boden fallen zu lassen: Eine Probe für die Baggerblockade am Samstag.
Solche Trainings gibt es derzeit alle paar Stunden, berichtet Mona Bricke,
eine der SprecherInnen des Klimacamps. „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
lernen, ihren Körper bewusst einzusetzen“, sagt sie. „Zudem wird trainiert,
schnell in einer großen Gruppe Entscheidungen zu treffen.“ Viele der
TeilnehmerInnen seien zum ersten Mal in dieser Form politisch aktiv, sagt
Bricke.
## Die Nervosität steigt
Die Stimmung ist gut. „Die Leute kommen aus allen möglichen Ländern und
bringen völlig verschiedene Voraussetzungen mit“, sagt ein Teilnehmer.
„Alle sind total offen miteinander.“ Die Leute seien gekommen, um selbst
aktiv zu werden, meint er. „ ‘Ende Gelände‘ ist auch eine Aktion gegen d…
Ohnmacht, die viele empfinden, weil sich in der Klimapolitik nicht genug
bewegt und die Konzerne immer wieder ihre Interessen durchdrücken.“ Der
Blockade, zu der die Teilnehmer am Samstagmorgen aufbrechen wollen,
blickten die meisten mit Vorfreude entgegen, sagt Sprecherin Bricke.
„Gleichzeitig steigt natürlich auch die Nervosität, je näher der Tag
rückt.“
Der Energiekonzern RWE, der den Tagebau betreibt, will im Vorfeld hingegen
keine Anspannung erkennen lassen. „Wir sind auf die Aktionen vorbereitet“,
sagt Unternehmenssprecher Jan Peter Cirkel der taz. Details will er nicht
nennen, gibt sich aber optimistisch: „Wir gehen von einem ganz normalen
Produktionstag aus.“ Alle sieben Schaufelradbagger in Garzweiler sollen
normal arbeiten.
Mit dem Klimacamp selbst hat RWE keine Probleme. „Natürlich kann jeder
seine Meinung zur Braunkohle frei äußern.“ Ein Betreten des
Betriebsgeländes stelle aber Hausfriedensbruch dar. „Das werden wir
entsprechend verfolgen.“ Der Leiter der RWE-Tagebausparte war bereits
persönlich im Camp, um die Teilnehmer über die rechtliche Situation und die
Gefahren aufzuklären. „An der Abbruchkante geht es zwanzig Meter senkrecht
runter“, sagt Sprecher Cirkel. „Da besteht Lebensgefahr.“
## Polizei fühlt sich gut vorbereitet
Keinerlei Verständnis hätte das Unternehmen auch für Angriffe auf
Mitarbeiter, wie es sie kürzlich im Hambacher Forst, einem weiteren
Braunkohlegebiet, gegeben habe. Die schließt aber auch der Aktionskonsens
von „Ende Gelände“ aus. „Von uns wird keine Eskalation ausgehen“, hei�…
darin. Und: „Wir gefährden keine Menschen.“
Auch die Polizei sieht sich für die Blockadeaktion am Wochenende gut
gerüstet. „Wir haben uns so gut wie möglich vorbereitet“, sagt Ralf Meurer
von der zuständigen Polizeidirektion Düren. Rund 1.000 Beamte seien am
Wochenende im Einsatz. „Wir wollen die Besetzung nach Möglichkeit
verhindern“, sagt Meurer. „Aber dabei wahren wir den Grundsatz der
Verhältnismäßigkeit.“ Eine gemeinsame Einsatzplanung mit RWE gebe es nicht.
Neben der Blockadeaktion startet am Samstag um 14 Uhr eine angemeldete
Demonstration in Immerath.
14 Aug 2015
## AUTOREN
Yvonne Hissel
Malte Kreutzfeldt
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