# taz.de -- Rechtsstreit mit Klatschportal „Gawker“: Der Milliardär und di… | |
> Hulk Hogan gewinnt gegen Gawker Media. Ein Investor finanzierte die | |
> Sex-Video-Klage des Ex-Wrestlers – und sagt der Gossip-Webseite den Kampf | |
> an. | |
Bild: Gewonnen: Ex-Wrestler Hulk Hogan | |
BERLIN taz | Seit dieser Woche ist es offiziell: Gawker Media, die Firma, | |
die das gleichnamige Klatschportal betreibt, muss Terry Gene Bollea 140 | |
Millionen Dollar Schadensersatz zahlen. Ein Gericht in Florida hat es am | |
Mittwoch abgelehnt, den Fall noch einmal aufzurollen. Bollea, besser | |
bekannt als Hulk Hogan, bekommt nun tatsächlich umgerechnet 125 Millionen | |
Euro. Warum? Weil Gawker ein Sexvideo von ihm veröffentlich hat. Und weil | |
Bollea finanzkräftige Unterstützung im Prozess hatte: vom deutschstämmigen | |
Silicon-Valley-Investor Peter Thiel. | |
Gegenüber der New York Times hat der Mitgründer des Finanzdienstleisters | |
Paypal und sehr frühe Facebook-Investor zugegeben, dass er es war, der | |
Bolleas mit rund zehn Millionen Dollar unterstützte. Thiel nennt diese | |
Ausgaben „eine der größten philanthropischen Dinge, die ich je getan habe�… | |
Ob die Unterstützung Bolleas tatsächlich rein philanthropischen Ursprungs | |
ist, darf allerdings bezweifelt werden. Denn Gawker und Thiel haben eine | |
gemeinsame Geschichte: 2007 outete das Gawker-Blog Valleywag mit der wenig | |
zweideutigen Zeile „Peter Thiel is totally gay, people“ den Milliardär als | |
homosexuell. Dieser und andere Artikel über seine Freunde „ruinierten ohne | |
Grund das Leben von Menschen“, sagt Thiel. | |
Also schmiedete er das, was man wohl einen Racheplan nennt, den er aber | |
nicht so verstanden wissen will. Denn ihm gehe es nicht um Rache, sondern | |
um „Abschreckung“, sagt Thiel. Für diese Abschreckung heuerte er schon vor | |
Jahren ein Team von Anwälten an, das sich darum kümmern sollte, dass | |
KlägerInnen, die gegen Gawker vorgingen, dafür die nötigen Mittel zur | |
Verfügung gestellt bekämen, da sie sich sonst auf einen Vergleich einigen | |
müssten – und dafür nicht mehr als ein Almosen bekämen. | |
## Weitere Fälle gegen Gawker laufen noch | |
„Ich kann mich selbst verteidigen“, sagt Thiel, „aber die meisten Leuten, | |
die die angreifen, sind nicht wie ich.“ Auch jemand wie Terry Bollea – | |
Millionär, berühmt, erfolgreich – habe nicht die Ressourcen, um sich allein | |
gegen einen solch großen Konzern wie Gawker zu wehren. | |
Thiel kann das und nutzt seine Finanzkraft dafür. Gawker musste Anfang des | |
Jahres Unternehmensanteile verkaufen, um gewappnet zu sein für eine | |
mögliche Zahlung an Bollea. | |
Aber: Richtet sich Thiels Abschreckung nur gegen Gawker oder bringt es auf | |
Dauer das gesamte Recht auf freie Meinungsäußerung – immerhin im ersten | |
Verfassungszusatz garantiert – ins Wanken? Thiel, der Libertäre, der immer | |
wieder das Recht auf freie Rede verteidigte und sogar Geld an | |
Journalistenorganisationen spendete, meint, dass er mit seinem Kampf gegen | |
Gawker nicht Journalisten verängstige, sondern Medien stärke, „denn wenn | |
ich nicht der Meinung wäre, dass Gawker ein einzelner schlimmer Tyrann sei, | |
dann hätte ich doch nichts davon getan.“ Wenn alle Medien so seien, dann | |
sei sein Unterfangen zwecklos. Außerdem greife er keine anderen | |
Medienunternehmen an. Nur Gawker. | |
Thiel wollte gegenüber der New York Times nicht sagen, welche anderen Fälle | |
gegen die Tratschseite er noch finanziert hat. Nur so viel: Mindestens zwei | |
Fälle gegen Gawker liefen noch. | |
Womöglich muss das Unternehmen bald noch mal ein paar Anteile verkaufen. | |
26 May 2016 | |
## AUTOREN | |
Jürn Kruse | |
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