| # taz.de -- Prozess gegen Photovoltaikkonzern: Niederlage für Solarworld | |
| > Das Bonner Unternehmen sieht zwar „noch kein Urteil in der Sache“. Die | |
| > Investoren lassen die Aktie der Firma dennoch abstürzen. | |
| Bild: Sieht nicht so sonnig aus für Solarworld | |
| Berlin taz | Der größte deutsche Solarkonzern Solarworld muss in einem | |
| existenzbedrohenden Rechtsstreit in den USA in erster Instanz eine | |
| Niederlage einstecken. Der US-amerikanische Siliziumproduzent Hemlock | |
| Semiconductor verklagt die Solarworld Industries Sachsen GmbH auf 770 | |
| Millionen Euro Schadensersatz inklusive Zinsen wegen nicht eingehaltener | |
| Abnahmeverpflichtungen. | |
| Solarworld hatte in den Boomjahren 2005 bis 2007 Verträge mit Hemlock | |
| abgeschlossen, die bis Ende 2019 die Lieferung von insgesamt rund 24.000 | |
| Tonnen Silizium umfassten. Nach einem weltweiten Preiseinbruch im | |
| Photovoltaikmarkt nahm Solarworld seit Ende März 2012 aber kein Silizium | |
| mehr von Hemlock ab und rechtfertigte dies mit Eingriffen chinesischer | |
| Hersteller in den US-Markt. | |
| Durch diese bestünden „nach europäischem Recht kartellrechtliche Bedenken | |
| gegen die zugrunde liegenden Siliziumverträge“. Folglich seien die | |
| Abnahmeverpflichtungen nichtig. Die Firma Hemlock sieht das jedoch anders. | |
| Am Mittwochabend hat nun das zuständige Gericht in Michigan entschieden, | |
| dem von Hemlock eingereichten Antrag auf ein beschleunigtes Verfahren | |
| stattzugeben. Viele Beobachter werten das auch aufgrund von Aussagen des | |
| Gerichts bereits als erstinstanzliche Niederlage von Solarworld. Der | |
| Konzern erklärte aber in einer Börsenmitteilung, die Entscheidung sei „noch | |
| kein Urteil in der Sache“. Sie bewirke lediglich, dass das Gericht ohne | |
| eine Jury über die geltend gemachten Ansprüche entscheiden werde. | |
| ## Ein vollstreckbares Urteil wäre existenzbedrohend | |
| Diesen Weg aber wählt das Gericht in der Regel nur, wenn die Beweislage | |
| eindeutig ist. Sollte Solarworld unterliegen, will der Konzern weitere | |
| Rechtsmittel einlegen. | |
| Zudem zeigen sich die Bonner zuversichtlich, dass auch ein | |
| letztinstanzliches negatives Urteil aus den USA in Deutschland gar nicht | |
| vollstreckbar wäre. Denn Hemlock müsse für diesen Fall ein | |
| Anerkennungsverfahren vor deutschen Gerichten initiieren, in dessen Rahmen | |
| die Einhaltung wesentlicher Grundsätze des deutschen Rechts bei der | |
| Urteilsfindung überprüft werde. Da das EU-Kartellrecht wesentlicher | |
| Grundsatz der deutschen Rechtsordnung sei, gibt sich Solarworld „davon | |
| überzeugt, dass ein solches Anerkennungs- und Vollstreckungsverfahren in | |
| Deutschland nicht erfolgreich zum Abschluss gebracht werden könnte“. | |
| Die Investoren sind gleichwohl erheblich verunsichert. Der Kurs der | |
| Solarworld-Aktie lag gestern gegenüber dem Vortag zeitweise 16 Prozent im | |
| Minus. Ein gegen sie vollstreckbares Urteil wäre existenzbedrohend, wie | |
| Solarworld in seinem Konzernbericht bereits eingeräumt hat. | |
| 14 Jul 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Bernward Janzing | |
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