# taz.de -- Hygienemängel in Flüchtlingsunterkunft: Kinder kriegen die Krätze | |
> Wegen unhygienischer Zustände schließt Bremen ein Wohnheim. Mit 200 | |
> minderjährigen Flüchtlingen war es deutlich überbelegt. | |
Bild: Wegen Hygienemängeln geschlossen: Flüchtlingswohnheim in Bremen | |
Bremen taz | In Bremen wird die ehemalige Zentrale Erstaufnahmestelle für | |
Flüchtlinge (ZAST) in der Steinsetzer Straße vorübergehend geschlossen. Das | |
gab Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) bekannt. Der Grund sind | |
Bettwanzen und Hautkrankheiten wie Krätze bei etwa zehn Flüchtlingskindern. | |
Die Unterkunft soll saniert werden und dann wieder öffnen. Unter anderem | |
der Bremer Flüchtlingsrat hatte die Zustände in der Steinsetzer Straße | |
schon vor Jahren kritisiert. | |
Das Heim ist mit 200 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen deutlich | |
überbelegt - nach Angaben der Sozialbehörde ist es für maximal 170 | |
Jugendliche ausgelegt. Bis zu 60 von ihnen sind im Souterrain des Heims | |
untergebracht. | |
Sie müssen teilweise auf Matratzen auf dem Boden schlafen. Daneben sind | |
dort noch 25 Erwachsene untergebracht. Alle Bewohner sollen in den | |
kommenden Tagen umziehen. Wohin, ist noch nicht klar. Stahmann hielt es für | |
möglich, dass sie in Zelten unterkommen - einer Notlösung, die die Behörde | |
in den vergangenen Tagen vorbereitet hatte, die in Bremen bislang aber als | |
Tabu galt [1][(taz berichtete)]. | |
Bereits am Mittwoch waren im Hinterhof der Steinsetzer Straße vier | |
Igluzelte errichtet worden, in denen neu ankommende minderjährige | |
Flüchtlinge unterkommen sollten. | |
Die Linken-Abgeordnete Sofia Leonidakis hatte das Wohnheim am Mittwoch | |
besucht und sagte danach: „Die Zustände sind katastrophal.“ Die | |
Flüchtlingskinder lebten dort ohne Ruhe und Privatsphäre. Es gebe keinen | |
Schreibtisch, an dem sie ihre Hausaufgaben machen könnten. | |
„Die sanitären Anlagen sind verschmutzt oder defekt und die gesundheitliche | |
Versorgung ist von Jugendhilfestandards weit entfernt“, so Leonidakis. | |
Einige Jugendliche lebten so seit neun Monaten. Ihr sei von Suizidversuchen | |
berichtet worden. | |
Jens Schmidt, Sprecher des Bremer Gesundheitsressorts sagte zur taz, es | |
seien Ärzte des Gesundheitsamtes gewesen, die nun Alarm geschlagen haben: | |
„Insbesondere das Problem der Bettwanzen spiegelt den schlechten | |
hygienischen Zustand wider.“ | |
Schmidt erklärte, dass die Krankheiten durch die Art der Unterbringung | |
bedingt sind: „Die Krankheiten können unter diesen Bedingungen auftauchen, | |
wenn Menschen in Einrichtungen auf begrenztem Platz leben müssen.“ | |
Senatorin Stahmann sagte: „Es ist nichts schief gelaufen.“ Es handele sich | |
um „neue Probleme“ und sei „ohne Frage eine Notsituation“. Die Überbel… | |
erklärte sie mit einer Vervierfachung der Zugangszahlen bei minderjährigen | |
Flüchtlingen. | |
Allein in 2015 seien 500 in Bremen angekommen. „Wir drücken ankommenden | |
Jugendlichen nicht einfach eine Fahrkarte in die Hand, wie es Hamburg eine | |
Zeit lang getan hat“, so Stahmann zur taz. Nun seien alle | |
gesellschaftlichen Kräfte gefordert, zu helfen. | |
12 Jun 2015 | |
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## AUTOREN | |
Jean-Philipp Baeck | |
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