Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Ermittlungen gegen Windenergie-Firma: Das Mini-Prokon aus Göttingen
> Verschwieg das Windpark-Unternehmen EEV potenziellen Anlegern bekannte
> Risiken? Die Staatsanwaltschaft hat „leitende Mitarbeiter“ im Visier.
Bild: EEV will mit dem eingeworbenen Kapital unter anderem einen Windpark in de…
HAMBURG taz | Erneut gerät ein prominentes Windenergieunternehmen ins
Visier der Strafverfolger. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig bestätigte
am Donnerstag, dass sie ein Ermittlungsverfahren gegen „leitende
Mitarbeiter“ der Erneuerbare Energie Versorgung AG (EEV) eröffnet habe.
„Die Tatvorwürfe stehen im Zusammenhang mit dem Geschäftsbetrieb“, sagte
eine Sprecherin der Anklagebehörde der taz.
Die Verbraucherschützer in Hamburg befürchten zudem eine mögliche
Insolvenz. Der Fall erinnert an die spektakuläre Pleite des
Erneuerbare-Energie-Unternehmens Prokon.
Die Göttinger Firma EEV hat seit ihrer Gründung vor zwei Jahren mehr als 21
Millionen Euro bei Tausenden Privatanlegern eingesammelt. Die ausgegebenen
Wertpapiere sollten eine Rendite von bis zu 9 Prozent abwerfen – weit mehr
als üblich. Dazu wurden wie bei Prokon oder bei der seit Februar
insolventen hannoverschen Energiefirma Windwärts sogenannte nachrangige
Genussscheine an Anleger verkauft. Diesen droht nun im Fall einer Insolvenz
der Totalverlust. Vorrangig würden andere Gläubiger wie Banken und Behörden
aus der Konkursmasse bedient werden.
Mit dem eingeworbenen Kapital will EEV den Kauf eines
Biomasseheizkraftwerkes in Papenburg und einen Windpark in der Nordsee
finanzieren. Das Problem: Das Offshore-Projekt „Skua“ soll dort entstehen,
wo Marine und Luftwaffe Schießübungen veranstalten. Die Bundeswehr ist
offenkundig nicht bereit, das Gewässer zu räumen. Den riskanten Streit mit
dem Militär soll EEV jedoch in seinem Verkaufsprospekt zur Emission
verschwiegen haben. EEV rechtfertigt dies mit einem umstrittenen
Rechtsgutachten.
## Verbraucherschützerin warnt vor ähnlichen Projekten
##
Gabriele Schmitz von der zuständigen Verbraucherzentrale Hamburg befürchtet
möglicherweise sogar einen weiteren Anlegerbetrug. Beide EEV-Projekte
hätten heute „erhebliche wirtschaftliche Probleme“. Zudem habe es zumindest
zwischenzeitlich Zahlungsschwierigkeiten gegeben. Schmitz warnt vor
ähnlichen Projekten mit üppigen Renditeversprechen: „Die ökologische
Branche ist besonders anfällig für den grauen Finanzmarkt.“
Die Bundesregierung hatte als Reaktion auf die Prokon-Pleite noch vor der
Sommerpause den Entwurf eines Kleinanlegerschutzgesetzes vorgestellt. Für
EEV-Anleger kommt dieses Gesetz zu spät. Schmitz rät ihnen, sich wegen
Falschberatung und Prospektmängeln von einem Rechtsanwalt oder
Verbraucherschützer juristisch beraten zu lassen. Ein schneller Ausstieg
sei jedoch kaum möglich, da die EEV-Genussscheine bis zu fünf Jahre liefen.
Auf Anfrage der taz wollte sich das Unternehmen nicht äußern.
4 Sep 2014
## AUTOREN
Hermannus Pfeiffer
## TAGS
Erneuerbare Energien
Prokon
Windkraft
Windparks
Schwerpunkt Türkei
Investorenschutz
Prokon
Fahrrad
Crowdfunding
Hamburg
Prokon
Ausbeutung
Energiewende
Erneuerbare Energien
Erneuerbare Energien
Gläubiger
Erneuerbare Energien
## ARTIKEL ZUM THEMA
Hunderte Anleger geprellt: Potemkinsche Wasserkraft
In gutem Glauben investierten Anleger in türkische Wasserkraftwerke. Dabei
wurden sie wohl von einem Erlanger Unternehmer betrogen.
Schutz vor riskanten Geldanlagen: Dorfläden bleiben verschont
Gut für das Mietshäuser-Syndikat: Nun soll es im neuen
Kleinanlegerschutzgesetz Ausnahmen für Genossenschaften und gemeinnützige
Projekte geben.
Neue Firma, alte Masche: Prokon-Exchef kann's nicht lassen
Der Gründer des insolventen Windkraftprojektierers sammelt erneut Geld -
und verspricht ethische Geschäfte. Verbraucherschützer warnen.
Fahrradbauer in Bedrängnis: Mifa beantragt Insolvenz
Ein Einstieg indischer Investoren beim Radhersteller Mifa ist gescheitert.
Das Unternehmen aus Sangerhausen kämpft ums Überleben.
Gesetz zum Schutz von Anlegern: Schwarmfinanzierung in Gefahr
Das neue Kleinanlegerschutzgesetz macht sozialen Initiativen das Leben
schwer – aber auch vielen Gründern und dem beliebten Crowdfunding.
Branchenmesse Wind Energy Hamburg: Die Kraft der drei Blätter
Nach der EEG-Novelle kann die Windkraft-Industrie vor allem offshore weiter
wachsen. Es besteht die Gefahr, dass sich nur noch die großen Konzerne
durchsetzen.
Gesetzentwurf zum Kleinanlegerschutz: Prokon-Pleite gefährdet Dorfläden
Als Reaktion auf das Prokon-Aus hat die Regierung ein radikales
Kleinanlegerschutzgesetz entworfen – mit fatalen Folgen für
bürgerschaftliche Projekte.
Windpark-Arbeiter warten auf Geld: „Eine Dusche für 23 Männer“
Werkvertragsarbeiter aus Griechenland lebten monatelang in prekären
Unterkünften. Nun ist ihr Auftrag beendet – aber ihren Lohn haben sie nicht
bekommen.
Erneuerbare Energien: Draußen auf dem Meer
Stromkonzern ENBW will zwei Windparks in der Ostsee in Betrieb nehmen.
Danach sollen größere Offshore-Parks in der Nordsee die Energiewende
beschleunigen.
Nach der Gläubigerversammlung: Weg frei für „Prokon 2.0“
Prokon-Chef Rodbertus hat den Machtkampf um den Windparkkonzern verloren.
Wie soll die Firma künftig organisiert sein – als Genossenschaft?
Windkraftanlagen auf hoher See: Robben, die mit Propellern liebäugeln
Offshore-Windparks liefern erneuerbare Energie – doch ihre Folgen für die
Umwelt sind umstritten. Für einige Seehunde sind sie eine beliebte
Futterquelle.
Gläubigerversammlung bei Prokon: Abstimmen über die Zukunft
75.000 Anleger bangen bei der insolventen Windenergie-Firma Prokon um ihr
Geld. Nun sollen sie die Weichen für die Sanierung stellen.
Streit um Windkraftanlagen: Windenergie im Clinch mit Naturschutz
Niedersachsens grüner Umweltminister Stefan Wenzel gerät zwischen die
Fronten von Industrie und Umweltverbänden.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.