Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Frauen in Führungsposition: Bahn fährt mit zu wenigen Frauen
> In der Privatwirtschaft besetzen meist Männer die Top-Positionen. Bei
> vielen bundeseigenen Firmen ist das nicht anders.
Bild: In den Unternehmen, an denen der Bund beteiligt ist, ist nur jede vierte …
BERLIN taz | Bremen ist voll was für Frauen. Schwerin und Magdeburg eher
nicht. Das gilt zumindest bei den Chancen, die Frauen in diesen Städten
haben, wenn sie in der öffentlichen Verwaltung und in öffentlichen
Unternehmen ganz oben mitreden wollen.
In Bremen sorgen städtische Unternehmen wie botanika und die Hanseatische
Naturentwicklung (haneg) dafür. In Deutschlands „erstem grünem Science
Center“, wie sich botanika selbst bezeichnet, und der „zentralen
Anlaufstelle für eine qualifizierte, flexible, transparente und
wirtschaftliche Umsetzung von Naturschutz“, wie sich haneg sieht, sind vier
der fünf Aufsichtsräte weiblich. Die Aufsichtsräte bei der Magdeburger
Wohnungsbaugesellschaft und bei der Schweriner
Straßenreinigungsgesellschaft hingegen bestehen komplett aus Männern.
Insgesamt beträgt der Frauenanteil in den Aufsichtsräten öffentlicher
Unternehmen 25 Prozent. Das hat der Verein Frauen in die Aufsichtsräte
(FidAR) herausgefunden. In Firmen, an denen der Bund beteiligt ist, ist nur
jeder fünfte Aufsichtsrat eine Frau. „Frauen sind in den Spitzengremien der
Unternehmen mit Beteiligung des Bundes, der Länder und Kommunen deutlich
unterrepräsentiert“, so das Fazit.
In Deutschland gibt es 14.000 öffentliche Unternehmen von Bund, Ländern und
Kommunen. Die erwirtschaften jedes Jahr über 300 Milliarden Euro Umsatz und
machen 10 Milliarden Euro Gewinn. Darunter sind Krankenhäuser,
Wohnungsbauunternehmen und Verkehrsbetriebe, in denen überwiegend Frauen
arbeiten – meist auf der unteren und mittleren Ebene.
## Private wollen es nicht allein machen
Wie sich das Männer-Frauen-Verhältnis auf den Führungsetagen dieser
Betriebe verhält, war bislang kaum bekannt. FidAR hat es jetzt mit dem
Public Women-on-Board-Index zum ersten Mal untersucht.
Seit 2010 ermittelt der Verband bereits, wie frauenfreundlich die privaten
börsennotierten Unternehmen sind: Momentan sind 18 Prozent der
Aufsichtsräte dieser Firmen Frauen, bei den Vorständen sind es 5,7 Prozent.
FidAR sei aber bald unter Druck geraten, sagte Präsidentin Monika
Schulz-Strelow bei der Präsentation der neuen Zahlen am Mittwoch: „Die
Privaten fragten irgendwann, warum nur sie sich offenbaren müssen.“
Schulz-Strelow war dann selbst ein wenig erstaunt über das magere Ergebnis
bei den Öffentlichen. Denn für sie gilt mit dem umständlich formulierten
Bundesgremienbesetzungsgesetz bereits seit 1994 eine Art Quote: Vorstände,
Beiräte, Verwaltungs- und Aufsichtsräte müssen zur Hälfte mit Frauen
besetzt sein. „Und ich dachte immer, die Deutschen halten sich an die
Gesetze“, sagte Schulz-Strelow.
## Am besten schon gestern angefangen
Weil das offensichtlich nicht so ist, will Familienministerin Manuela
Schwesig (SPD), deren Haus die FidAR-Studie unterstützt hat, das Gesetz
jetzt „anschärfen“. Ihr Plan: eine gesetzliche 30-Prozent-Quote für beide
Geschlechter in Aufsichtsräten börsennotierter und
mitbestimmungspflichtiger Firmen und selbst gesetzte Quoten für
Unternehmen, die entweder börsennotiert oder mitbestimmungspflichtig sind.
Wird der Anteil nicht erreicht, soll der Platz, der für eine Frau
vorgesehen ist, so lange leer bleiben, bis eine passende gefunden ist. Für
Unternehmen, an denen der Bund zu mehr als 50 Prozent beteiligt ist, soll
es Gleichstellungspläne geben. Das betrifft dann beispielsweise die
Deutsche Bahn, die Deutsche Flugsicherung und die Deutsche Post.
Von den zwanzig Aufsichtsratsposten bei der Deutschen Bahn ist nur ein
Platz mit einer Frau besetzt. Von den sechs Vorständen ist nur einer
weiblich. Wie viel Zeit hat die Bahn, die 50 Prozent zu erreichen? „Sie
sollten schon gestern angefangen haben“, sagte Schwesig am Mittwoch. Denn:
„Man kann nicht der Wirtschaft Dinge abverlangen, die der öffentliche
Bereich selbst nicht einhält.“
2 Jul 2014
## AUTOREN
Simone Schmollack
## TAGS
Frauen in Führungspositionen
Manuela Schwesig
Frauen
Frauen in Führungspositionen
Frauenquote
Quote
## ARTIKEL ZUM THEMA
Genderkompetenz von Arbeitsvermittlern: Keine Zeit, kein Plan, kein Wissen
Kann die Arbeitsagentur etwas für die Gleichstellung tun? Könnte sie, sagen
Forscher, die die Genderkompetenz von Arbeitsvermittlern untersucht haben.
Forscherin über Frauen und Macht: „Man muss siegen wollen“
Dass weibliche Politikerinnen weniger Erfolg haben als Männer, sei ein
Mythos. Das behauptet zumindest die Forscherin Jennifer Lawless.
Kommentar zur Frauenquote: Mehr Erfolg, mehr Macht, mehr Geld
Fest oder Flexi? Beides wollen die beiden SPD-MinisterInnen Schwesig und
Maas in ihren „Leitlinien“ für mehr Frauen in Topjobs.
Pläne der Regierung für die Quote: Her mit den Chefinnen!
Mit einem Dreisäulenmodell will Familienministerin Schwesig eine Quote für
Führungspositionen einführen. Das stößt auf Kritik – nicht nur in der
Wirtschaft.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.