# taz.de -- Kommentar Britische Botschaft: Britische Obsessionen | |
> Berlin wird abgehört, auch vom Dach der britischen Botschaft aus. Nothing | |
> new. Die Briten sind von Überwachung besessen. | |
Bild: Sind auch die Poller vor der britischen Botschaft in Berlin heimliche Abh… | |
Warum die Empörung über den britischen Horchposten auf dem Dach der | |
Botschaft in Berlin? Sicher, es gehört sich nicht, Verbündete | |
auszuspionieren. Obendrein ist es illegal, es verstößt gegen | |
internationales Recht. Doch das wurde schon immer ausgehebelt, wenn es um | |
Spionage geht – nicht nur von Amis und Briten. | |
Vorige Woche erst hat der Ex-NSA-Mitarbeiter Edward Snowden enthüllt, dass | |
die britischen Oberschnüffler vom GCHQ seit fünf Jahren in enger | |
Zusammenarbeit mit deutschen, französischen, spanischen und schwedischen | |
Kollegen verbesserte Methoden zur Massenüberwachung von Internet- und | |
Telefonverkehr entwickelt haben. Obendrein hat das GCHQ die Partner | |
beraten, wie sie am besten nationale Gesetze dagegen umgehen können. | |
Dass die Briten von Überwachung besessen sind, weiß man nicht erst seit | |
Montag. Man muss sich nur die Kameradichte in den Innenstädten ansehen. | |
Außerdem werden in Menwith Hill schon lange E-Mails, Faxe und Telefonate | |
des gesamten eurasischen Raumes vollautomatisch aufgefangen. Die Anlage ist | |
Teil des Abhörsystems „Echelon“, das von den USA, Großbritannien, | |
Australien, Kanada und Neuseeland seit den siebziger Jahren gemeinsam | |
betrieben wird. | |
Wenn man dann noch bedenkt, dass die britische Regierung das Schoßhündchen | |
von Washington ist, kann einen der Horchposten in Berlin nicht wirklich | |
überraschen. Das erklärt auch die erbärmlichen Äußerungen von | |
Premierminister David Cameron zu Snowdens Enthüllungen: Nicht das Abhören | |
sei verwerflich, sondern seine Aufdeckung, denn sie gefährde die nationale | |
Sicherheit, meint Cameron. Solch einen Stuss hört man inzwischen nicht mal | |
mehr aus Washington. | |
Welche Folgen wird die Enthüllung des britischen Abhörnests auf der | |
Berliner Botschaft haben? Gar keine. Die deutsche Regierung ist zu feige, | |
Snowden Asyl anzubieten, weil sie es sich nicht mit der Regierung in | |
Washington verderben will. Genauso wenig Lust hat sie auf einen Streit mit | |
dem britischen Handelspartner. Wenn Cameron gebührende Zerknirschung an den | |
Tag legt, wird schon bald Gras über die Sache gewachsen sein. | |
6 Nov 2013 | |
## AUTOREN | |
Ralf Sotscheck | |
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