# taz.de -- Sozialwissenschaftler zu Zeta-Kartell: „Entführen, erpressen, ve… | |
> In Mexiko werden immer häufiger Migranten auf dem Weg in die USA | |
> entführt. Ein Geschäftsmodell des Zeta-Kartells. Es mangelt an | |
> Prävention, sagt Rodolfo Casillas. | |
Bild: Pablo Cote zeigt ein Bild seines Vaters, der auf dem Weg von der US-Grenz… | |
taz: Herr Casillas, Auswanderung gehört zu Mexiko wie Tequila und Tacos. | |
Warum haben es die Migranten aus Mittelamerika so schwer, Mexiko zu | |
passieren? Erst vor ein paar Tagen hat die Polizei in Reynosa im Norden | |
Mexikos 73 Migranten aus ihrer Gefangenschaft befreit. | |
Rodolfo Casillas: Massenentführungen gehören seit einigen Jahren zu den | |
Aktivitäten der Zetas. Dieses von ehemaligen Soldaten und Polizisten | |
gegründete Kartell erpresst Lösegeld von den Angehörigen in den | |
Herkunftsländern – wie Honduras, El Salvador oder Guatemala. Zwar werden | |
immer wieder Migranten von der Polizei befreit, aber es wird nicht | |
präventiv agiert. Weder werden die Routen der Migranten polizeilich | |
überwacht, noch gibt es Warnungen oder Informationen. | |
In Mexiko hat sich die Auswanderung zum großen Geschäft entwickelt. Nicht | |
nur für die Schlepper im Grenzgebiet, sondern auch für kriminelle Banden, | |
die den Menschen auf dem Weg nach Norden ihre letzten Ersparnisse abnehmen. | |
Das ist ein Phänomen, das weltweit zugenommen hat, nicht nur in Mexiko. | |
Chinesen, die in die USA wollen, müssen bis zu 60.000 US-Dollar zahlen. | |
Allerdings ist Mexiko wichtiger geworden, weil Europas Grenzen geschlossen | |
wurden und die Menschen aus Asien und Afrika nach neuen Zielen suchen. | |
Mexiko ist das Vorzimmer der USA. Von hier versuchen immer mehr Menschen | |
rüberzukommen. | |
Sind alle Drogenkartelle an dem Geschäft beteiligt? | |
Die Zetas nehmen eine Sonderrolle ein, denn die anderen Kartelle haben | |
bisher mit der Erpressung der Migranten nichts zu tun. Die Zetas haben sich | |
eine Nische im Markt gesucht, sie entführen, erpressen, vergewaltigen und | |
haben sich in einer Region breitgemacht, wo vorher kein anderes Kartell | |
aktiv war. In Veracruz und Tabasco sowie in Oaxaca, Guerrero und Chiapas. | |
Die Drogenkartelle sind hingegen vor allem an der Grenze im Norden aktiv. | |
Gewalt gegen Migranten scheint jedoch überproportional zugenommen zu haben? | |
Heute weiß jeder Mexikaner, dass sich die Migranten nicht wehren können, | |
weil sie keine Papiere haben und schnell in den Norden wollen. Taxi- und | |
Busfahrer verlangen den doppelten Fahrpreis, Diebe versuchen den Migranten | |
das bisschen Gepäck zu stehlen – quasi normal auf den Routen der Migranten. | |
Diese Delikte haben den Boden für die Kapitalverbrechen bereitet. Die | |
Frauen werden oft Opfer sexueller Gewalt, manchmal mehrmals auf der Route | |
und oft von mehreren Männern – das ist Teil der Realität auf den Strecken. | |
Warum tut die Regierung nichts, um die Migranten zu schützen? | |
Es fehlt am politischen Willen – sowohl in Mexiko als auch in Mittelamerika | |
und den USA. Schlimmer noch, man kann den Eindruck gewinnen, dass die Zetas | |
quasi in offizieller Funktion unterwegs sind. Warum? Weil sie es sind, die | |
gegen Migranten vorgehen und das sorgt für Abschreckung. Das ist durchaus | |
im Interesse der mexikanischen Regierung. | |
10 Oct 2013 | |
## AUTOREN | |
Knut Henkel | |
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