# taz.de -- Kommentar Deutsche Dschihadisten: Alarmistische Wasserstandsmeldung… | |
> Mit immer neuen Warnungen vor möglichen Anschlägen durch Rückkehrer aus | |
> dem Irak und Syrien ist niemandem gedient. Das Problem bleibt aber ernst. | |
Bild: Von der Terrormiliz IS zurückerobert: Der Stausee bei Mosul im Nordirak | |
Mittlerweile kommt Routine ins Geschäft. Am Wochenende hat Hans-Georg | |
Maaßen, Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV), wieder | |
einmal eindringlich davor gewarnt, aus dem Nahen Osten, insbesondere aus | |
Syrien, nach Deutschland heimkehrende Dschihadisten könnten hier | |
anschließend Anschläge verüben. Dabei liegt die letzte Warnung gerade | |
einmal drei Wochen zurück, die vorletzte rund anderthalb Monate. | |
Nur über die Zahlen ist sich der BfV-Präsident offenbar nicht so recht im | |
Klaren. So hatten die Verfassungsschutzämter Mitte Juni noch rund 320 | |
Deutsche gezählt, die in die umkämpften Regionen aufgebrochen sein sollen. | |
Ein rasanter Anstieg: Im Vorjahr waren es noch etwa 60. Anfang August war | |
deren Zahl laut Maaßen bereits auf 400 angestiegen – um am Wochenende | |
wieder auf 320 zurückzugehen. Das gleiche Durcheinander herrscht bei der | |
Zahl der aus dem Dschihad Zurückgekehrten. Sie wurde im Juni zunächst mit | |
einem Drittel der Ausgereisten angegeben, dies wären dann rund 100 gewesen, | |
um nun auf 25 „erprobte Kämpfer“ zu sinken. | |
Und wenn Maaßen einmal Pause macht, sind seine Amtskollegen aus den Ländern | |
an der Reihe. Bernd Palenda vom Berliner Verfassungsschutz etwa, der allein | |
in der Hauptstadt 50 Personen gezählt haben will, die nach Syrien und Irak | |
ausgereist seien. | |
## Was fehlt ihnen in Deutschland? | |
Sicherlich ist es nicht unproblematisch, wenn sich junge deutsche Männer | |
muslimischen Glaubens von der Propaganda der Dschihadisten angezogen fühlen | |
und in einen derart schmutzigen Krieg wie derzeit im Nahen Osten ziehen. | |
Was also fehlt ihnen in Deutschland? Die Frage stellt sich. | |
Ebenso sicher ist wohl, dass sich die Gesellschaft auf die Resozialisierung | |
dieser heimkehrenden Männer – ob traumatisiert oder fanatisiert – | |
vorbereiten muss. Doch mit immer neuen und immer schnelleren alarmistischen | |
Wasserstandsmeldungen ist es nicht getan. Eher schürt man damit Ängste und | |
arbeitet so dem hiesigen rechtsextremistischen Potenzial in die Hände. Was | |
niemand wollen kann. | |
Recht hat hingegen der Kulturwissenschaftler und Islamexperte Werner | |
Schiffauer, wenn er darauf hinweist, dass seines Wissens die meisten | |
Ausreisenden von der Türkei oder dem Libanon aus die notleidende | |
Bevölkerung versorgen und dass auch bei Einbeziehung mutmaßlich vereitelter | |
Anschläge „keine Rede davon sein kann, dass davon die größte Gefahr | |
ausgeht“. | |
31 Aug 2014 | |
## AUTOREN | |
Otto Diederichs | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Syrien | |
Verfassungsschutz | |
Islamismus | |
Irak | |
Anschläge | |
Bundesrepublik Deutschland | |
Trockenheit | |
Schwerpunkt Syrien | |
Schwerpunkt Syrien | |
USA | |
Kurden | |
Schwerpunkt Überwachung | |
Schwerpunkt Syrien | |
Salafisten | |
USA | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Trockenheit in den Niederlanden: Mangel an Trinkwasser droht | |
Die Trockenheit ist vorbei, ihre Folgen noch längst nicht: Die | |
Wasserversorger der Niederlande schlagen Alarm und fordern sofortiges | |
Eingreifen. | |
Verfassungsschutz Berlin: Nicht weit gekommen | |
Verfahren gegen früheren V-Mann eingestellt. Er soll für einen Jugendlichen | |
eine Reise zu Dschihadisten organisiert haben. | |
Islamistischer Terror in Europa: Anschlag auf EU-Kommission vereitelt | |
Berichten zufolge wollten mutmaßliche Dschihadisten mehrere Anschläge in | |
Brüssel verüben. Zahlreiche Länder sind besorgt angesichts der | |
zurückkehrenden Kämpfer. | |
Neue Allianzen in Nahost: Die unerwünschte Geschichte | |
Die Terrormiliz IS rüttelt das westliche Freund-Feind-Schema durcheinander. | |
Aus Schurken werden Partner, aus Terroristen Brüder im Kampfe. | |
Waffenlieferung in den Irak: Steinmeier warnt vor Abspaltung | |
Deutschland liefert Waffen in das Krisengebiet. Merkel will diese Haltung | |
in einer Regierungserklärung begründen und Steinmeier warnt vor einem | |
möglichen kurdischen Staat. | |
Rekrutierung von Islamisten in London: Grüße aus Whitechapel | |
Die Identität des Mörders des US-Journalisten James Foley scheint bekannt. | |
Er stammt aus der Umgebung der Dschihadisten in London. | |
Islamisten gegen Jesiden in NRW: „Stellvertreterkonflikt“ mit Holzlatten | |
Der Irakkonflikt schwappt über: In NRW greifen Islamisten Jesiden an. Es | |
kommt zu Tumulten. Ausgewanderte Islamisten versuchen den Konflikt | |
anzuheizen. | |
VS-Bericht zu Islamisten: Vorsicht, Heimkehrer! | |
Der Innenminister und der Verfassungsschutz-Chef warnen vor einer Bedrohung | |
durch Islamisten. Aber was genau weiß die Behörde über die Szene? | |
Islamwissenschaftler über Isis im Irak: „Sie werden keinen Staat aufbauen“ | |
Die Dschihadisten würden im Irak keinen Staat aufbauen können, sagt | |
Forscher Guido Steinberg. Aber es könnte einen langen Bürgerkrieg geben. |