| # taz.de -- Blogger Markus Beckedahl über Netzpolitik: „Ein Internet-Ministe… | |
| > Politische Prozesse spielen sich zunehmend auf Facebook ab, sagt | |
| > Beckedahl. Das ist nicht unproblematisch. Und einen Netz-Minister solle | |
| > es auch geben. | |
| Bild: Der Internetminister im Internetministerium? Als Gegengewicht zur Bundesr… | |
| taz: Herr Beckedahl, was sind die wichtigsten Ergebnisse der | |
| Enquetekommission „Internet und digitale Gesellschaft“? | |
| Markus Beckedahl: Dass Netzpolitik im Bundestag angekommen ist. Zwar ist | |
| immer noch nicht allen Abgeordneten bewusst, wie relevant Netzpolitik und | |
| das Internet in Gegenwart und Zukunft sind, aber durch drei Jahre Arbeit | |
| fand ein größerer Wissenstransfer statt. | |
| Was hat sich inhaltlich getan? | |
| Das klare Bekenntnis der Enquetekommission, dass Anonymität im Internet | |
| gewährleistet sein muss, ist auch ein klares Bekenntnis zu unseren | |
| Grundrechten. Bei Forderungen von bestimmten Politikern wie einer | |
| Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung oder von Staatstrojanern ist | |
| das zumindest ein symbolisches Zeichen. | |
| Haben bei der Arbeit Parteigrenzen eine Rolle gespielt? | |
| Die Werbebroschüre klang so, dass man ergebnisoffen über Fragestellungen | |
| diskutiert, aber ab der ersten Sitzung war klar, dass die Koalition ihre | |
| Mehrheit nutzen wird. Als ergebnisoffen galt das, was auch die Position der | |
| Bundesregierung ist. | |
| Können Sie dafür ein Beispiel nennen? | |
| Viele Themen wie etwa das Leistungsschutzrecht wurden bewusst | |
| herausgehalten, weil sie aktuell im Bundestag diskutiert wurden. Da hatte | |
| die Koalition sicherlich Angst, dass es andere Mehrheiten oder andere | |
| Handlungsempfehlungen in der Enquete gibt, als es gerade im Bundestag | |
| eigene Netzpolitiker beschließen. Auch bei der Frage nach einer möglichen | |
| gesetzlichen Regelung der Netzneutralität wurde schnell klar, dass sich die | |
| Koalition bemüht, keine andere Linie zuzulassen. | |
| Wo liegt denn das Problem? | |
| Die Bundesregierung und die EU-Kommission haben sich auf eine „Das wird der | |
| Markt schon regeln“-Position zurückgezogen. Aber der Markt sorgt dafür, | |
| dass die Netzneutralität Schritt für Schritt abgeschafft wird. Da kann man | |
| später vielleicht viel weniger regulativ eingreifen. | |
| Wie sinnvoll ist die Forderung nach einem ständigen Ausschuss „Internet und | |
| digitale Gesellschaft“? | |
| Es macht Sinn, dass Netzpolitik mehr Relevanz im Bundestag erhält. Aber ein | |
| Hauptausschuss allein reicht nicht aus, es sollte ein Gegengewicht zur | |
| Bundesregierung geben. Ein Staatsminister im Kanzleramt wäre zum Beispiel | |
| sinnvoll. Man könnte aber auch mal über die Einführung eines | |
| Internetministeriums nachdenken. | |
| Mit der Beteiligungsplattform Adhocracy konnten erstmals BürgerInnen bei | |
| parlamentarischen Beschlüssen mitwirken. Hat das Ihrer Meinung nach gut | |
| funktioniert? | |
| Das Problem war, dass es bereits vor Beginn vonseiten der Bundesregierung | |
| große Bedenken gab, dass mit der Einführung eines Beteiligungswerkzeugs ein | |
| Präzedenzfall in Richtung Abschaffung der repräsentativen Demokratie | |
| geschaffen wird. Das hat dazu geführt, dass wir erst in der zweiten Hälfte | |
| Erfahrungen mit Adhocracy sammeln konnten, also zu einem Zeitpunkt, wo ein | |
| Teil der interessierten Öffentlichkeit keine Lust mehr hatte sich zu | |
| beteiligen. Die Beteiligung war durch diese Anfangsschwierigkeiten nicht | |
| ganz so groß, aber trotzdem sehe ich das nicht als gescheitert an. | |
| Was sind die wichtigen Fragestellungen für die Zukunft? | |
| Wie gehen wir damit um, dass immer mehr Öffentlichkeit in privatisierten | |
| Räumen, auf Servern von privaten Firmen, die in anderen Ländern sitzen, | |
| stattfinden – wo nicht unbedingt unser Grundgesetz gilt, sondern die | |
| allgemeine Geschäftsbedingung. Dort kann schnell auf Basis von | |
| Algorithmenentscheidungen eine Sperrung des Accounts erfolgen, durch die | |
| man vom sozialen Leben ausgeschlossen werden kann. Das ist natürlich | |
| bedeutend, weil sich auch politische Prozesse zunehmend auf Facebook und Co | |
| abspielen. | |
| 18 Apr 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Jasmin Kalarickal | |
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