| # taz.de -- Länderbeschluss gegen Rechtsextreme: Zweifel am NPD-Verbot | |
| > Die Ministerpräsidenten bleiben mit ihrem NPD-Verbotsantrag vorerst | |
| > allein. Bundestagspräsident Lammert meint: „Man soll es besser bleiben | |
| > lassen.“ | |
| Bild: Da wird einem doch ganz warm ums Herz ... | |
| BERLIN dpa/dapd | Der Beschluss der Ministerpräsidenten, ein neues | |
| NPD-Verbotsverfahren anzustrengen, ist auf kontroverse Reaktionen gestoßen. | |
| So sprach sich Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) gegen eine | |
| Beteiligung des Parlaments an einem Verbotsverfahren aus. Dagegen zeigte | |
| sich der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann | |
| (Grüne) zuversichtlich, dass der Antrag beim Bundesverfassungsgericht | |
| Erfolg haben werde. | |
| Lammert äußerte in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Zweifel, ob die von | |
| den Länderinnenministern vorgelegte Materialsammlung für ein Verbot durch | |
| das Bundesverfassungsgericht ausreiche. Auch die juristischen Begründungen | |
| leuchteten ihm nicht ein. „Man soll es besser bleiben lassen“, sagte | |
| Lammert. Das Risiko, dass der Europäische Gerichtshof ein Verbot der NPD | |
| wieder aufhebe, sei groß, meinte der Bundestagspräsident. | |
| Dagegen erklärte Kretschmann im Heute-Journal, es spreche alles dafür, | |
| „gegen diese menschenverachtende, rassistische Partei nun endlich ein | |
| Verbotsverfahren anzustrengen und es gibt keinen vernünftigen Grund, dieses | |
| nicht zu tun.“ Es sei mehr als 1.000 Seiten Material gesammelt worden, das | |
| ergebe, dass diese Partei aggressiv gegen die freiheitlich-demokratische | |
| Grundordnung agitiere. „Sie ist verfassungswidrig und deswegen kann sie | |
| auch verboten werden.“ | |
| Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) fordert | |
| unterdessen neue Anstrengungen zur Bekämpfung des Rechtsextremismus. „Es | |
| geht darum, möglichst viele Menschen herauszubrechen aus ihrem | |
| rechtsextremen Umfeld“, sagte die Ministerin der Welt. „Wir sollten die | |
| Strukturen vereinheitlichen und ein gemeinsames Exit-Programm von Bund und | |
| Ländern schaffen, das beispielsweise vom Bundeskriminalamt koordiniert | |
| wird.“ | |
| ## Drei Viertel für NPD-Verbot | |
| Die Mehrheit der Deutschen spricht sich für ein Verbot der rechtsextremen | |
| NPD aus. Bei einer Umfrage von Infratest dimap im Auftrag der | |
| ARD-Tagesthemen sagten 73 Prozent, die NPD sollte verboten werden. 22 | |
| Prozent sprachen sich gegen ein Verbot aus. Eine am Donnerstag | |
| veröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag | |
| des Fernsehsenders N24 ergab 67 Pozent Befürworter. 21 Prozent der | |
| Bevölkerung seien dagegen. | |
| Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) kündigte derweil an, in der | |
| Frage eines NPD-Verbotsantrags eng mit dem Bundestag zusammenarbeiten zu | |
| wollen. Er ist sich in dieser Frage mit Leutheusser-Schnarrenberger einig. | |
| Aus ihrer Sicht sei das V-Leute-Problem, an dem das erste Verfahren in | |
| Karlsruhe gescheitert war, „noch nicht sicher ausgeräumt“. Dem allerdings | |
| widersprach der Innenminister unter Hinweis auf die rund 1.000 Seiten | |
| umfassende Materialsammlung, die dem Beschluss der Ministerpräsidenten | |
| zugrunde liegt. „Dieses Material ist V-Mann-frei.“ | |
| Die Ministerpräsidenten der Länder hatten sich am Donnerstag bei einem | |
| Treffen in Berlin auf einen Antrag zum Verbot der NPD geeinigt. Der | |
| offizielle Beschluss soll kommende Woche im Bundesrat fallen. Die | |
| Bundesregierung will erst bis März über einen entsprechenden Antrag | |
| entscheiden. | |
| 7 Dec 2012 | |
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