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# taz.de -- Islamistische Rebellen in Mali: Eingreifen im Sahel: Im Prinzip ja
> Uno und EU wollen eine Intervention gegen die Islamisten im Norden von
> Mali planen. Eine schnelle Umsetzung ist jedoch unwahrscheinlich.
Bild: Vor den Islamisten aus Nordmali geflohene Menschen.
BERLIN taz | Ein internationales Eingreifen gegen die Islamisten im Norden
Malis zeichnet sich ab. Nach dem UN-Sicherheitsrat am Freitag haben am
Montag auch die EU-Außenminister grundsätzlich grünes Licht für einen
Militäreinsatz in dem Sahelstaat gegeben. Aber jetzt müssen konkrete Pläne
erarbeitet werden – und das kann dauern.
In seiner einstimmig verabschiedeten Resolution 2071 bekräftigte der
UN-Sicherheitsrat am Freitag seine Bereitschaft, mit einer internationalen
Streitkraft die malische Armee bei der Rückeroberung der „besetzten Gebiete
Nord-Malis“ zu unterstützen.
Der UN-Generalsekretär wird gebeten, innerhalb von 45 Tagen gemeinsam mit
der Afrikanischen Union (AU) und der Westafrikanischen
Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) „in enger Abstimmung mit Mali, Malis
Nachbarländern, den Ländern der Region und allen bilateralen Partnern und
interessierten internationalen Organisationen“ einen Plan dafür zu
erarbeiten.
Inoffiziell ist die Rede von 3.000 Mann, hauptsächlich aus
westafrikanischen Ländern, die im Rahmen einer „Stabilisierungsmission“
Malis Armee logistisch zu Hilfe kommen, damit diese Kapazitäten frei hat,
um in den Norden ihres Landes einzumarschieren. Eine solche
„Stabilisierungsmission“ soll aber weniger Malis Armee von der Leine lassen
als sie unter Kontrolle halten.
## Waffenembargo behindert Armee
Denn im März war ein Putsch junger Soldaten in der malischen Hauptstadt
Bamako der Auslöser dafür gewesen, dass Rebellen die Kontrolle über den
Norden des Landes übernehmen konnten. Malis Armee hat die Macht
mittlerweile abgegeben, aber wegen des Putsches gilt gegen sie weiter ein
Waffenembargo, das sie daran hindert, zu kämpfen.
Ob dieses Embargo aufgehoben werden soll oder ob Waffen nur für
ausländische Eingreiftruppen ins Land gelassen werden sollen, ist unklar.
Radikale Unterstützer der Putschisten in Mali sind jetzt auch gegen eine
ausländische Militärintervention – sie wollen lieber freie Hand für die
eigene Armee.
Parallel zur Uno setzten sich die EU-Außenminister am Montag bei ihrem
Wochentreffen in Luxemburg eine Frist bis 19. November, um ein Konzept für
eine EU-Militärmission in Mali auszuarbeiten. Neben einer
Ausbildungsmission soll dabei vor allem Satellitenüberwachung eine Rolle
spielen.
Größter Bremser bei all dem ist der große nördliche Nachbar Algerien,
dessen Armee die stärkste der Region ist. Algerien ist gegen eine
Militärintervention in Mali, weil es befürchtet, dass sich die bewaffneten
Islamisten dort auf algerisches Gebiet zurückziehen würden, wo sie
hergekommen sind.
## Frankreich erneuert Luftwaffe
In Algier fanden in den vergangenen Wochen diskrete Sondierungsgespräche
mit den malischen Islamisten statt. In algerischen Medien wird regelmäßig
davor gewarnt, der „Westen“ wolle nach Libyen 2011 nun über Mali seinen
Einfluss ausdehnen.
Algeriens Haltung erscheint wie ein Spiegelbild der Frankreichs, das am
deutlichsten auf eine Intervention drängt. Informelle Gespräche dazu führte
der französische Präsident François Hollande am Wochenende am Rande seiner
ersten Afrikareise, die ihn nach Senegal und in die Demokratische Republik
Kongo führte. Frankreich erneuert gerade turnusmäßig seine
Luftwaffenkapazitäten in der Elfenbeinküste und Tschad. Aber Frankreich
muss vorsichtig sein: Seit zwei Jahren befinden sich vier in Niger
verschleppte Franzosen in Geiselhaft radikaler Islamisten.
Malis Öffentlichkeit verfolgt diese ganze Debatte als Zuschauer, obwohl im
Süden des Landes parteiübergreifend Einigkeit darüber besteht, dass man den
Norden „befreien“ will. Malische Zeitungen analysierten gestern den
UN-Beschluss so, dass ein Eingreifen nun nicht vor März 2013 zu erwarten
sei.
15 Oct 2012
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Ansar Dine
Tuareg
Sahel
Mali
Mali
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