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# taz.de -- Solarworld wird SolarWorld Industries: Der dritte Sonnenaufgang
> Nach zwei Pleiten nimmt Solarworld-Gründer Asbeck mit katarischen
> Partnern einen neuen Anlauf: hocheffiziente Module gegen chinesische
> Preisbrecher.
Bild: Sonnenkönig Asbeck
An Selbstbewusstsein mangelte es dem Solarworld-Gründer Frank Asbeck noch
nie. Zweimal musste er sein Unternehmen schon in die Insolvenz schicken.
„Solarworld war und ist die letzte Überlebende und jetzt wie Phönix aus der
Asche wieder da“, sagt er. Asche eher im übertragenden Sinne.
Neben ihm auf dem Podium in einem Berliner Hotel sitzt das für die
neuerliche Rettung notwendige Kapital: Der Botschafter von Katar und der
Chef der Quatar Solar Technologies (QST), die Teil des dortigen Staatsfonds
sind. Der Insolvenzverwalter und das Bundeskartellamt haben dieser Lösung
zugestimmt.
Im Mai 2017 meldete Solarworld Insolvenz an. Asbeck macht chinesische
Billigimporte dafür verantwortlich. 1.200 Beschäftigte müssen gehen, rund
500 dürfen nun in den beiden Werken in Thüringen und Sachsen bleiben. Auf
die staatlich subventionierte Konkurrenz aus dem fernen Osten ist der alte
und neue Geschäftsführer immer noch sauer. „Staatsdumping zerstört ganze
Industrien“, kritisiert Asbeck. Investitionen in die Forschung
unterblieben, wenn bei Solaranlagen nur der Preis zähle.
Mit einer veränderten Strategie will der Unternehmer nun wieder Boden unter
den Füßen gewinnen. Die SolarWorld Industries, wie die Firma nun heißt,
konzentriert sich auf Premiumprodukte auf der Basis monokristalliner
PERC-Solarzellen. Damit werden extrem effiziente Solarmodule hergestellt,
die von der Vorder- und der Rückseite her das Sonnenlicht aufnehmen können.
Die Reflexionen des Untergrunds bringen laut Asbeck zum Beispiel bei
Grasboden noch einmal bis zu 15 Prozent mehr Ausbeute, bei Wüstensand bis
zu 30 Prozent. 30 Jahre Garantie sichert Solarworld den Käufer zu. „Wir
haben wieder einmal einen Weltmeister kreiert“, feiert er sich dafür.
Wie viel Kapital die Katarer in das Unternehmen stecken, bleibt geheim. Der
Fonds hält 49 Prozent der Geschäftsanteile, Asbeck behält die Mehrheit.
„Das ist die führende Firma in Europa“, begründet QST-Chef Khalid Klefeekh
Al Hajri das Engagement. Er hofft auch auf einen Technologietransfer. Die
gesamte Wertschöpfungskette kann Asbeck zufolge zu einem späteren Zeitpunkt
in Katar nachgebildet werden. Das benötigte Polysilicium kommt schon aus
dem Wüstenstaat. Dessen Produktion soll von heute 8.000 Tonnen auf 50.000
Tonnen pro Jahr ausgebaut werden.
In den kommenden Jahren will Solarworld die Kapazitäten ihrer Anlagen
erhöhen. Derzeit werden Solarmodule mit einer Leistung von 700 Megawatt pro
Jahr produziert, das soll auf 1.000 Megawatt steigen. Verkauft würden
Produkte dieser Größenordnung einen Umsatz in mittlerer dreistelliger
Millionenhöhe erbringen. Die Forschung wird ausgegliedert. Für die
Tüftler wird eine gemeinnützige GmbH gegründet, an der sich andere
Solarfirmen oder Anlagenbauer beteiligen können. „Wir wollen die
Intelligenz der deutschen Solarindustrie in einem geschützten Raum
konzentrieren“, sagt Asbeck.
17 Aug 2017
## AUTOREN
Wolfgang Mulke
## TAGS
Solarenergie
Insolvenz
Katar
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China
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