# taz.de -- Verbraucheraufklärung: Und noch ein Lebensmittelsiegel | |
> Ein weiteres Label kennzeichnet Produkte aus der Region. Aber der | |
> Verbraucher ist „jetzt schon hoffnungslos überfordert“. Aufklärung oder | |
> PR? | |
Bild: Das hier auf lecker Hackfleisch montierte neue Siegel ist nicht besonders… | |
BERLIN taz | Die Farbgebung hat etwas von der Bayerischen Flagge. Hellblau | |
mit weiß, allerdings in Blöcken, oben das Wort „Regional“, flankiert von … | |
beide Richtungen aufschwingenden Fenstern. Mit Beginn der Grünen Woche | |
stehen in den ersten Läden Produkte, die das Siegel mit dem Namen | |
„Regionalfenster“ tragen. Es kennzeichnet Produkte, die aus der Region | |
kommen, bis April zunächst in einer Testphase. Mit dabei: Brandenburger Öl, | |
Schwäbische Maultaschen oder Hamburger Vollkornbrot. | |
„Eine Umfrage im Auftrag des Ministeriums hat ergeben, dass es für 67 | |
Prozent aller Verbraucher wichtig ist, dass Lebensmittel aus einer | |
bestimmten Region kommen“, begründet Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner | |
(CSU) das neue Label. Es ist nicht das erste: Bereits auf EU-Ebene gibt es | |
Siegel, die etwas mit der Region zu tun haben, etwa die geschützte | |
Ursprungsbezeichnung, die beispielsweise den Allgäuer Emmentaler schützen | |
soll. | |
Dabei ist auch der Herstellungsprozess festgelegt und muss in der Region | |
erfolgen. Oder die geschützte geographische Angabe, bei der das Produkt in | |
einer bestimmten Region produziert werden muss, die Zutaten aber auch aus | |
anderen Regionen kommen dürfen, wie bei den Nürnberger Lebkuchen. | |
Wer das neue regionale Label verwendet, muss sicherstellen, dass die | |
Hauptzutat zu hundert Prozent aus der angegebenen Region kommt. Diese muss | |
ebenso auf dem Label stehen, wie der Verarbeitungsort. Doch insgesamt | |
bleibt es den Herstellern überlassen, ob sie ihre Produkte kennzeichnen | |
oder nicht. Und genau das kritisieren Verbraucherschützer. | |
## Buttermilch „Thüringer Land“ aus Bayern | |
„Als Verbraucher ist man jetzt schon hoffnungslos überfordert“, sagt | |
Andreas Winkler von Foodwatch. Alleine beim Fleisch gebe es mehrere Dutzend | |
Siegel. „Es ist nicht zu erkennen, wo welche Kriterien dahinter stecken und | |
was nur ein PR-Trick ist.“ Immer wieder geraten Produkte in die Kritik, die | |
dem Namen nach aus einer Region stammen, tatsächlich aber woanders | |
produziert werden. So musste unter anderem der Hersteller von „Mark | |
Brandenburg“-Milch einräumen, dass diese nicht unbedingt aus Brandenburg | |
kommt, die Buttermilch „Thüringer Land“ stammt teilweise aus Bayern. | |
Winkler fordert weniger Siegel – und mehr Informationen. So müssten die | |
Hersteller in ihrer Zutatenlisten angeben, woher die Hauptzutaten kommen. | |
Als ein entsprechender Vorstoß vor einigen Jahren auf EU-Ebene diskutiert | |
wurde, wehrte sich die Lebensmittelindustrie allerdings dagegen. Für die | |
Unternehmen wäre es unbequem: Denn bei verarbeiteten Produkten stammen die | |
Zutaten längst nicht immer aus der selben und auch nicht immer aus der vom | |
Verbraucher erwarteten Quelle. | |
18 Jan 2013 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
Svenja Bergt | |
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