| # taz.de -- Arbeitsgruppe BaföG: Johanna Wankas Luftnummer | |
| > Das Bafög wird ausgeweitet, versprach die CDU-Bildungsministerin im | |
| > Frühjahr. Bei der Ankündigung ist es geblieben. | |
| Bild: Lässt derzeit Vorschläge zum BaföG erarbeiten, die es bereits gibt: CD… | |
| BERLIN taz | Es klang wie ein fulminanter Start. Als Johanna Wanka (CDU) im | |
| Frühjahr als Bildungsministerin antrat, kündigte sie an, das Bafög | |
| auszuweiten. Bei der Ankündigung ist es geblieben. | |
| „Wanka hat an der Bafög-Politik von Frau Schavan nahtlos angeknüpft: Sie | |
| tut nichts“, sagt SPD-Bildungspolitiker Ernst-Dieter Rossmann. Sein Kollege | |
| Kai Gehring von den Grünen schimpft: „Bildungsaufstieg und | |
| Chancengleichheit haben für die Ministerin keine Priorität.“ | |
| Zwar berät auf Wankas Geheiß eine Arbeitsgruppe aus Staatssekretären von | |
| Bund und Ländern. Ende Mai traf sich die AG, ein weiteres Treffen soll | |
| Gerüchten zufolge im September stattfinden. Worüber die Gruppe genau | |
| verhandelt, wer ihr angehört – auch auf mehrmalige Nachfrage drückt sich | |
| das Ministerium um die Details. Wankas Sprecher beteuert: „Das Engagement | |
| des Bundes ist ernsthaft.“ | |
| Das konspirative Vorgehen erstaunt selbst Beobachter. Als „befremdlich“ | |
| bezeichnet es Stefan Grob, Sprecher des Deutschen Studentenwerks: „Wir | |
| wissen nicht, ob die einen Fahrplan haben oder nicht.“ Normalerweise lege | |
| der Bund einen Gesetzentwurf vor, über den er mit den Ländern verhandelt. | |
| Das Bafög wird von Bund und Ländern gemeinsam finanziert. | |
| Nach Informationen der taz beriet die Gruppe vor allem über einfachere | |
| Verwaltungsregeln – etwa darüber, wie Förderlücken im Übergang zwischen | |
| Bachelor- und Masterstudium geschlossen werden können. Studierende, die | |
| nach ihrem ersten Abschluss zwar vorläufig zum Masterstudium zugelassen | |
| werden, können derzeit erst Bafög bekommen, sobald den Ämtern das | |
| Bachelorzeugnis vorliegt. | |
| ## Geldfragen großzügig ausgeklammert | |
| Fragen rund ums Geld hat die Arbeitsgruppe dagegen großzügig ausgeklammert. | |
| Das wird aus einer Antwort des Ministeriums auf eine Berichtsanforderung | |
| der Linkspartei im Bundestag deutlich, die der taz vorliegt. Die | |
| „haushaltspolitischen Auswirkungen“ sollen erst nach „Klärung der | |
| fachpolitischen und inhaltlichen Fragestellungen“ ermittelt werden. | |
| Das heißt: Bisher hat Wanka keinen Versuch unternommen, mit Finanzminister | |
| Schäuble (CDU) über die Mittel für eine Bafög-Reform zu verhandeln. Damit | |
| wäre frühestens Anfang 2014 zu rechnen. „Ein lapidarer Prüfauftrag an eine | |
| Staatssekretärsarbeitsgruppe macht deutlich, dass Frau Wanka die | |
| Bafög-Reform nicht als Chefsache betrachtet“, ärgert sich die | |
| Linken-Haushälterin Gesine Lötzsch. | |
| Dass sie ungern mehr Geld ausgeben will, hat Wanka bereits deutlich | |
| gemacht. Doch auch die moderaten Reformen, die die Gruppe berät, wären | |
| nicht umsonst: Allein bei einer Ausweitung des Bafögs auf | |
| Teilzeitstudierende mit Kindern unter sechs Jahren erwartet der Kreis nach | |
| Informationen der taz zusätzliche Kosten von fast 500 Millionen Euro. Würde | |
| man die heutigen Sätze pauschal um 10 Prozent anheben, käme man auf eine | |
| ähnliche Summe. | |
| Die neue Arbeitsgruppe mutet auch deswegen so absurd an, weil ein anderer | |
| Fachkreis die Fragen längst bearbeitet hat. Das geht aus einem | |
| Ergebnispapier der Kultusministerkonferenz hervor, das der taz vorliegt. | |
| Bereits 2012 hatte eine Bafög-AG dort eine Reihe von Vorschlägen entwickelt | |
| – unter anderem um Förderlücken zwischen Bachelor und Master zu schließen | |
| und das Bafög für Teilzeitstudierende zu öffnen. | |
| 3 Sep 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Bernd Kramer | |
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