# taz.de -- Kommentar Weg der Linkspartei: Das Ende der ewigen Opposition | |
> Die SPD unverdrossen als Hauptgegner zu traktieren, und insgeheim auf | |
> Rot-Rot-Grün 2017 zu hoffen, ist töricht. Die Linkspartei braucht eine | |
> kluge Strategie. | |
Bild: Wohin will die Linkspartei? Wagenknecht, Bartsch und Gysi | |
Mittwoch war ein guter Tag für die Linkspartei. Das | |
[1][Bundesverfassungsgericht] hat die hysterische Überwachung der | |
Linkspartei durch den Verfassungsschutz zumindest begrenzt. Und Gysi führt | |
die Fraktion erst mal weiter allein, und nicht mit Sahra Wagenknecht. Denn | |
die macht zwar in Talkshows bella figura, würde die Fraktion aber | |
zielsicher ins politische Abseits führen. | |
Die entscheidende Frage aber ist noch immer offen: Wohin will die | |
Linkspartei? Dass der Verfassungsschutz nun nicht mehr leichthändig | |
Genossen überwachen darf, lobte die Linkspartei-Spitze zu Recht als | |
westeuropäische Normalisierung. Es ist ein kleiner Schritt in dem endlosen | |
Abschied von Kalter-Krieg-Reflexen. | |
Aber darin steckt auch eine Frage an die Partei: Will sie sich wirklich als | |
eine ganz normale politische Kraft links der SPD etablieren? Will sie Teil | |
eines Reformbündnisses oder will sie Fundamentalopposition sein? Will sie | |
bloß Recht haben oder mit Kompromissen Deutschland verändern? | |
Die Genossen kokettieren gerne mit Robin Hood-Attitüden und mit dem Image, | |
ganz anders als alle anderen zu sein. Vor allem der Wagenknecht-Flügel | |
ordnet die Welt noch immer in übersichtliche Rastern. Forsch reklamiert man | |
für sich die Emanzipation und den Frieden. SPD, Union und Grüne werden | |
pauschal als neoliberal und Kräfte der Finsternis verachtet. | |
Doch wenn die Linkspartei den Parlamentarismus ernst nimmt, muss sie die | |
reale Möglichkeit schaffen, auch mal zu regieren und darf sich nicht, wie | |
bisher, in der Rolle der ewigen Opposition häuslich einrichten. Dafür muss | |
sie ihre, vor allem im Westen gepflegten, Anti-SPD Affekte überwinden. Denn | |
die SPD unverdrossen als Hauptgegner zu traktieren, und insgeheim auf | |
Rot-Rot-Grün 2017 zu hoffen, ist töricht. Beides zusammen ist eine paradoxe | |
Botschaft. Das Angebot zur Zusammenarbeit an Rot-Grün ist jedenfalls nicht | |
mehr als ein PR-Coup, wenn man sie gleichzeitig mit schriller Rhetorik als | |
Verräter brandmarkt. | |
Falls es zur großen Koalition kommt, wird die Linke als größte | |
Oppositionsfraktion im Bundestag so wichtig sein wie nie zuvor. Denn die | |
Linke wird Angela Merkel als erste Kontra geben. Dass dies nicht ohne | |
Gregor Gysi geht, leuchtet ein. Gysi ist nicht nur der klügste Kopf der | |
Partei, er ist auch der letzte Zentrist - und der Stoßdämpfer zwischen den | |
Lagern, die sonst ungebremst aufeinander prallen. Denn die Spannungen | |
zwischen den Flügeln sind nur aus den Schlagzeilen verschwunden. Es gibt | |
sie noch immer. | |
Gerade für den Fall, dass es zu einer großen Koalition kommt, droht der | |
Linkspartei damit ein Regressionsschub, ein Rückfall in alte | |
Anti-SPD-Muster. Gefragt ist deshalb eine kluge, flexible Strategie. Die | |
Partei muss gleichzeitig schlagkräftige Opposition im Bundestag sein - und | |
Brücken Richtung SPD bauen. | |
10 Oct 2013 | |
## LINKS | |
[1] /Urteil-des-Bundesverfassungsgerichts/!125190/ | |
## AUTOREN | |
Stefan Reinecke | |
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