| # taz.de -- Hilferuf der Roma: Angst vor der Zukunft | |
| > Bunte Demonstration fordert Bleiberecht für Roma und keine | |
| > „Rückführungen“ in sogenannte „sichere Herkunftsländer“. | |
| Bild: Sie wollen in Deutschland bleiben: Auch Kinder nahmen an der Demo am Sams… | |
| „Eins, zwei, drei, vier – alle Roma bleiben hier!“ Lautstark haben 500 | |
| Menschen am Samstag für ein Bleiberecht von Roma demonstriert. Zu dem | |
| Protestzug hatte die „Romano Jekipe Ano Hamburg“ (Vereinigte Roma Hamburg) | |
| gemeinsam mit dem Bündnis „Recht auf Stadt – never mind the papers!“ | |
| aufgerufen. | |
| Der emotional bewegende Demonstrationszug formierte sich nach der | |
| internationalen Hymne „Djelem, djelem“, in der von einem langen Weg der | |
| Roma die Rede ist, mittags am Neuen Pferdemarkt. Angeführt von Frauen und | |
| Kindern und dahinter Männern mit geballten Fäusten zog die Demo nach | |
| Altona. Unterwegs gab es Balkan-Musik, Rap-Einlagen und | |
| Zwischenkundgebungen unter der Losung „alle Roma bleiben – wir haben die | |
| Nase voll“. | |
| Vertreter der Gruppe Lampedusa übten „Solidarität with the Roma Community�… | |
| Die Kolumnistin Peggy Parnass, deren Eltern im Konzentrationslager | |
| Treblinka ermordet wurden, mahnte: „Wir werden zur Zeit nicht mehr | |
| abgeschlachtet, aber wenn unsere Freunde weggedrängt werden, wo sie jetzt | |
| sind, müssen wir eingreifen.“ | |
| Dass es für die Betroffenen um mehr als ein symbolisches Zeichen ging, | |
| wurde in einigen Redebeiträgen klar: Sie erzählten Geschichten von | |
| Abschiebungen nach vielen Jahren in Deutschland in fremde Länder, die den | |
| Roma weder eine Zukunft noch ein Zuhause bieten – von Schicksalen, die | |
| keine Einzelschicksale sind, sondern für eine rigorose Abschiebepolitik | |
| stehen. | |
| Viele der Roma kommen aus Staaten, die die Bundesregierung zu sicheren | |
| Herkunftsländern erklärt hat: Mazedonien, Bosnien, Serbien. Und nun sollen | |
| neuerdings laut Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) auch Albanien und der | |
| Kosovo sicher sein. Die Fluchtgründe seien ein gefährlicher Mix aus | |
| Rassismus aus den Bevölkerungsmehrheiten und den staatlichen Institutionen | |
| gewesen, sagte Zlatko Schmidt von der Romano Jekipe Ano Hamburg. „Der | |
| Zugang zu Arbeitsplätzen, Bildung oder zur Gesundheitsversorgung ist | |
| weitestgehend versperrt“, sagte er. „Zusammengenommen ist die Ausgrenzung | |
| lebensbedrohlich, vor allem für Kinder und alte Menschen.“ | |
| Daher herrscht Angst vor Abschiebungen. Der Druck sei hoch. In diesen Tagen | |
| sollen viele sich mit maximal 20 Kilogramm Gepäck am Flughafen melden, um | |
| sich in lebensbedrohlichen Zuständen transportieren zu lassen. „Die | |
| Behörden drängten Menschen unter Androhung der Polizei zur sogenannten | |
| ‚freiwilligen Ausreise‘“, sagte Isen Schulz, Sprecher der Vereinigten Rom… | |
| Nur mit Mühe konnten die Veranstalter den Abschluss finden. „Wir wollten | |
| euch zeigen, dass wir auch Kultur haben, dass wir Politik machen. Wir sind | |
| auch Menschen“, sagte der Demoleiter zum Schluss. | |
| 19 Jul 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Jean-Philipp Baeck | |
| Kai von Appen | |
| Lena Kaiser | |
| Katharina Schipkowski | |
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