| # taz.de -- Troika-Bericht zu Griechenland: Ein Lob ohne Folgen | |
| > Die Troika stellt Griechenland ein gutes Zeugnis aus, doch die | |
| > versprochene Finanzhilfe lässt weiter auf sich warten. Vor allem | |
| > Deutschland steht auf der Bremse. | |
| Bild: Geld oder kein Geld – das ist in Griechenland weiterhin die Frage | |
| BRÜSSEL taz | Griechenland erntet unerwartetes Lob für seine hart | |
| umkämpften Reformen. Am Montag legte die Troika in Brüssel ihren seit | |
| Wochen erwarteten Bericht vor. Darin würdigen die internationalen Aufseher | |
| nicht nur die Anstrengungen der konservativen Regierung Samaras. Sie | |
| schlagen zudem vor, dem Land zwei Jahre mehr Zeit für die Erfüllung der | |
| Sparauflagen zu gewähren. Doch die Bundesregierung in Berlin legt sich | |
| quer. | |
| Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte sich am Sonntag weit aus dem | |
| Fenster gelehnt und behauptet, die Griechen seien selbst schuld an ihrer | |
| Misere. Die Eliten hätten versagt, die versprochenen Reformen ließen auf | |
| sich warten, deshalb werde es so schnell auch keine neuen Hilfen geben, | |
| sagte er der Welt. Schließlich liege nicht einmal der Bericht der Troika | |
| vor. | |
| Doch dann kam alles ganz anders. Völlig überraschend trat Eurogruppen-Chef | |
| Jean-Claude Juncker vor die Presse und verkündete frohe Botschaften. Der | |
| Bericht der Troika aus EU, EZB und IWF über die Spar- und Reformbemühungen | |
| in Griechenland sei in der Nacht eingegangen. „Der Troika-Bericht ist im | |
| Grundton positiv, weil die Griechen ja wirklich geliefert haben“, fügte | |
| Juncker hinzu – und sagte damit ziemlich genau das Gegenteil von Schäuble. | |
| Juncker ging sogar noch weiter: Er sei nicht nur dafür, Griechenland zwei | |
| Jahre mehr Zeit für die Sparauflagen zu geben, wie dies die Troika | |
| empfiehlt. Er werde nun auch auf eine schnelle Auszahlung der versprochenen | |
| Hilfstranche von 31 Milliarden Euro drängen. „Jetzt liegt es an uns, zu | |
| liefern“, sagte Junker vor einem Treffen der Eurogruppe, das am späten | |
| Montagnachmittag in Brüssel begann. | |
| Doch mit einer schnellen Entscheidung rechnete in Brüssel niemand. Denn vor | |
| allem Deutschland stellt sich quer. In seinem Interview hatte Schäuble | |
| bereits vorgebaut. Neben dem Troika-Bericht fehle auch ein neuer | |
| Kontrollmechanismus; Berlin fordert ein Sperrkonto, über das der | |
| Schuldendienst abgewickelt werden soll. Außerdem müsse der Bundestag neuen | |
| Hilfen zustimmen. Das brauche seine Zeit. | |
| In Brüssel ist man darüber ziemlich entsetzt. Sollte es Schäuble ernst | |
| meinen, könnten Monate bis zur Auszahlung der Hilfen vergehen. Doch | |
| Griechenland braucht bereits am Freitag dieser Woche frisches Geld, um den | |
| drohenden Staatsbankrott zu verhindern. Eine Anleihe über 5 Milliarden Euro | |
| wird fällig – und bisher ist unklar, wie Athen sie bedienen kann. | |
| Ohne Hilfe der Europäischen Zentralbank wird dies kaum möglich sein, doch | |
| die Währungshüter in Frankfurt halten sich bedeckt. Athen muss also wieder | |
| zittern, und das trotz des guten Zeugnisses der Troika. Denn nicht nur die | |
| Finanzierung der fälligen Anleihe ist fraglich. Die Eurogruppe muss auch | |
| klären, wie viel der Aufschub der Sparziele um zwei Jahre kostet und wer | |
| dafür zahlen soll. Zudem steht noch die Forderung des IWF nach einem neuen | |
| Schuldenschnitt im Raum. Klar ist nur eins: Deutschland will nicht zahlen. | |
| 12 Nov 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
| Eric Bonse | |
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