# taz.de -- Flüchtlinge in Berliner Schule: Sie gehen einfach nicht | |
> Rund 40 Flüchtlinge harren in der Schule in Berlin-Kreuzberg aus. Am | |
> Dienstag waren 800 Demonstranten und 900 Polizisten unterwegs. | |
Bild: Es kam zu kleineren Rangeleien. | |
BERLIN taz | Sie lassen sich nicht zum freiwilligen Gehen drängen: Noch | |
immer harren rund 40 Flüchtlinge in der besetzten Gerhart-Hauptmann-Schule | |
aus und fordern ein Bleiberecht nach Artikel 23 des Aufenthaltsgesetzes. In | |
der Nacht zum Mittwoch demonstrierten laut Polizei gut 800 Menschen in | |
Kreuzberg gegen die Räumung der Schule. Etwa 900 Polizisten aus Berlin, | |
Brandenburg, Thüringen, Bayern und von der Bundespolizei waren im Einsatz. | |
Bis Mitternacht verhandelten die gebliebenen Flüchtlinge mit anwesenden | |
Abgeordneten. Für zehn Uhr Mittwochmorgen haben die Flüchtlinge zur | |
Pressekonferenz in die Schule geladen. | |
Die Flüchtlinge forderten in der Nacht ein direktes Gespräch mit | |
Innensenator Frank Henkel – das Vertrauen in die Politiker des Bezirks | |
hätten sie verloren, sagten sie. Henkel war jedoch telefonisch nicht zu | |
erreichen. Man vertagte sich auf den frühen Morgen. Dann wollten sich auch | |
Bezirk und Polizei über das weitere Vorgehen absprechen. | |
Mehr als die Hälfte der verharrenden Flüchtlinge stieg auf das Dach der | |
Schule. Einige drohten, im Fall einer gewaltsamen Räumung durch die Polizei | |
[1][vom Dach zu springen], sich selbst oder das Gebäude anzuzünden. Sie | |
hatten mehrere Molotowcocktails gebaut und Benzin im Gebäude verschüttet. | |
Mehrere Abgeordnete eilten zu Schule, um mit den Flüchtlingen zu | |
verhandeln. Diese schüchterte das große Polizeiaufgebot ein. „Wie wollen | |
lieber sterben als ohne eine Zusicherung für ein Bleiberecht zu gehen“, | |
sagte Mimi, eine der Flüchtlinge auf dem Dach. Linken-Politiker Hakan Taş, | |
der seit Dienstagmorgen mit Bezirk und Flüchtlingen verhandelt hatte, | |
warnte vor einer Polizeiaktion in der Schule: „Diese Menschen sind zu | |
verzweifelt und haben nichts zu verlieren.“ Gleichzeitig kritisierte er das | |
Vorgehen des Bezirks: „Wenn mehrere Hundertschaften anrücken, ist das keine | |
friedliche Räumung.“ | |
Widerwillig ließen Bezirk und Polizei am Abend noch zu, dass Essen, Trinken | |
und Decken in die Schule gebracht wurden. Das soll nach Angaben von Taş | |
jetzt jedoch nicht mehr möglich sein. Es ist wahrscheinlich, dass der | |
Bezirk auf Zeit spielt und darauf hofft, dass die Flüchtlinge von alleine | |
die Schule verlassen. Einen Polizeieinsatz auf dem Dach bezeichnete Sascha | |
Langenbach, Sprecher der Bezirkskbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) in | |
der Nacht als „unverhältnismäßig“. Das Risiko von Verzweiflungstaten der | |
Flüchtlinge schien ihm zu groß. | |
Der Bezirk hatte am Dienstagmorgen begonnen, die Flüchtlinge aus der | |
Gerhart-Hauptmann-Schule, die ihnen seit eineinhalb Jahren als notdürftige | |
Bleibe dient, mit Bussen in Unterkünfte in Charlottenburg und Spandau zu | |
verlegen. Etwa 160 Flüchtlinge verließen die Schule, zusätzlich brachte der | |
grün regierte Bezirk etwa 60 Roma in Gatow unter. | |
25 Jun 2014 | |
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## AUTOREN | |
Matthias Bolsinger | |
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