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# taz.de -- Freiheit für Valentin: Solidarität mit Antifa-Ultra
> Jusos und Grüne Jugend fordern die Freilassung von Valentin: Der linke
> Werder-Ultra sitzt in U-Haft, weil er einen Hooligan verprügelt haben
> soll.
Bild: Internationale Solidarität: Ultras in Malmö fordern Valentins Freilassu…
Bremen taz | Etwa 40 Menschen zogen am Samstag vor die
Justizvollzugsanstalt in Oslebshausen und forderten die „Freiheit für
Valentin“. Der 21-Jährige sitzt dort seit Anfang Juli in Untersuchungshaft.
Er soll bei Auseinandersetzungen zwischen linken Ultras und rechten
Hooligans während des Nordderbys am 19. April einen Hooligan verprügelt
haben. Weil ihm weitere Körperverletzungen vorgeworfen werden, ging man von
einer Wiederholungsgefahr aus.
Am 19. April war eine Gruppe Ultras von der Polizei vom Osterdeich in die
Verdener Straße getrieben worden, wo vor der Kneipe „Verdener Eck“ mehrere
rechte Hooligans standen. Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen. Im Zuge
dessen soll Valentin mit acht weiteren Verdächtigen einen Hooligan
angegriffen haben, den die Polizei allerdings nicht der rechten Szene
zuordnet.
Das sehen die UnterstützerInnen Valentins anders. Der Vorfall ist für sie
Teil des langen politischen Konfliktes zwischen linksgerichteten Ultras und
den rechten Hooligan-Gruppierungen wie der „Standarte“ in Bremen.
Seit Jahren ist den Rechten die Antidiskriminierungsarbeit in der Ostkurve
ein Dorn im Auge. 2007 kam es zu einem brutalen Angriff auf eine Party
anti-rassistischer Ultras im Ostkurvensaal – mit milden Strafen für die
Angreifer. Am Tag des Nordderbys hatten laut taz-Informationen vor den
Auseinandersetzungen am Verdener Eck rechte Hooligans linke Ultras in der
Stadt angegriffen.
Über Deutschland hinaus kam es für Valentin wegen dieses Hintergrunds zu
Solidaritätsaktionen linker Ultra-Gruppen und AntifaschistInnen – durch
Graffitis, Transparente oder Plakate in Schweden, Frankreich und sogar in
Israel. Bei einer Etappe der Tour de France war „Free Valentin“ auf die
Straße gemalt und auch bei einem Konzert der Band „Feine Sahne Fischfilet“
wehte ein Transparent auf der Bühne. Die Band trägt auch zu einer Soli-CD
bei, die derzeit entsteht.
Horst Wesemann, der Anwalt von Valentin, begrüßt die
Unterstützungsmaßnahmen. Es gebe Valentin das Gefühl, nicht allein zu sein.
„Ob damit im Hinblick auf den Haftbefehl Wirkung erzielt werden kann, ist
vielleicht zweifelhaft“, so Wesemann. „Es macht einen Unterschied, ob
jemand nur wegen seiner politischen Betätigung verhaftet wird oder jemandem
wie in diesem Fall konkrete Straftaten vorgeworfen werden. Aber ich weiß
von anderen Situationen, dass die Ultras wesentlich härter angefasst werden
als die Rechten.“
Die Freilassung Valentins fordern mittlerweile auch die Jusos und die Grüne
Jugend aus Bremen und Niedersachsen. In einem Appell an Polizeipräsident
Lutz Müller und Innensenator Ulrich Mäuer (SPD) heißt es: Es könne nicht
sein, dass „die Polizei ausgerechnet die Menschen verfolgt und wegsperrt,
die sich gegen gewalttätige Nazis und Hooligans selbst verteidigen müssen“.
Den Hooligans werde „signalisiert, dass sie freie Bahn haben und offenbar
nach wie vor keine Repression befürchten müssen“.
Polizeipräsident Lutz Müller reagierte darauf am Freitag: „Auch mir ist
sehr viel daran gelegen, Faschismus, Rassismus, Homophobie, Sexismus und
Antisemitismus entschieden und aktiv entgegenzuwirken. Aber gewaltfrei“,
heißt es in einem Antwortschreiben. Die Polizei unterliege bei ihren
Maßnahmen „engen rechtsstaatlichen Grenzen, die nach außen manchmal schwer
vermittelbar sind.“ Müller bot den UnterzeichnerInnen des Briefes ein
persönliches Gespräch mit ihm und Senator Mäurer an.
„So etwas kommentiere ich nicht“, sagte hingegen
Staatsanwaltschaft-Sprecher Frank Passade zu den Freilassung-Fordeungen.
Die Gründe für die Haft lägen im dringenden Tatverdacht und der
Wiederholungsgefahr. „Es gibt überhaupt keinen Anlass ihn freizulassen,
auch wenn das irgendwelche politischen Kräfte fordern“, so Passade zur taz.
Die Gewalt am Verdener Eck sei von den Ultras ausgegangen, „auch wenn es
dem ein oder anderen nicht in den Kram passt“. Bei der Staatsanwaltschaft
gebe es derzeit kein Verfahren gegen einen Hooligan. Dies sei „keine Frage
von links und rechts“.
Die Unterstützer Valentins rufen nun am 15. August, dem ersten
Bundesliga-Spieltag, zu einer Demo in Bremen auf: „Gegen Neonazis und
Repression“.
26 Jul 2015
## AUTOREN
Jean-Philipp Baeck
## TAGS
Ultras
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Nazis
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