# taz.de -- Empfehlungen zur Bildungspolitik: Mehr Geld für Spezialisten | |
> Hochschulen sollen sich laut Wissenschaftsrat künftig auf eigene | |
> Schwerpunkte konzentrieren. Der Bund soll 250 Spitzenprofessuren | |
> mitfinanzieren. | |
Bild: Eliteunis oder Exzellenz für alle? Studenten an der Uni Leipzig | |
BERLIN taz | Unis und Fachhochschulen in Deutschland sollen deutlich mehr | |
Geld bekommen – und sich stärker auf ihre Schwerpunkte besinnen. Das | |
fordert der Wissenschaftsrat in seinem mit Spannung erwarteten | |
Perspektivpapier. So soll die Grundfinanzierung der Hochschulen künftig | |
jedes Jahr um mindestens 1 Prozent steigen – plus Inflationsausgleich. | |
Außerdem soll der Bund sich an den Hochschulen beteiligen: durch | |
Spitzenprofessuren und gut finanzierte neue Forschungszentren. | |
Der Wissenschaftsrat besteht aus Vertretern von Bund und Ländern sowie der | |
Wissenschaft und ist das wichtigste Beratungsorgan in Hochschul- und | |
Forschungsfragen. Die Empfehlungen dürften also nach der Wahl aufgegriffen | |
werden, in welcher Form auch immer. | |
Der Wissenschaftsrat hat während seiner Sitzung in Braunschweig in der | |
vergangenen Woche grundsätzlich über Hochschulen und | |
Forschungseinrichtungen in Deutschland beraten. Der Hintergrund: In den | |
kommenden Jahren laufen die großen Förderprogramme aus, mit denen Bund und | |
Länder viel Geld ins System gespült haben – etwa zum Ausbau von | |
Studienplätzen oder im Rahmen der Exzellenzinitiative für herausragende | |
Forschungsprojekte und die Konzepte ganzer Universitäten. | |
Wie es weitergeht, ist unklar. Die Verfassung verbietet es dem Bund, | |
dauerhaft Hochschulen mitzufinanzieren. Eine Grundgesetzänderung liegt | |
derzeit auf Eis. | |
An der umstrittenen Exzellenzinitiative will der Wissenschaftsrat | |
festhalten: Nicht alle Hochschulen können alles gleich gut. „Auch eine | |
Volluniversität muss sich überlegen, wie voll sie sein will“, sagte | |
Wissenschaftsratsvorsitzender Wolfgang Marquardt gestern in Berlin. | |
## Üppig ausgestattete Spitzenprofessuren | |
Das Geld, das die Länder künftig zusätzlich in die Hochschulen geben, | |
sollte daher an Profilierungsstrategien geknüpft werden. Durch sogenannte | |
Merian-Professuren und Liebig-Zentren sollen Hochschulen ihre eigenen | |
Schwerpunkte setzen können. | |
Merian-Professoren sollen üppig ausgestattet und mit | |
Spitzenwissenschaftlern besetzt werden. Der Wissenschaftsrat veranschlagt | |
etwa 1 Million Euro pro Professur, die auch durch den Bund aufgebracht | |
werden sollen. Professorenstellen werden bislang allein von den Ländern | |
bezahlt. In den kommenden zehn Jahren sollen 200 bis 250 Merian-Professuren | |
geschaffen werden. Auch reine Lehrprofessuren sollen möglich sein. „Wenn | |
man Spitzenleute hat, zieht man auch andere Spitzenleute an“, ist Marquardt | |
überzeugt. | |
Besonders wichtige Forschungsschwerpunkte an den Hochschulen sollen in Form | |
von zu schaffenden Liebig-Zentren dauerhaft vom Bund mitfinanziert werden | |
können. In ihnen sollen Forschungsprojekte aus der Exzellenzinitiative | |
aufgehen, aber auch Lehrzentren oder Fachhochschulforschung kommen infrage. | |
Der Wissenschaftsrat empfiehlt, 40 bis 50 Liebig-Zentren einzurichten. | |
Machbar wäre das laut Marquardt auch ohne eine Verfassungsänderung. | |
16 Jul 2013 | |
## AUTOREN | |
Bernd Kramer | |
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