# taz.de -- Studie zu Politik im Netz: Weiterleiten als Wahlkampf | |
> Das Internet ist wichtig. Auch für Politiker. Das und noch ein bisschen | |
> mehr ist das Ergebnis einer Studie, die am Dienstag in Berlin vorgestellt | |
> wurde. | |
Bild: Die Kanzlerin im Netz, im Google „Konferenzmedium“ gar. | |
BERLIN taz | „Noch 138 Tage rummerkeln an der Türkei“, dann ist Schluss mit | |
Schwarz-Gelb. Diese Parole ruft heute der [1][Abwählkalender der Grünen] | |
ins Netz. Auf den Klick folgen drei Absätze zum Thema EU-Beitritt der | |
Türkei und die Möglichkeit, sich mit den 72 vorangegangenen | |
Anit-Merkel-Argumenten zu versorgen. | |
Man weiß ja nie, was der rhetorische Duellant so kann. Es gilt ihn zu | |
überzeugen. Der Kalender selbst ist Teil des Online-Wahlkampfes der Grünen, | |
den selbstredend auch alle anderen Parteien führen. Bei Twitter, Facebook, | |
Google+ und so weiter. Gefährlich ist die Sache natürlich auch. Das Netz | |
[2][vergisst bekanntlich nicht]. | |
Es ist also nicht ganz überraschend, dass das Internet für Wahlkampf von | |
Bedeutung ist. Zu diesem Ergebnis kommt die heute in der | |
Bundespressekonferenz vorgestellte Studie „[3][Demokratie 3.0 - Bedeutung | |
des Internets für den Bundestagswahlkampf und die politische | |
Partizipation]“, die der Bundesverband Informationswirtschaft, | |
Telekommunikation, Telekommunikation und neue Medien e.V., kurz BITKOM, in | |
Zusammenarbeit mit dem Forsa-Institut erarbeitet und heute in Berlin | |
vorgestellt hat. Dieses Internet traf sich gleich um die Ecke schon den | |
zweiten Tag auf der [4][Re:publica]. | |
Anders als der Titel und die Einleitung suggerieren, kümmert sich die | |
Studie fast ausschließlich um den Wähler, weniger die Kämpfer. | |
Abwählkalender und andere Online-Kampagnen bleiben außen vor. Bei 1000 | |
Wahlberechtigten wurden drei wesentliche Themen abgefragt: die | |
Mediennutzung der Bürger bei politischen Themen, die Bedeutung des | |
Internets und speziell der sozialen Medien für den Bundestagswahlkampf | |
sowie die Teilhabe der Wähler an politischen Prozessen per Internet. | |
Dass junge Leute heute einfach keinen Festnetzanschluss mehr haben, habe | |
die Umfrage nicht beeinflusst, stellte Manfred Güllner, Gründer und | |
Geschäftsführer des Forsa-Instituts, fest. Er und Dieter Kempf, Präsident | |
des BITKOM, die gemeinsam auf dem Podium saßen, besitzen noch einen | |
Festnetzanschluss und erklären das Internet des Wählers. | |
## Gleich hinter den anderen | |
Ein gutes Drittel der Wahlberechtigten glaubt, dass für die Bundestagswahl | |
im Herbst entscheidend ist, wie die Parteien das Internet nutzen. Gut also, | |
dass die Parteien im Netz auf Stimmenfang gehen. Außerdem lesen die | |
Menschen im Internet Zeitung. Im Schnitt informieren sich 60 Prozent der | |
Wahlberechtigten online. Damit rangiert das Netz insgesamt auf Platz vier | |
der wichtigsten Informationsquellen, gleich hinter Fernsehen, Tageszeitung | |
und Radio. | |
Gelesen werden überwiegend die Webseiten der klassischen Medien. Trotzdem | |
sei er über die 42 Prozent „Silberrücken“, die Befragten ab 60 Jahre, die | |
sich online über das politische Geschehen informieren, überrascht gewesen, | |
so Kempf. Später sprach er noch vom Google „Konferenzmedium“, dass [5][die | |
Kanzlerin so gekonnt nutze]. | |
Am Wahlkampf selbst beteiligt übrigens sich fast jeder Dritte. Wobei: Schon | |
eine weitergeleitete E-Mail macht im Kontext der Studie einen Nutzer zum | |
Wahlkämpfer. | |
## Klicken oder Klinken putzen | |
Auch eine Stimmabgabe im Netz könnten sich mittlerweile mehr als die Hälfte | |
der Wähler vorstellen. Das Internet wird zur Alternative der Briefwahl und | |
weckt die Hoffnung auf eine größere Wahlbeteiligung. „Das Internet ist aber | |
kein Allheilmittel“, sagte Manfred Güllner und verweist auf die Tatsache, | |
dass das Desinteresse vor allem in der Lokalpolitik kaum auf die Art und | |
Weise der Stimmabgabe zurückzuführen sei. | |
Am Ende sind doch nochmal die Parteien an der Reihe. Diskutiert wurde, auch | |
im Hinblick auf den von Obama sowohl mit Social Media als auch | |
Klinkenputzen gewonnen Wahlkampf, ob das Internet die bessere Alternative | |
ist oder ob die SPD mit ihren geplanten Hausbesuchen Erfolg haben könnte. | |
„Es geht dabei um den Standard-Vorwurf, dass Politiker nicht mehr zuhören“, | |
sagte Prof. Güllner und stellte klar: „Wo Politiker zuhören, ist eigentlich | |
egal. Das Sich-Unterhalten ist die richtige Strategie, egal wo“. | |
Und so macht er klar, dass es nicht ausreicht, ein Twitter-Profil anzulegen | |
und von Dritten bestellen zu lassen. Es geht um das Zuhören und Reagieren. | |
Auch im Netz – Damit man den Erwartungen der Wähler gerecht wird. Die | |
glauben nämlich zu einem großen Teil, dass gute Politiker das Internet zum | |
Austausch im direkten Dialog nutzen sollten. | |
7 May 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.abwaehlkalender.de | |
[2] http://www.politwoops.de/ | |
[3] http://www.bitkom.org/de/presse/8477_76080.aspx | |
[4] /Konferenz-Republica-in-Berlin/!115906/ | |
[5] http://netzpolitik.org/2013/google-hangout-mit-angela-merkel/ | |
## AUTOREN | |
Christian Fleige | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Angela Merkel | |
Politikverdrossenheit | |
Schwerpunkt Facebook | |
Google+ | |
Twitter / X | |
Schwerpunkt Bundestagswahl 2021 | |
Bundestagswahlkampf | |
Netzpolitik | |
Schwerpunkt Angela Merkel | |
re:publica | |
re:publica | |
re:publica | |
re:publica | |
Enquete-Kommission | |
Netzpolitik | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Reaktionen auf Internet-Bemerkung: Merkel und ihr Neuschland | |
Für Angela Merkel ist das Internet „Neuland“. Onlinenutzer und politische | |
Gegner reagieren umgehend. Doch nicht jeder Seitenhieb funktioniert. | |
Kommentar Google-Autocomplete-Urteil: Bettina Wulff ohne „Rotlicht“ | |
Wer sich durch Googles automatische Vervollständigung verletzt fühlt, kann | |
das unterbinden lassen – für viel Geld. Aber es gäbe noch andere Varianten. | |
Netzkonferenz „re:publica“, 3. Tag: Die Katzen der ASCII-Ära | |
Hackerromantik, Vorschläge zur Weltverbesserung und Mönche von gestern: Der | |
dritte Tag der Internetkonferenz Re:Publica vom Geek-Rand aus betrachtet. | |
Schikane auf dem Weg zur „Re:publica“: Drei Tage Haft | |
Auf seinem Weg zur Berliner Internetkonferenz wurde ein Aktivist aus | |
Madagaskar abgefangen. Statt auf der „Re:publica“ landete er erstmal in | |
Abschiebehaft. | |
Konferenz „Re:publica“ in Berlin: Denkt denn keiner an die Kinder? | |
Die gleichen Wortführer wie in den vergangenen Jahren, aber ohne zündende | |
Ideen: Die digitalen Bürgerrechtler brauchen dringend Nachwuchs. | |
Netzkonferenz „re:publica“, 1. Tag: Sternenmensch und Schweinehälften | |
Die kleinste Wikipedia der Welt, der Mittelweg der künstlichen Dummheit und | |
Diederichsens Weisheiten: Was man am Tag 1 der „re:publica“ lernen konnte. | |
Blogger Markus Beckedahl über Netzpolitik: „Ein Internet-Minister wär sinnv… | |
Politische Prozesse spielen sich zunehmend auf Facebook ab, sagt Beckedahl. | |
Das ist nicht unproblematisch. Und einen Netz-Minister solle es auch geben. | |
Widerstand der Netzbewegung: Doch kein Haufen Freaks | |
Zwei wichtige Gesetze sind gegen den Willen der netzaffinen | |
Bürgerrechtsbewegung verabschiedet worden. Die fragt sich nun: Haben wir | |
versagt? |