# taz.de -- Kommentar RWE und Braunkohle: Ein verzweifelter Kampf | |
> RWE muss sich sich schnellstens eine neue Strategie zulegen. Leider hat | |
> der Konzern aus den Fehlern der Vergangenheit nichts gelernt. | |
Bild: 15. August: Protestmarsch nahe Garzweiler II. | |
Fast könnte der Energiekonzern RWE einem leidtun: Die Tage der | |
Atomreaktoren, mit denen der Konzern in der Vergangenheit Milliarden | |
verdient hat, sind gezählt. Die Perspektiven der zahlreichen | |
Kohlekraftwerke, die heute das wichtigste Geschäftsfeld bilden, sind | |
unklar. Mit den Gewinnen sinken Börsenkurs und öffentliches Ansehen. Und | |
dann muss sich der Stromversorger auch noch mit Klimaaktivisten | |
herumschlagen, die seinen größten Tagebau besetzen! | |
Doch für Mitleid besteht keinerlei Grund. Denn das Unternehmen hat aus den | |
Fehlinvestitionen der Vergangenheit nichts gelernt, sondern setzt weiter | |
auf die Energie von gestern: RWE klagt nicht nur vor Gericht gegen den | |
Atomausstieg, sondern kämpft auch mit allen Mitteln für die Zukunft der | |
Braunkohle, die nicht nur ganze Landschaften vernichtet, sondern auch die | |
klimaschädlichste Form der Stromerzeugung darstellt. | |
Bisher war RWE es gewohnt, dass sich die Wirklichkeit an die Wünsche des | |
Unternehmens anpasst: Dörfer, die dem Tagebau im Weg stehen, werden | |
abgerissen. Politiker werden entweder durch lukrative Aufsichtsratsposten | |
eingebunden oder bekommen – wie kürzlich Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel | |
– die geballte Lobbymacht zu spüren, wenn sie Maßnahmen beschließen wollen, | |
die RWE nicht passen. | |
Doch diese Strategie wird bald nicht mehr funktionieren. Genauso wenig, wie | |
sich eine Berichterstattung über die Proteste im Tagebau dadurch verhindern | |
lässt, dass RWE die Medien an der Berichterstattung hindert, lässt sich die | |
energiepolitische Realität dadurch aufhalten, dass man sie beharrlich | |
ignoriert. | |
Und diese Realität ist eindeutig: Die Nutzung der Braunkohle im geplanten | |
Ausmaß ist weder mit dem Kampf gegen den Klimawandel vereinbar noch mit der | |
Energiewende – die unflexiblen Braunkohlekraftwerke passen nicht in ein | |
System, in dem Wind und Sonne mit ihrer schwankenden Einspeisung eine immer | |
größere Rolle übernehmen. | |
Je schneller RWE diese Realität akzeptiert, statt sie juristisch und | |
politisch zu bekämpfen, desto besser ist das am Ende auch für das | |
Unternehmen selbst. Ein klarer Ausstiegsfahrplan für die Braunkohle | |
verhindert weitere Fehlinvestitionen und bietet die Möglichkeit, den | |
unvermeidlichen Strukturwandel zu gestalten, statt von ihm überrollt zu | |
werden. | |
17 Aug 2015 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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