# taz.de -- Europäische Finanztransaktionssteuer: Großbritannien klagt | |
> Großbritannien war stets gegen die Finanztransaktionssteuer. Aus Angst um | |
> den Finanzplatz London zieht die Regierung nun vor den Europäischen | |
> Gerichtshof. | |
Bild: Über Großbritanniens Finanzstandort London braut sich was zusammen. | |
LONDON dpa | Die britische Regierung hat beim Europäischen Gerichtshof | |
Klage gegen die geplante Finanztransaktionssteuer eingelegt. Damit solle | |
sichergestellt werden, dass die von 11 EU-Mitgliedsstaaten befürwortete | |
Steuer die Länder, die nicht mitmachen wollten, nicht gefährde, erklärte | |
Großbritanniens Schatzkanzler George Osborne. Die Klage sei bereits am | |
Donnerstag eingereicht worden. | |
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) reagierte gelassen auf den | |
Schritt der Briten. Jedermann habe das gute Recht, Gerichte anzurufen, wenn | |
er der Meinung sei, es werde gegen bestimmte Regeln verstoßen, sagte | |
Schäuble am Samstag in Washington nach der Frühjahrstagung des | |
Internationalen Währungsfonds (IWF). Er gehe davon aus, dass der Vorschlag | |
der EU-Kommission den Regeln entspreche. | |
Großbritannien will die Steuer nicht einführen, befürchtet aber, dass der | |
Handel zwischen britischen Firmen und solchen, die ihren Sitz in einem Land | |
mit Finanztransaktionssteuer haben, gefährdet werden könnten. Die britische | |
Regierung müsste in einem solchen Fall die Steuer einziehen, dürfte sie | |
aber nicht behalten. Sie fürchtet Abwanderungen vom Finanzplatz London, | |
einer der zentralen Stützen der britischen Wirtschaft. | |
Europa ist die erste Region, die die umstrittene Steuer auf Banken- und | |
Börsengeschäfte einführen will, um Zocker und Spekulanten abzuschrecken. | |
Zum Januar 2014 soll es losgehen. Elf Länder unterstützen die Abgabe gegen | |
den Widerstand von Banken und Industrie. Angeführt wird die Initiative von | |
Deutschland und Frankreich, mit dabei sind zudem unter anderem Italien, | |
Spanien, Belgien, Österreich, Portugal und Griechenland. Es werden | |
Einnahmen von 30 bis 35 Milliarden Euro erwartet. | |
Die Abgabe würde wie eine Mehrwertsteuer auf Wertpapiergeschäfte zwischen | |
Finanzinstituten erhoben. Banken, Versicherungen und Investmentfonds | |
müssten sie auf jede Transaktion zahlen. Sowohl Käufer als auch Verkäufer | |
sollen den Plänen der EU-Kommission zufolge besteuert werden. Typische | |
Produkte für Kleinanleger wie Hypotheken, Kredite und Versicherungsbeiträge | |
wären nicht betroffen. | |
Euro-Gruppenchef Jeroen Dijsselbloem sagte in seiner Funktion als | |
niederländischer Finanzminister, er könne die Sorgen Großbritanniens | |
verstehen. Die Niederlande seien aber grundsätzlich weiter bereit, einer | |
verstärkten Zusammenarbeit der elf EU-Länder beizutreten. In ihrer jetzigen | |
Form aber würde die Transaktionssteuer Pensionsfonds zu stark treffen - | |
daher machten die Niederlande zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht mit. | |
21 Apr 2013 | |
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