# taz.de -- EU-Führungskrise: Juncker geht, der Streit bleibt | |
> Der Luxemburger hört endgültig auf: Die Eurogruppe braucht einen neuen | |
> Chef – und einen Kompromiss bei der Bankenunion. | |
Bild: Der links will nicht mehr, der rechts könnte ihm folgen. | |
BRÜSSEL taz | Eine Woche nach der vorläufigen Rettung Griechenlands vor der | |
drohenden Staatspleite treffen die Finanzminister bei ihrem Gipfel in | |
Brüssel auf neue Probleme. Ein zentrales Projekt der Euroretter, die | |
geplante neue Bankenaufsicht, kommt nicht voran. Und ein wichtiger Posten, | |
der Vorsitz der Eurogruppe, muss neu besetzt werden. | |
Zunächst müssen sich Berlin und Paris über die Nachfolge von Jean-Claude | |
Juncker verständigen. Der Chef der Eurogruppe hatte am Montag erklärt, dass | |
er den Vorsitz des informellen Gremiums zum Ende des Jahres abgeben möchte. | |
Eine Begründung nannte Juncker nicht. Doch der Luxemburger gilt schon lange | |
als amtsmüde. Vor allem die ständigen Querschüsse aus Berlin bei der | |
Griechenland-Rettung hätten ihn zermürbt, heißt es in Brüssel. | |
Juncker hatte die Leitung der Eurogruppe 2005 übernommen, nachdem | |
Deutschland seinen Widerstand gegen die Gründung dieses Kreises aufgegeben | |
hatte. Der 57-Jährige gilt als einer der wenigen Europapolitiker, die | |
Klartext reden können. So hatte sich Juncker wiederholt über das "Geschwätz | |
über den Austritt Griechenlands" beschwert und deutschen Politikern wie | |
Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) geraten, "einfach mal den Mund | |
(zu) halten". | |
## Schäuble als Nachfolger im Gespräch | |
Als Nachfolger sind der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und | |
sein französischer Amtskollege Pierre Moscovici im Gespräch. Seit einigen | |
Wochen treten sie regelmäßig gemeinsam auf, weshalb schon über eine | |
Doppelspitze oder eine Rotation spekuliert wird. Angeblich sollen sich | |
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Staatschef François | |
Hollande schon im Juli auf einen Kompromiss verständigt haben, meldet die | |
Financial Times Deutschland. Demnach solle zunächst Moscovici die | |
Eurogruppe leiten, später dann Schäuble. | |
Gegen den deutschen Finanzminister gibt es allerdings in vielen Euroländern | |
Vorbehalte, da er als Hardliner gilt und Beschlüsse immer wieder verzögert | |
hat. So blockierte Schäuble wochenlang die seit Monaten überfälligen | |
Notkredite für Griechenland. Die sollen nun erst am 13. Dezember | |
freigegeben werden. Schäuble hat sich auch an die Spitze der Bremser bei | |
der geplanten europäischen Bankenaufsicht gesetzt. Beim Gipfel kam es | |
deshalb zum Streit. Die Diskussion wurde auf eine Sondersitzung der | |
Finanzminister am 12. Dezember verschoben. Dass unmittelbar vor dem | |
EU-Treffen ein Durchbruch gelingt, gilt jedoch als unwahrscheinlich. | |
4 Dec 2012 | |
## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
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