# taz.de -- Krise in Mali: Politische Lösung in Sicht | |
> Die bewaffnete islamistische „Ansar Dine“ in Mali stimmt einem | |
> Gewaltverzicht zu. Und die westafrikanischen Stabschefs einigen sich auf | |
> einen Einsatzplan. | |
Bild: Wollen auf Gewalt verzichten: Mitglieder von „Ansar Dine“ | |
BERLIN taz | Die wichtigste islamistische Gruppe im Norden Malis hat einen | |
entscheidenden Schritt zu einer politischen Lösung der Krise in dem | |
gespaltenen Land getan. Bei Verhandlungen im benachbarten Burkina Faso | |
sagte sich die Gruppe „Ansar Dine“ von Gewalt los. | |
„Ansar Dine verspricht, eine komplette Einstellung der Feindseligkeiten | |
einzuhalten, Bewegungsfreiheit für Menschen und Waren zu garantieren und | |
humanitäre Hilfe in den Zonen unter ihrer Kontrolle zu ermöglichen“, heißt | |
es in der Erklärung vom Dienstag, die am Mittwoch in der burkinischen | |
Zeitung Le Pays veröffentlicht wurde. | |
„Außerdem lehnt Ansar Dine jede Form von Extremismus und Terrorismus ab und | |
bekennt sich zum Kampf gegen die grenzüberschreitende organisierte | |
Kriminalität.“ Man werde mit den anderen bewaffneten Gruppen in Nordmali | |
sprechen, um „das für einen allumfassenden politischen Dialog notwendige | |
Vertrauen“ zu schaffen. | |
Die Verhandlungen in Burkina Faso finden im Rahmen der | |
Krisenlösungsversuche der westafrikanischen Regionalgemeinschaft Ecowas | |
(Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft) statt. Sie sind ein Teil der | |
Gesamtbemühungen der Ecowas für Mali. Dort hatte im März das Militär gegen | |
die gewählte Regierung geputscht. Als Reaktion hatten bewaffnete | |
Tuareg-Rebellen und islamistische Milizen den Norden des Landes erobert. | |
Der UN-Sicherheitsrat und die EU-Außenminister sagten im Oktober | |
Unterstützung für eine mögliche Militärintervention zur Rückeroberung Malis | |
zu, sofern dafür ein Konzept vorliegt. | |
## Militärs der Region beschließen Einsatzplan | |
Während in Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou die politischen Gespräche | |
mit Ansar Dine liefen, berieten in Malis Hauptstadt Bamako die hohen | |
Militärs der Region über ein Eingreifkonzept. Unter Leitung des | |
Generalstabchefs der Elfenbeinküste, General Soumaila Bagayoko, wurde am | |
Dienstagabend ein Einsatzplan verabschiedet, der am kommenden Wochenende | |
einem Ecowas-Sondergipfel in Nigeria vorgelegt werden soll. Details wurden | |
nicht bekannt, doch einigten sich die Militärs Berichten zufolge auf eine | |
integrierte Kommandostruktur. | |
Zuvor war spekuliert worden, eine westafrikanische Eingreiftruppe könne | |
zwar Malis Armee unterstützen, Letztere aber eine autonome Befehlskette | |
wahren, was absehbar zu Chaos führen würde. | |
Grundlage für den Einsatzplan ist das „Strategische Konzept“ von AU und | |
Ecowas für Mali, das ebenfalls am kommenden Wochenende endgültig | |
verabschiedet werden soll. Das Konzept, das der taz vorliegt, nennt sieben | |
politische Ziele, an erster Stelle einen „inklusiven politischen Prozess“ | |
in Mali – was eine Einigung zwischen allen politischen Kräften des Landes | |
auf Schritte hin zu freien Wahlen bedeutet – sowie die „Wiederherstellung | |
der Autorität des Staates und Bewahrung der nationalen Einheit und | |
territorialen Integrität Malis“. | |
Letzteres umfasst auch „Hilfe, Expertise, Ausbildung und Kapazitätsaufbau | |
sowie Ausrüstung“ für Malis Armee und staatliche Institutionen – die | |
Grundlage für die derzeit in Deutschland diskutierte EU-Ausbildungsmission. | |
Das Einlenken Ansar Dines könnte die Umsetzung dieses Konzepts erleichtern. | |
Nach den Tuareg-Separatisten der MNLA (Nationalbewegung Freies Azawad), die | |
die Wurzel des Aufstands in Nordmali waren und dann von Islamisten | |
marginalisiert wurden, wäre nun mit Ansar Dine – geführt vom Tuareg Iyad ag | |
Ghali – auch der wichtigste einheimische Flügel der Islamisten befriedet. | |
Alle Fraktionen in Mali könnten dann gemeinsam, mit ausländischer Hilfe, | |
gegen die verbleibenden Gruppen vorgehen: die algerisch geführte al-Qaida | |
im Islamischen Maghreb (AQMI) und die Bewegung für Einheit und Dschihad in | |
Westafrika (Mujao). | |
7 Nov 2012 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
Dominic Johnson | |
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