# taz.de -- Korruptionsprozess um Schacht Konrad: Atommüll und Schmiergeld | |
> Ein Ingenieur wurde wegen Bestechlichkeit zu zwei Jahren Haft auf | |
> Bewährung verurteilt. Es ging um Aufträge für mehr als 120 Millionen | |
> Euro. | |
Bild: Immer später: Die Einlagerung in Schacht Konrad kann frühestens 2022 be… | |
Göttingen taz | „Uns überrascht mittlerweile gar nichts mehr“, kommentiert | |
die atomkraftkritische Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad die jüngsten | |
Ereignisse im Schmiergeldskandal um diesen Bau. „Während wir uns darüber | |
Gedanken machen, wie man langfristig verantwortlich mit Atommüll umgehen | |
kann, machen andere ihre kurzfristigen Gewinne“. | |
Der neuste Aufreger für ihren Ärger: Am Dienstag verurteilte das Essener | |
Landgericht einen Ingenieur wegen Bestechlichkeit zu zwei Jahren Gefängnis | |
auf Bewährung verurteilt. Der 53-Jährige hat zugegeben, Unternehmen zu | |
Preisabsprachen überredet und ihnen anschließend Aufträge in Millionenhöhe | |
zugeschustert zu haben. Dafür kassierte er Bestechungsgeld in Höhe von mehr | |
als 600.000 Euro. Insgesamt geht es bei dem Korruptionsskandal um Aufträge | |
in Höhe von mehr als 120 Millionen Euro. | |
Als freier Mitarbeiter beriet der promovierte Bergbauexperte seit 2009 die | |
Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe | |
(DBE), die im Auftrag des Bundes das frühere Eisenerzbergwerk Konrad in | |
Salzgitter zum nationalen Endlager für schwach und mittelradioaktive | |
Abfälle ausbaut. Konkret koordinierte der Ingenieur im Auftrag der DBE die | |
Ausschreibungen und Auftragsvergaben für die Arbeiten unter Tage. | |
Zunächst legte er Bewerbern nahe, sich bei den Angeboten abzusprechen. Dann | |
sorgte der Ingenieur dafür, dass bestimmte Unternehmen den Zuschlag | |
erhielten. Den größten Teil der Schmiergeldsumme von insgesamt 630.000 Euro | |
erhielt er dabei von einer in Mülheim ansässigen Firma. Die Bezahlung | |
erfolgte über fingierte Rechnungen. In der Verhandlung begründete der | |
Ingenieur, der zeitweise in Untersuchungshaft saß, sein Verhalten so: „Es | |
war einfach zu verlockend.“ | |
## Bußgelder für fünf beteiligte Firmen | |
Die Vorfälle waren 2013 bekannt geworden. Das Bundeskartellamt ermittelte | |
gegen insgesamt sechs beteiligte Firmen und verhängte gegen fünf von ihnen | |
Bußgelder über insgesamt 17,4 Millionen Euro. Nur die Mülheimer Firma, die | |
das höchste Schmiergeld gezahlt hatte, kam als „Kronzeuge“ ohne Bußgeld | |
davon. | |
Für die Konrad-Befürworter kommen die Vorgänge zur Unzeit, Probleme gibt es | |
rund um die Baustelle ohnehin mehr als genug. So ist nicht nur der Zeitplan | |
völlig aus den Fugen geraten – statt, wie ursprünglich geplant, 2014 kann | |
die Einlagerung nicht vor 2022 oder sogar erst 2024 beginnen. | |
Auch wird der Umbau immer teurer: Frühere Schätzungen gingen von Kosten in | |
Höhe von rund 900 Millionen Euro aus, inzwischen sind 1,5 Milliarden Euro | |
verbaut, aktuelle Schätzungen gehen von mindestens 2,2 Milliarden Euro aus. | |
29 Jul 2015 | |
## AUTOREN | |
Reimar Paul | |
## TAGS | |
Schacht Konrad | |
Atommüll | |
Atommüllendlager | |
Schwerpunkt Korruption | |
Atommüllendlager | |
Atommüllendlager | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
Endlagersuche | |
Robert Habeck | |
Atommüll | |
Gorleben | |
Robert Habeck | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kommentar Hendricks in Salzgitter: Programmiertes Chaos | |
Das Hin und Her um die Erweiterung des Atommüllendlagers Schacht Konrad | |
zeigt: Die Debatte ist an die Wand gefahren. | |
Kehrtwende bei der Endlagersuche: Zurück auf Anfang? | |
Zusätzlicher schwachradioaktiver Atommüll soll zusammen mit | |
hochradioaktivem gelagert werden. Das neue Endlager muss größer ausfallen | |
Frankreich baut weltweit erstes Endlager: Letzte Ruhestätte für Atommüll | |
Nahe der deutsch-französischen Grenze soll das erste Endlager für Atommüll | |
gebaut werden. In Deutschland reagiert man irritiert. | |
Kommentar Atomkraft und Korruption: Endlager sind Sache des Staates | |
Sechs Unternehmen haben bei der Umrüstung von Schacht Konrad geschmiert. | |
Konsequenzen muss es auch für den Generalunternehmer geben. | |
Abstellplätze für Castoren: Treu und geduldig mit dem Atommüll | |
Das Umweltministerium will alle Bundesländer in die Pflicht nehmen. | |
SPD-Ministerpräsident Weil findet, Niedersachsen habe seine Pflicht schon | |
getan. | |
Marode Atommüllfässer: Altlasten im Untergrund | |
Schleswig-Holsteins Umweltminister Habeck stellt ein Konzept für die | |
Bergung des Atommülls im Atomkraftwerk Brunsbüttel vor. Bis zum Jahr 2018 | |
sollen die letzten rostigen Fässer umgefüllt sein. | |
Mehr Atommüll als gedacht: Endlager reichen nicht | |
Die Bundesregierung räumt ein: Statt 300.000 gibt es 600.000 Kubikmeter | |
radiokativen Abfall. Schacht Konrad ist zu klein dafür. | |
Atommüll in Gorleben und Brunsbüttel: Feuchter Boden, rostige Fässer | |
Die Zwischenlager in Gorleben und Brunsbüttel sind schon jetzt nicht | |
wasserdicht. Wie soll das bei einer Langzeitlagerung werden? | |
Atommüll im AKW-Brunsbüttel: Mehr als jedes fünfte Fass beschädigt | |
Noch mehr Rost: Nun stießen Experten sogar auf einen deformierten Behälter. | |
Schleswig-Holsteins Energieminister Habeck fordert ein besseres | |
Bergungskonzept. |