Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar zur Frauenquote: Mehr Erfolg, mehr Macht, mehr Geld
> Fest oder Flexi? Beides wollen die beiden SPD-MinisterInnen Schwesig und
> Maas in ihren „Leitlinien“ für mehr Frauen in Topjobs.
Bild: Eines aber steht fest: Verschwinden wird das Thema aus der gesellschaftli…
Ist das nun der große Wurf? Oder nur ein Zugeständnis an die Wirtschaft und
die Gewerkschaften, vor allem an den eigenen Parteichef? Die „Leitlinien“
zur Frauenquote sind jedenfalls noch kein Gesetzentwurf.
Gleichwohl geben sich Justizminister Heiko Maas und Frauen- und
Familienministerin Manuela Schwesig so siegesgewiss, dass man meinen
könnte, sie interessiere all die Kritik nicht, die es an der Quote und den
dazugehörigen Vorhaben gibt. Dabei ist es nicht einmal eine Woche her, dass
Sigmar Gabriel donnerte, das mit der Quote, so wie sich Schwesig und Maas
das vorstellten, „geht so nicht“. Die Pressekonferenz, auf der die Idee
präsentiert werden sollte, wurde flugs abgesagt – um sie kurz darauf wieder
einzuberufen.
Vor allem Schwesig steht unter Druck. Sie ist bekannt für ihre
gleichstellungspolitischen Ideen, ihr eilt der Ruf voraus, es ernst zu
meinen mit gleichem Lohn für gleiche Arbeit, mit mehr Frauen in Topjobs und
mehr Männern am Wickeltisch.
In den ersten hundert Tagen ihres Daseins als Bundesministerin musste
Schwesig manche Schlappe einstecken: Ihr 32-Stunden-Modell für berufstätige
Mütter und Väter fiel ihr auf die Füße, weil sie die Finanzierung nicht
ausreichend abgesprochen hatte. Die Erhöhung des Elterngelds wurde
verschoben. Und dann Gabriels Ohrfeige. Schwesig hat sich weit aus dem
Fenster gelehnt, jetzt kann sie nicht hinter ihren Ankündigungen
zurückbleiben.
## Die Leitlinien sind ein Kompromiss
Das tut sie bei der Quote auch nicht. Die Leitlinien sind ein Kompromiss:
ein Mix aus starrer Quote für wenige große Unternehmen und einer
„Flexiquote“ für kleinere Firmen, darunter Betriebe wie jene im
metallverarbeitenden und im Baugewerbe, in denen in der Regel weniger
Frauen als Männer arbeiten.
Die Leitlinien sollen ein Gesprächsangebot sein. Das sagt alles und nichts.
Ein Quotengesetz kann kommen – oder auch nicht. Eines aber steht fest:
Verschwinden wird das Thema aus der gesellschaftlichen Debatte nicht mehr.
Schon die bisherigen Diskurse, die zwar nicht in einem Gesetz mündeten,
haben einen Bewusstseinswandel eingeleitet.
Unabhängig davon sind verkrustete Männerbünde – nichts anderes sind nahezu
alle Konzernspitzen – nicht anders aufzubrechen als mit klaren
geschlechtergerechten Regeln. Es geht um Macht, Einfluss und Geld. Davon
gibt niemand gern freiwillig ab. Wer es dennoch tut und Vielfalt schafft,
kann profitieren: mehr Erfolg, mehr Macht, mehr Geld.
26 Mar 2014
## AUTOREN
Simone Schmollack
## TAGS
Frauenquote
Aufsichtsrat
Manuela Schwesig
Heiko Maas
Gedöns
Schwarz-rote Koalition
Frauen in Führungspositionen
Familienpolitik
Quote
Urteil
Frauenförderung
Quote
Manuela Schwesig
Telekom
Frauenquote
## ARTIKEL ZUM THEMA
Männer als Frauenpolitiker: Familie macht er mit links
Jörn Wunderlich ist seit langem familienpolitischer Sprecher der
Linksfraktion. Inzwischen hat er Kollegen bei der Union und der SPD.
Umstrittenes Gleichstellungsgesetz: Alle gegen die Quote
Gegen das Frauenquotengesetz von Ministerin Schwesig gibt es Widerstand.
Der Union geht es viel zu weit. Und auch andere finden es nicht gut.
Frauen in Führungsposition: Bahn fährt mit zu wenigen Frauen
In der Privatwirtschaft besetzen meist Männer die Top-Positionen. Bei
vielen bundeseigenen Firmen ist das nicht anders.
Forderung nach Familienarbeitszeit: „Ein gesellschaftliches Großthema“
Der Regierungssprecher watschte Familienministerin Schwesig dafür ab. Aber
sie hält an der 32-Stunden-Woche fest.
Gleichstellung in der Technik: Nicht mehr allein unter Männern
Männer dominieren nach wie vor die Podien auf Konferenzen. Die Seite
speakerinnen.org macht jetzt demonstrativ Expertinnen sicht- und buchbar.
Urteil in Rheinland-Pfalz: Wahlzettel ohne Frauenquote
Damit mehr Frauen in Kommunalparlamente gewählt werden, wollte Rot-Grün die
Stimmzettel gendern. Das Landesverfassungsgericht ist dagegen.
Informatik-Studiengang nur für Frauen: 100 Prozent Quote
Frauen sind in den technischen Fächern gewöhnlich in der Minderheit. Ein
Studiengang an der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft ist für
Männer deshalb tabu.
Pläne der Regierung für die Quote: Her mit den Chefinnen!
Mit einem Dreisäulenmodell will Familienministerin Schwesig eine Quote für
Führungspositionen einführen. Das stößt auf Kritik – nicht nur in der
Wirtschaft.
Kommentar ElterngeldPlus: Schwesig ist zäh genug für die SPD
Familienministerin Schwesig stellt eine sinnvolle Erweiterung des
Elterngeldes vor. Ist ihr Einstand im Ministerium geglückt?
Arbeitsmodell der Telekom: Yes, we can
Bei der Telekom können ab 2014 alle Teilzeitbeschäftigten wieder zurück auf
ihre Vollzeitstelle. Die Arbeitgeberlobby sieht das kritisch.
Silvana Koch-Mehrin über die Quote: „Sie wird kommen“
Die FDP-Politikerin Koch-Mehrin über die Quote „in greifbarer Nähe“,
Anweisungen aus Deutschland und von der Leyens moralischen Sieg.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.