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# taz.de -- Regisseur verklagt US-Webseite: Hateful, hateful Tarantino
> Das neue Drehbuch von Quentin Tarantino ist im Netz gelandet. Jetzt
> verlangt er von einer Gossip-Webseite Millionen wegen
> Copyright-Verletzungen.
Bild: Fühlt sich um ein paar Dollar betrogen: Quentin Tarantino.
Quentin Tarantino ist ein bisschen hasserfüllt dieser Tage. Der Regisseur,
der eigentlich mit den Vorbereitungen für die Dreharbeiten zu seinem neuen
Western „The Hateful Eight“ (“Die hasserfüllten Acht“) zu tun haben wo…
beschäftigt nun Anwälte statt Schauspieler. Nachdem in der vergangenen
Woche das Drehbuch zu dem Western im Internet auftauchte, brach der
Amerikaner das Projekt ab. Der Film sollte die Fortsetzung des Erfolgs
„Django Unchained“ sein.
Tarantino echauffierte sich nach dem Leak medienwirksam über die
[1][Boulevard-Seite] [2][Deadline], wie unmöglich die Vorabveröffentlichung
seines Drehbuchs sei. „Ich bin sehr, sehr deprimiert“, sagte Tarantino. Er
kündigte an, den Film nicht zu drehen und das Skript als Buch zu
veröffentlichen.
Doch offenbar hat sich Tarantino noch nicht genug aufgeregt – und verklagt
die [3][Gossip-Seite] [4][Gawker], den Filesharing-Anbieter
[5][Anonfiles.com] und weitere „unbekannte Personen“ wegen
Copyright-Verletzungen. In der Anklageschrift, die der
[6][Unterhaltungsseite Hollywood Reporter] vorliegt ([7][pdf]), wirft
Tarantino Gawker „räuberischen Journalismus vor, der das Recht der Leute
verletzt, einen Dollar zu verdienen“. Mit ihrer „Werbung und Verbreitung
der unautorisierten Kopien des geleakten, unveröffentlichten Drehbuchs“
hätte die Seite „dreiste Copyright-Verletzungen“ betrieben.
Das Unternehmen, so die Anklageschrift weiter, habe journalistische
Standards verletzt. Außerdem habe Gawker damit geworben, die erste Quelle
zu sein, auf der das Drehbuch zu lesen sei – mit der Überschrift [8][“Here
Is the Leaked Quentin Tarantino Hateful Eight Script“] – und mehrere URLs
bereitgestellt, die zum Drehbuch führten.
## Profit-Schaden
Der File-Sharing-Anbieter Anonfiles.com sei darüber hinaus der Aufforderung
der Anwälte Tarantinos, die URLs zu dem Drehbuch von der Seite zu nehmen,
nicht nachgekommen. Tarantino fordert mindestens eine Million Dollar
Schadenersatz für die Verletzung des Copyrights.
Die Anwälte des Regisseurs berufen sich auf den [9][Copyright Act] und den
Digital Millenium Copyright Act von 1998 ([10][das Gesetz als pdf]), der
die Rechtslage durch die sich stetig weiterentwickelnden digitalen
Möglichkeiten sichern soll. Das amerikanische Copyright ist nicht mit dem
deutschen Urheberrecht zu vergleichen. Zwar gibt es Ähnlichkeiten, aber in
den USA ist die Grundlage des Copyright ein wirtschaftlicher Schutz, nicht
der Schutz der schöpferischen Idee des Künstlers. Tarantions Anwälte
sprechen in der Anklageschrift auch von einem „Profit-Schaden“, der
Tarantino entstanden sei.
John Cook, Chefredakteur von Gawker, hat auf die Klage mit [11][einem
Blogeintrag] auf seiner Seite reagiert. Cook argumentiert, dass nicht
Gawker das Drehbuch veröffentlicht und im Netz bereitgestellt hat, sondern
lediglich über einen Blogeintrag darauf hingewiesen hat, dass das Drehbuch
online ist. „Die Veröffentlichung des Links war ein nicht weiter
bemerkenswerter Teil unserer Arbeit: Menschen über Nachrichten zu
informieren, auf die sie neugierig sind.“ Darüber hinaus habe Tarantino das
Thema mit seinem eigenen Interview bei Deadline angeheizt und für PR-Zwecke
genutzt und zwar zu einem Zeitpunkt, als das Drehbuch lediglich in
Hollywood verbreitet worden war, aber noch nicht im Netz.
Rechtsstreits über das Copyright landen in den USA aufgrund der – ähnlich
wie in Deutschland – umstrittenen Rechtslage auch immer wieder vor dem
Obersten Gerichtshof. Ein häufig zitiertes Urteil im Bereich Filesharing
fiel im Jahr 2005. Die MGM Filmstudios hatten gegen einen
File-Sharing-Anbieter geklagt – und vom Supreme Court Recht bekommen. In
MGM Studios, Inc. vs. Grokster, Ltd [12][urteilen die Richter], dass ein
Unternehmen haftbar gemacht werden kann, wenn etwas mit dem Ziel verbreitet
wird, das Dritte damit das Copyright verletzten.
Im Fall Gawker gegen Tarantino argumentiert der Chefredakteur Cook, dass
die Veröffentlichung des Links im Zusammenhang mit dem Nachrichtengehalt
des Themas begründet liege. Und beendet seinen Beitrag mit einer Ansage
Richtung Tarantino: „Wir werden dagegen kämpfen.“ Ob die Klage des
Regisseurs zugelassen wird, muss jetzt das Gericht in Kalifornien
entscheiden.
28 Jan 2014
## LINKS
[1] http://www.deadline.com/2014/01/quentin-tarantino-hateful-eight-leak-novel/
[2] http://www.deadline.com/2014/01/quentin-tarantino-hateful-eight-leak-novel/
[3] http://gawker.com/
[4] http://gawker.com/
[5] http://anonfiles.com/
[6] http://www.hollywoodreporter.com
[7] http://www.hollywoodreporter.com/sites/default/files/custom/Documents/ESQ/T…
[8] http://defamer.gawker.com/here-are-plot-details-from-quentin-tarantinos-lea…
[9] http://www.copyright.gov/title17/
[10] http://www.copyright.gov/legislation/dmca.pdf
[11] http://gawker.com/quentin-tarantino-sues-gawker-over-link-to-script-he-wa-…
[12] http://caselaw.lp.findlaw.com/cgi-bin/getcase.pl?court=US&navby=case&a…
## AUTOREN
Rieke Havertz
## TAGS
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