# taz.de -- Stimmung in der Solarindustrie: Die Sonne scheint wieder durch | |
> Grünen Branchen geht‘s nicht anders als anderen: Auch ihnen drohen | |
> Überproduktionskrisen. Danach kommt dann der Aufwärtstrend. Ein paar | |
> Beispiele. | |
Bild: Erzeugen nicht nur Sonnenstrom, sondern bieten auch noch Schatten: Solarp… | |
Berlin taz | Die Solarindustrie scheint ihre erste große | |
Überproduktionskrise überstanden zu haben. Dieser Tage hat die weltweit | |
installierte Solarleistung 200 Gigawatt überschritten, und auch aus den | |
deutschen Unternehmen mehren sich Positivmeldungen. Getrieben von den | |
boomenden Märkten könnte auch für einige heimische Unternehmen tatsächlich | |
„die Talsohle durchschritten“ sein, wie der Hauptgeschäftsführer des | |
Bundesverbands Solarwirtschaft, Carsten Körnig, der taz sagte. Anfang | |
August werden sie ihre Zahlen vorlegen - und dann wird sich zeigen, was vom | |
neuen Optimismus zu halten ist. | |
Die vergangenen Konsolidierungsjahre waren von Entlassungen, | |
Schuldenschnitten und Umstrukturierungen geprägt. Viele Firmen gingen | |
pleite oder verschwanden in der Bedeutungslosigkeit, zuletzt musste die | |
Freiburger Solarfabrik Insolvenz anmelden. Doch mit neuen Auftragspolstern | |
und teilweise spektakulären Kursexplosionen an der Börse hat sich eine | |
Reihe von Unternehmen zurückgemeldet. | |
SMA Solar, jahrelang der souveräne weltweite Marktführer für Wechselrichter | |
(Kernbestandteil einer Photovoltaik-Anlage), sorgte nicht nur mit seiner | |
neuen Kooperation mit dem Technoriesen Siemens für Schlagzeilen. Anfang | |
Juli hob der Vorstand auch die Jahresprognose auf ein Umsatzziel von über | |
800 Millionen Euro an. Als Grund des Liftings nennt SMA einen „hohen | |
Auftragsbestand“ und eine „verbesserte Wettbewerbsfähigkeit“ bei | |
gleichzeitig anziehenden Märkten. Mit Siemens an der grünen Seite will man | |
künftig bei großen Ausschreibungsprojekten „mit intelligenten | |
Systemlösungen“ seine Chancen verbessern. | |
Dabei hatte das Branchenmagazin Photon SMA noch im Frühjahr vorgehalten, | |
technologisch „nur noch Hausmannskost“ zu bieten und in den solaren | |
Leitmärkten USA, Japan und China schlecht aufgestellt zu sein. Inzwischen | |
hat sich die Stimmung gedreht. Der Kurs der Aktie verdreifachte sich von | |
Januar bis Mitte Juli. | |
## Weltrekord bei Solarworld | |
Das bekannteste deutsche Solarunternehmen Solarworld und sein schillernder | |
Vorstandsvorsitzende Frank Asbeck, sahen schon im Mai „viel Anlass zur | |
Freude“. Im ersten Quartal waren die Umsatzerlöse des haarscharf am | |
Untergang vorbeigeschlitterten Unternehmens von 99,4 auf 149,1 Millionen | |
Euro angestiegen. Erstmals seit 2010 peilt Asbeck (“Die Sonne gehört nicht | |
den Chinesen“) wieder ein positives operatives Ergebnis an. | |
Jetzt hat das Unternehmen mit multikristallinen hocheffizienten | |
PERC-Solarzellen auch noch einen neuen Weltrekord in Sachen Wirkungsgrad | |
aufgestellt und die alte Bestmarke auf 21,7 Prozent geschraubt. Der ohnehin | |
prächtige Brustumfang von Asbeck, der sich gern als „last man standing“ der | |
europäischen Solarindustrie inszeniert, ist seitdem noch um zwei | |
Körbchengrößen gewachsen. Der Kurs der Aktie kletterte seit März von 11 auf | |
16 Euro. | |
## Phoenix Solar mit neuer Spitze | |
Beim Sulzemooser Solarunternehmen Phoenix Solar ist man versucht, den | |
„Phoenix aus der Asche“ auferstehen zu lassen. Der Konzern entwickelt, | |
plant, baut und führt Photovoltaik-Großkraftwerke – inzwischen wieder mit | |
verbesserten Aussichten auf profitables Wachstum. Eine neue | |
Führungsmannschaft und ein Großauftrag aus Singapur sorgen für Optimismus. | |
Die Aktie schoss von 1,70 Euro im März auf aktuell 4,20 Euro. Phoenix-Chef | |
Tim Ryan setzt auf „die starke Position von Phoenix in Südostasien“. | |
Die verbesserte Stimmung der deutschen Solarbranche passt zur neuen | |
Untersuchung des Energiedienstleisters Dena, wonach das Exportklima in der | |
deutschen Erneuerbare-Energien-Branche „nahezu unverändert positiv“ ist. 46 | |
Prozent der Unternehmen bewerten die Geschäftslage im Export mit gut und | |
sehr gut. | |
Grundlage für Exporterfolge ist allerdings ein starker Heimatmarkt. Zuhause | |
wurden die Ausbauziele im Solarsektor zuletzt nicht erreicht. Ab 2016 hofft | |
man auch in Deutschland wieder auf höhere Zubauzahlen. | |
26 Jul 2015 | |
## AUTOREN | |
Manfred Kriener | |
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